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DLD 2019: Europa auf dem Abstellgleis

Wenn es um Zukunftstechnologien geht, fällt Europa zunehmend zurück. Die USA und China geben das Tempo vor. Wie aber sieht die Zukunft Europas in der digitalen Welt aus? Dieser Frage widmeten sich am Montag auf der Münchner Innovationskonferenz DLD (Digital Life Design) Experten aus Wirtschaft und Politik.

Europa sei zu langsam und zu schwerfällig, wenn es darum gehe, neue Technologien aufzugreifen, sagte Ann Mettler vom Europäischen Zentrum für politische Strategie der EU-Kommission. Lediglich 25 Prozent der großen Unternehmen in der EU würden Big Data nutzen. Das sei zu wenig, um bei Zukunftstechnologien mit dabei zu sein. Es gebe keine digitale Wirtschaft, sondern die Wirtschaft sei digital, sagte Mettler. Für die europäische Industrie sei es eine Frage des Überlebens, digitale Technologien anzuwenden.

Ann Mettler von der EU-Kommission

Ambitionierter sein

"Wir müssen ambitionierter werden", sagte auch Francesca Bria von der Stadtverwaltung von Barcelona. Europa dürfe aber nicht dem US-Datenkapitalismus und der chinesischen Massenüberwachung nacheifern, sondern müsse einen eigenen Weg entwickeln.

Regulatorische Rahmenwerke, wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), seien eine gute Ausgangsbasis um eine auf den Menschen konzentrierte digitale Gesellschaft und Wirtschaft zu schaffen. "Datenschutz ist ein Wettbewerbsvorteil", sagte Bria. Nun gehe es darum, die demokratische Kontrolle über Plattformen und Daten wiederzugewinnen.

Eigene Modelle

Regulierung sei nicht genug, meinte Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks. Europa müsse Plattformen auf der Basis von europäischen Werten schaffen und US-Konzernen wie Facebook, Google oder Amazon eigene Modelle entgegensetzen. Darauf könnten auch europäische Start-ups ihre Produkte aufbauen.

Ein europäisches YouTube etwa sei keine Utopie. Es brauche nur den Willen und die Unterstützung der Politik, es umzusetzen. "Das Potenzial und das Geld ist vorhanden", sagte Wilhelm: "Wir können versuchen, es besser zu machen."

Infrastruktur

Eine wichtige Rolle komme der Infrastruktur zu, sagte Markus Haas, Chef von Telefonica Deutschland. Sie sei überrascht, wie viel Zeit sich manche Länder bei 5G-Mobilfunknetzen ließen, meinte Mettler. Infrastruktur sei für die Geschäftsmodelle der Zukunft zentral, so die EU-Beamtin: "Es ist kein Zufall, dass Spotify in Schweden entstanden ist, denn dort hat es eine gute Breitband-Infrastruktur gegeben."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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