"Digitalisierung ja, aber sicher!“
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft steigen auch die Cyberrisiken. 72 Prozent der österreichischen Unternehmen waren laut einer Studie der KPMG im vergangenen Jahr von Cyberangriffen betroffen. Gestiegen ist aber nicht nur die Anzahl der Angriffe, sondern auch das Bewusstsein für die Sicherheit. 74 Prozent der Unternehmen diskutieren Cyberrisiken mittlerweile auf Führungsebene. "Die Wirtschaft nimmt das Thema ernst und stellt sich der Verantwortung", sagt Alexander Janda, Generalsekretär des Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ): "Es ist aber immer noch viel Aufklärungsarbeit notwendig."
Gemeinsam mit SBA Research startet das KSÖ deshalb Anfang April die Initiative „Sicherheitsforum Digitale Wirtschaft Österreich“. Damit entsteht eine neue Vernetzungsplattform zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Behörden und Zivilgesellschaft, die die Potenziale der Digitalisierung heben und Cyberrisiken minimieren will. Ziel sei es, zu vernetzen, zu informieren und gemeinsam langfristige Strategien und Lösungen zur sicheren Digitalisierung der österreichischen Wirtschaft zu erarbeiten, sagt Janda.
Angriffe mit der Schadsoftware "WannaCry" und "Petya/NoPetya" haben im vergangenen Jahr gezeigt, wie verwundbar die digitale Gesellschaft ist und wie schwer es ist, permanent optimal gerüstet zu sein. "Es ist deshalb besonders wichtig, dass Staat, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam arbeiten, damit wir der organisierten Kriminalität eine starke, organisierte Zusammenarbeit gegenüberstellen können", sagt der KSÖ-Generalsekretär.
Vielzahl von Angriffsflächen
Die Digitalisierung verändert unser Leben massiv, meint Janda. Das weckt Erwartungen, kann aber auch zu Unsicherheiten führe. Durch die Anbindung von immer mehr Geräten und Systemen an das Internet entsteht eine Vielzahl von Angriffsflächen. Das führt dazu, dass Digitalisierung skeptisch betrachtet wird, sagt Janda. Das Thema Sicherheit stellt man aber bewusst nicht der Digitalisierung gegenüber. "Wir wollen erreichen, dass Digitalisierung und Sicherheit gemeinsam entstehen. Die sichere Digitalisierung und ihre Potenziale sind in den nächsten Jahren die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Das Motto muss lauten: Digitalisierung ja, aber sicher!"
Sicherheitswirtschaft im Fokus
Gefördert werden soll mit der Initiative auch die österreichische Sicherheitswirtschaft. Die hat zwar einen sehr guten Ruf, insbesondere bei der IT-Sicherheit gibt es aber noch Raum für weitere Unternehmen. "Wir sehen bei unseren Start-up-Wettbewerben, dass gute Ideen vorhanden sind", meint Janda. Die Wirtschaft fordert nationale und europäische Sicherheitsprodukte, von denen es aber noch nicht genug gibt: "Das ist auch eine gesamteuropäische wirtschaftspolitische Herausforderung."
Dazu braucht es auch eine zielgenauere Förderung der Forschung, meint der KSÖ-Generalsekretär. "Wir wollen im Austausch zwischen Wirtschaft und Behörden den tastsächlichen Forschungsbedarf zu ermitteln, um dadurch punktgenaue Produktentwicklungen zu ermöglichen."
Rechtliche Rahmenbedingungen
Thema der Initiative wird auch die staatliche Regulierung sein. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS-Richtlinie) und der Datenschutzgrundverordnung werden in nächster Zeit zwei wesentliche Neuregelungen wirksam werden. Durch die praktischen Erfahrungen wird es viele Lerneffekte geben, es werden aber auch rechtliche Anpassungen notwendig werden, meint Janda. "Hier wollen wir begleiten, diskutieren und beraten." Offene Punkte sieht der KSÖ-Generalsekretär auch im Bereich der Haftung und Beschaffung: Software muss laufend an aktuelle Sicherheitsbedrohungen angepasst werden. Insbesondere im Internet der Dinge wird es wichtig sein zu wissen, ob solche Sicherheitsupdates auch vorgenommen werden.
Herausforderungen bei der Ausbildung
Große Herausforderungen sieht Janda auch im Bereich der Ausbildung. Fachhochschulen bilden pro Jahr jeweils nur bis zu 100 IT-Security-Experten aus. Die TU lehnt einen Großteil der Bewerber für das Informatikstudium ab, weil Kapazitäten zur Ausbildung fehlen. Gleichzeitig sucht die Wirtschaft mit Nachdruck nach Spezialisten. "Hier gibt es absoluten Handlungsbedarf."
Dieser Artikel ist im Rahmen einer bezahlten Kooperation zwischen futurezone und dem Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) entstanden.
Kommentare