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KI-Experte Kai-Fu Lee auf der Innovationskonferenz DLD

© Hubert Burda Media, Picture Alliance for DLD

B2B

"Künstliche Intelligenz wird größer als Elektrizität"

"Künstliche Intelligenz wird größer als Elektrizität", sagte Kai-Fu Lee am Sonntag auf der Münchner Innovationskonferenz DLD . Der chinesische Computerwissenschaftler und Risikokapitalgeber gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet. In den frühen 1990er Jahren entwickelte er das erste funktionierende Spracherkennungssystem der Welt. Er arbeitete für Apple, Microsoft und Google. Heute investiert er mit seiner 2009 gegründeten Investmentfirma Sinovation Ventures in Start-ups.

Größere Rechenleistungen, zunehmende Datenmengen sowie bessere Algorithmen hätten dazu beigetragen, dass künstliche Intelligenz heute funktioniere, sagt Lee. Sie komme in allen Bereichen zum Einsatz und ändere die Geschäftsmodelle von Unternehmen. "Ob IBM, Google oder Facebook, sie alle erfinden sich als KI-Unternehmen neu."

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China und USA an der Spitze

Dominieren werden das Gebiet laut Lee China und die USA. Europa werde nur eine Nebenrolle spielen, sagte Lee, der im vergangenen Jahr das Buch "AI Superpowers" veröffentlichte. China habe in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt und sei bei Gesichts- und Spracherkennung bereits vorne, sagte der Experte. Der Grund dafür seien auch die enormen Mengen an Daten, die chinesischen Unternehmen zur Verfügung stehen. "Daten sind der Treibstoff für KI und China ist die neue OPEC."

"Trade-off" zwischen Privatsphäre und Nutzen

Dass künstliche Intelligenz in China auch zur Kontrolle der Gesellschaft eingesetzt wird und die Privatsphäre wenig gilt, relativierte Lee. Verschiedene Kulturen hätten unterschiedliche Ansichten über Datenschutz und Privatsphäre. Jeder Nutzer sollte aber das Recht haben, Privatsphäre, Sicherheit und Bequemlichkeit untereinander abzuwägen. "Es ist ein Trade-off."

Künstliche Intelligenz sei eine zentralisierende Technologie, die von den zur Verfügung stehenden Daten profitiere. Zu strenger Datenschutz schränke die Leistungsfähigkeit und die Monetarisierung ein, sagte Lee.

Auswirkungen auf 40 Prozent der Jobs

Künstliche Intelligenz werde in den nächsten 15 Jahren starke Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben, prognostizierte Lee, der davon ausgeht, dass 40 Prozent der Jobs sich unter dem Einfluss der Technologie stark verändern oder durch Maschinen ersetzt werden. Daneben würden aber auch viele neue Jobs entstehen. Welche, lasse sich noch nicht abschätzen, meinte der Experte: "Das konnte man auch nicht vorhersagen, als das Internet die Gesellschaft veränderte."

Künstliche Intelligenz sei ein Werkzeug, das auf der Basis von Daten dabei helfe, Verbesserungen in bestimmten Bereichen zu erzielen, sagte Lee. Auf kreativ oder strategisch orientierte Jobs werde KI deshalb wenig Einfluss haben, auch Lehrer oder Jobs in der Pflege seien nicht in Gefahr, meint Lee: "Künstliche Intelligenz kann menschliche Empathie und Vertrauen nicht ersetzen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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