Bestätigt: HP entlässt Leo Apotheker
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Nach weniger als elf Monaten jagt der US-Technologiekonzern Hewlett-Packard seinen Chef Leo Apotheker aus dem Amt. Der Job an der HP-Spitze erfordere jetzt zusätzliche Fähigkeiten, begründete Verwaltungsratschef Ray Lane am Donnerstag nach US-Börsenschluss den Rausschmiss des Deutschen. Die anerkannte Ex-eBay -Chefin Meg Whitman soll nun das Ruder bei dem angeschlagenen Computerriesen herumreißen. „Wir befinden uns in einer kritischen Phase und benötigen eine neue Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen und Nutzen aus den Marktchancen zu ziehen“, sagte Lane, der künftig eine aktivere Rolle in dem Unternehmen spielen wird.
Strategie wird beibehalten
Entgegen den Hoffnungen vieler Experten und Investoren wird der Oracle -Konkurrent nach Reuters-Informationen seine bisherige Strategie nicht wesentlich ändern. Nach dem Freudensprung der Aktie am Mittwoch, als erstmals Gerüchte über eine Entlassung des 58-jährigen früheren SAP -Chefs aufkamen, überwog am Donnerstag die Enttäuschung darüber, dass offenbar keine weiteren Schritte unternommen werden. Dies war zuletzt stets mit einem Abgang des Deutschen in Verbindung gebracht worden. Das HP-Papier schloss an der Wall Street mit Verlusten von 4,8 Prozent.
Beim größten US-Technologieunternehmen läuft es schon lange nicht mehr rund. Apotheker und Hewlett-Packard stehen seit Monaten in der Kritik. Experten zweifeln am Erfolg des von Apotheker initiierten radikalen Umbauplans. Der Deutsche, der 2010 überraschend zum Nachfolger seines beliebten Vorgängers Mark Hurd ernannt wurde, musste mehrmals die Geschäftsprognosen nach unten korrigieren. Auf Unverständnis stieß bei vielen Anlegern auch die Ankündigung, den Tablet-PC TouchPad nach kurzer Zeit wieder vom Markt zu nehmen, sich vom PC-Geschäft zu trennen und für elf Milliarden Dollar die britische Software-Firma Autonomy zu kaufen.
Spekulationen
Zuletzt hatte sich der HP-Verwaltungsratsvorsitzende Lane immer häufiger in der Öffentlichkeit gezeigt und damit Spekulationen über einen möglichen Chefwechsel geschürt. So begleitete er Apotheker beispielsweise bei Treffen mit Investoren, auf denen die künftige HP-Strategie kommuniziert wurde. Für Verwaltungsratsvorsitzende ist ein solche Beteiligung am operativen Geschäft eher ungewöhnlich.
Whitman gehört seit Anfang des Jahres dem HP-Verwaltungsgremium an. Zuvor war die Managerin im Rennen um den Gouverneurs-Posten in Kalifornien unterlegen. Vor allem für ihr Wirken bei eBay wurde Whitman häufig gelobt. Sie machte aus einem 15-Mann-Betrieb ein global agierendes Auktionshaus. Kritik gab es allerdings auch immer wieder an ihrem Führungsstil, ihr wurden ein harscher Befehlston und impulsives Verhalten gegenüber Mitarbeitern vorgeworfen. Analysten sind sich unsicher, ob Whitman die richtige Wahl für den HP-Chefposten darstellt. Ihre letzten Jahre bei eBay waren geprägt von stotterndem Wachstum und eher wenig befriedigenden Zukäufen wie dem Online-Telefonieservice Skype. Sie komme nicht aus dem Hardware-Geschäft, kritisierte Auriga-Analyst Kevin Hunt. Einen Experten auf diesem Gebiet benötige HP allerdings in Zeiten, da vor allem die Konjunktur in Europa Sorgen bereite. Dort erwirtschaftet der US-Konzern mehr als ein Drittel seiner Einnahmen. Noch fällt es HP schwer, dem schwächelnden Hardware-Geschäft entsprechend starke Software- und Service-Verkäufe entgegenzusetzen.
Kommentare