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Investiert ins Weltraum-Start-ups: Bulent Altan

© Hubert Burda Media, Dominic Gigler for DLD

Science

"Vor 20 Jahren hat das Internet alles verändert, heute passiert das mit dem All"

"Früher hat es 30.000 Dollar pro Kilogramm gekostet, einen Satelliten ins All zu schießen, wir haben den Preis ums Zehnfache auf 3000 Dollar gesenkt", sagt Bulent Altan. Der Münchner Ingenieur heuerte 2003 als erster Mitarbeiter bei SpaceX in Los Angeles an und erlebte alle Höhen und Tiefen von Elon Musks Raumfahrtunternehmen hautnah mit. "Wir wollten zum Mars", erzählt Altan am Sonntag auf der Münchner Innovationskonferenz DLD (Digital Life Design). "Wir haben nicht gewusst, was dabei herauskommt, aber wir haben eine ganze Industrie geschaffen."

Heute würden Unternehmen aus vielen Bereichen Satelliten ins All befördern. Sie würden für Wettervorhersagen für die Landwirtschaft ebenso zum Einsatz kommen, wie zum Verfolgen von Schiffen zur Bekämpfung von Piraterie oder zur Unterstützung autonomer Mobilität, erzählt Altan. "Man experimentiert mit Hardware und probiert viele Sachen aus. Ein neuer Markt entsteht."

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Das neue Internet

An der Spitze der Raumfahrtindustrie stehen heute Unternehmen wie Musks SpaceX oder Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Marktforscher gehen davon aus, dass die Weltraumindustrie in 15 bis 20 Jahren alle andere Bereiche in den Schatten stellt. Davon will auch Altan profitieren. Mit seinem Unternehmen Global Space Ventures investiert er in Weltraum-Start-ups. Vor 20 Jahren habe das Internet alles verändert, heute passiere dasselbe mit dem All, sagt Bulent.

Ein Start-up, in das der ehemalige SpaceX-Ingenieur investiert, ist das Münchner Raumfahrt Start-up Isar Aerospace. Das aus einer Weltraum-Arbeitsgruppe der TU München hervorgegangene Unternehmen baut Raketenmotoren, mit denen kleine bis mittlere Satelliten ins All transportiert werden sollen. Sein Start-up ist gerade dabei, eine Series-A-Finanzierungsrunde abzuschließen. "Wir haben Kunden, die uns vertrauen, brauchen aber Kapital", sagt der Gründer. Satellitendaten würden alles verändern, sagt Metzler. Auch er vergleicht die Aufbruchstimmung in der Raumfahrt mit den Anfangszeiten des Internet.

Ungenutztes Potenzial

Auch das Münchner Unternehmen Mynaric setzt auf den Weltraum-Boom. Die deutsche Firma stellt Laser-Kommunikationsgeräte für Kommunikatonsnetze in der Luft und im All her. "Wir bauen sozusagen Glasfaser-Internet für das All", erzählt Unternehmensvertreter Sven Meyer-Brunswick. Zu den Kunden von Mynaric zählen Firmen wie Facebook, das mit seinem Drohnen-Projekt Aquila entlegene Gebiete mit Internet versorgen will, ebenso wie Satelliten-Internet-Anbieter. "Die Weltraumindustrie wird groß, weil sie viele Probleme löst", sagt Meyer-Brunswick. Internet-Verbindungen seien heute nur für knapp die Hälfte der Menschheit verfügbar. Es gebe ein großes ungenutztes wirtschaftliches Potenzial.

Europa im Hintertreffen

Europa drohte allerdings beim Rennen ins All ins Hintertreffen zu geraten, sagt Meyer-Brunswick. Mit den USA und China könne man nicht mithalten.

Was aber braucht es, damit auch europäische Unternehmen vom Raumfahrt-Boom profitieren können? In den USA sei die Industrie von Milliardären wie Elon Musk oder Jeff Bezos auf den Weg gebracht worden. Auch die Universitäten hätten eine Rolle gespielt, sagt Bulent. Entscheidend sei aber die NASA gewesen, die die niedrige Erdumlaufbahn privaten Anbietern überlassen habe und gleichzeitig der wichtigste Kunde der jungen Firmen wurde. "Die NASA hat zunächst 400 Miillionen Dollar für die ersten drei Raketenstarts bereitgestellt. Für sie waren es Peanuts, aber uns hat es weitergebracht." Auch europäische Firmen könnten Regierungsgelder gebrauchen, sagt Isar Aerospace-Gründer Metzler: "Das würde der Industrie einen Anschub geben."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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