Drei: "Tele2 ist Puzzlestein, der uns noch gefehlt hat"
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Am Freitagmorgen wurde einer der größten Zusammenschlüsse in der heimischen Telekom-Branche der letzten Jahre verkündet. Mobilfunker Drei hat den Festnetz- und Internet-Spezialisten Tele2 übernommen. Drei und Tele2 wollen gemeinsam zur neuen "Nummer eins der alternativen Telekom-Anbieter" und somit zum schärfsten Gegner für A1 werden. Bei einer Pressekonferenz zu Mittag wurden die genauen Umstände der Übernahme erläutert.
Hoffnung auf B2B
"Die Übernahme von Tele2 ist der große Puzzlestein, der uns noch gefehlt hat", meint Drei-Geschäftsführer Jan Trionow. Mit Tele2 hole sich die Österreich-Tochter des chinesischen Mischkonzerns CK Hutchison den zweitgrößten Festnetz-Anbieter im B2B-Bereich an Bord. Genau im B2B-Bereich strebt Drei in den kommenden Jahren große Zuwächse an. Außerdem werde Drei durch die Übernahme "endgültig zum vollintegrierten Telekom-Komplettanbieter". Das Unternehmen sei nun in der Lage, alle vier großen Teilbereiche abzudecken: Mobilfunk, Festnetz, Bewegtbild (TV) und Internet.
"Komplementäre Stärken"
"Wir haben komplementäre Stärken", sagt Trionow, "deshalb sind wir optimistisch, dass wir von der Wettbewerbsbehörde schnell eine Genehmigung für unseren Zusammenschluss erhalten." Zusammen werden Drei und Tele2 rund 4 Millonen Kunden betreuen und eine Milliarde Euro Umsatz generieren. Der Großteil davon (3,8 Mio. Kunden, 772 Mio. Euro Umsatz) entfällt auf Drei, der Rest auf das um 95 Millionen Euro (85 Mio. plus 10 Mio. bei erfolgreicher Integration) übernommene Tele2.
Tele2 wird verschwinden
Bis die Wettbewerbsbehörde das Geschäft bestätigt hat - Drei rechnet mit ungefähr drei Monaten - werden Drei und Tele2 als separate Unternehmen agieren. Für Kunden soll sich während dieser Übergangsphase nichts ändern. Tele2-Mobilkunden werden weiterhin im T-Mobile-Netz surfen und telefonieren. Danach wird Tele2 als Marke vom österreichischen Markt verschwinden, wie Trionow ankündigt. Der schwedische Tele2-Konzern wird seine Marke zurück erhalten. "Das ist international üblich", meint Trionow. "Die Werte der Marke können wir sehr gut erhalten, davon sind wir überzeugt. Das haben wir auch bei Orange so gemacht."
Zusammenschlüsse
Sowohl Drei als auch Tele2 haben Erfahrungen mit der Konsolidierung am Telekom-Markt. 2013 hat Drei den Mobilfunker Orange (zuvor One) übernommen. Tele2 hat sich im selben Jahr den Breitband-Internet-Anbieter Silver Server geschnappt. Zuvor wurde bereits das Telekom-Unternehmen UTA integriert. Nun wird Tele2 selbst zum Übernahmeobjekt. Von einem Scheitern am österreichischen Markt könne man dennoch nicht sprechen, meint Tele2-Österreich-CEO Alfred Pufitsch. Diverse Geschäftsbereiche, in denen Tele2 in den vergangenen 18 Jahren in Österreich tätig war, hätten sich anders als erhofft entwickelt. In seiner aktuellen Verfassung sei Tele2 jedoch ein profitables Unternehmen und nehme eine Schlüsselrolle in der digitalen Einbindung österreichischer Unternehmen ein.
Mitarbeiter-Veränderungen
Während Drei derzeit nur 12 Prozent seines Umsatzes im B2B-Bereich erzielt, sollen es nach der Tele2-Übernahme 22 Prozent sein. Mittelfristiges Ziel ist im B2B-Bereich 26 Prozent des Umsatzes zu erzielen. Gemeinsam beschäftigen Drei und Tele2 derzeit rund 1500 Mitarbeiter. Auf die Frage, ob sich die Mitarbeiteranzahl nun verändern werde, meint Trionow: "Wie bei jedem Merger gibt es gewisse überlappende Bereiche, wo man konsolidieren muss. Wir wollen aber gerade am Gebiet B2B weiter wachsen, daher gibt es viele Entwicklungs-Möglichkeiten für Tele2-Mitarbeiter."
Glasfaser für 5G
Ergänzende Stärken wolle Drei auch für die Entwicklung von 5G nutzen. Das Glasfaser-Backbone-Netz von Tele2 könne hier sehr nützlich sein. Das Tele2-Glasfasernetz erreiche derzeit in Österreich eine Netzabdeckung von 65 Prozent, während Drei 98 Prozent der heimischen Haushalte mit LTE-Mobilfunk erreichen könne.
Kampf um Platz zwei
Nach dem Zusammenschluss sieht sich Drei eindeutig als neue Nummer zwei am heimischen Telekom-Markt. Mit über vier Millionen Kunden liegt man allerdings ungefähr gleichauf mit T-Mobile. Die tatsächlich zweite Position hält Drei laut dem futurezone Netztest 2016 bei der Mobilfunk-Empfangsqualität. Die starke Aufstellung bei Festnetz-B2B-Kunden (jeder dritte Geschäftskunde in Österreich ist bei Tele2) und die proklamierte "Nummer eins"-Position bei "alternativen Anbietern" bedeuten allerdings nicht, dass A1 nun in Reichweite wäre, meint Trionow. "Bei dem einen oder anderen Kennwert ist da noch ein gewisser Abstand da, aber wir machen uns auf den Weg."
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