Das Linzer Unternehmen ekey ist einer der internationalen Player auf dem Markt biometrischer Zutrittskontrollen
Das Linzer Unternehmen ekey ist einer der internationalen Player auf dem Markt biometrischer Zutrittskontrollen
© ekey

Hidden Champion

ekey: Der Finger als Schlüssel

2004, als ekey seinen ersten Fingerprint-Sensor auf den Markt brachte, war Biometrie für viele noch ein Fremdwort und zudem ein Begriff, vor dem viele Angst hatten, wurde der Fingerabdruck immer mit einem erkennungsdienstlichen Vorgang der Polizei, also mit etwas Bösem in Verbindung gebracht. „Doch aus der Skepsis ist Akzeptanz geworden“, sagt ekey-Geschäftsführer Leopold Gallner, der sich noch gut an die, wie er es nennt, „Räubergeschichten“ erinnern kann. Immer und immer wieder habe er die Erzählungen gehört, dass man mit einem abgeschnittenen Finger eine mit Fingerprint-Sensor ausgestattete Tür öffnen kann. Dass das nicht funktioniert, weil bei einem abgetrennten Finger die Kapillarlinien zusammenfallen und von einem Scanner nicht mehr ausgelesen werden können, hat sich mittlerweile bei den Kritikern herumgesprochen. Seit auch Smartphones mit Fingerprint-Systemen ausgestattet worden sind, habe sich die Einstellung zum Fingerabdruck gewandelt.

ekey - biometrische Zutrittskontrolle. Linzer Unternehmen, CEO Leopold Gallner

Ein Hidden Champion

ekey ist einer der internationalen Vorreiter was biometrische Zutrittssysteme betrifft. Spezialisiert hat sich das Linzer Unternehmen auf den Fingerprint. Mit 75 Mitarbeitern erzeugt man Fingerzutrittssysteme für Türen, Eingangsbereiche und Alarmanlagen, selbst Scanner, mit denen Online-Überweisungen genehmigt werden können. „Wir konzentrieren uns auf die zwei Vertriebsschwerpunkte Türen- und Elektrobranche“, erklärt Gallner bei einem Betriebsrundgang. Bei letzteren kooperiert man mit Alarm- und Gegensprech-Anlagen-Herstellern – „da gibt’s eigentlich keine Marke, wo unser Scanner nicht eingebaut werden kann“, so Gallner. Das größte Wachstum erwartet man sich durch die Zusammenarbeit mit den Türen-Herstellern. Mit sämtlichen österreichischen Herstellern kooperiert man bereits, mit den größten in Deutschland, Italien, Slowenien und Tschechien arbeitet man ebenfalls zusammen.

ekey - biometrische Zutrittskontrolle. Linzer Unternehmen

80.000 Türen pro Jahr

Das Potenzial ist groß. Allein in Deutschland werden pro Jahr 1,4 Millionen Türen produziert. 840.000 davon sind Holz- und Aluminiumtüren, die sich für die Integration eines Fingerprint-Sensors eignen würden. In Österreich geht man von etwa 80.000 Türen pro Jahr aus, in der – theoretisch – ein Fingerprint-Sensor eingebaut werden könnte. Ein solcher macht aber freilich nur bei Haus-Eingangstüren Sinn.

War es am Anfang ein normaler Scanner, über den man seinen Finger gestrichen hat, so muss man bei den neuesten Produkten den Scanner nur noch berühren, damit sich die Tür öffnet. So gibt es den „Fingerscanner arte“, der in Griffmulden von Türen eingebaut werden kann oder auch ekey net. Dabei handelt es sich um eine Lösung, die bei Unternehmen oder aber auch Vereinen eingesetzt wird. So rüstet derzeit das oberösterreichische Rote Kreuz seine Geschäftsstellen auf Fingerprint um, weil damit auch die Administration einfacher geworden ist. ekey net ist auch bei einigen oberösterreichischen Banken im Einsatz.

"NFC ist keine Konkurrenz"

NFC sieht Gallner nicht als Konkurrenz-Technologie. „Bei einem NFC-Schloss braucht man immer sein Smartphone, und bei dem darf nie der Akku leer sein“, meint Gallner. „Aber hat man wirklich immer sein Smartphone bei sich? Seinen Finger sicher.“ Hinzu komme noch, dass bei NFC-Türen auch Kinder mit einem Handy ausgestattet werden müssten. „Und das macht nicht wirklich Sinn“, so Gallner. Mehr Sinn mache aber, einen Kartenleser in den Fingerscanner zu integrieren, damit auch für körperlich beeinträchtigte Menschen oder Menschen mit Fingerleiden (Gicht) die Türen aufgehen, und daher gibt es eine ekey-Lösung mit einem integrierten Kartenleser.

Universitäre Kooperationen

Eine Million Euro – etwa zwölf Prozent des Jahresumsatzes (2014: 8,5 Mio Euro) - investiert das Linzer Unternehmen jährlich in Produktentwicklung. Dabei arbeitet man auch mit der Universität Linz und der Fachhochschule Hagenberg zusammen. Allein die Entwicklung der Lösung, damit der Sensor in einen Türgriff eingebaut werden konnte, hat 160.000 Euro an Entwicklungskosten verschlungen. Im Schnitt kostet die Marktentwicklung eines Produkts mindestens 300.000 Euro. Eine Tür mit einem Fingerprintscanner auszustatten kostet etwa 500 Euro, die ekey-net-Lösung 950 Euro pro Tür – weil hier auch die Software hinzukommt.

Die Zukunft

Gallners Vision ist, den Fingerprint mit dem Smart Home zu verknüpfen. „Der Fingerabdruck ist optimal dafür geeignet, die Bewohner in einem intelligenten Haus zu identifizieren“, so Gallner. „Das Haus weiß, wer heim kommt, und es werden auf Basis dieser Information bestimmte Aktionen gesetzt oder eben nicht gesetzt.“ Neben Spielereien wie etwa, dass sich die Musikanlage einschaltet oder – am Abend – bestimmte Lampen eine entsprechende Lichtstimmung erzeugen, könnte etwa bei Kindern der TV oder bei dementen Personen der Herd blockiert werden. Gallner: „Wir sind kompatibel zu allen Systemen“, erklärt Gallner.

ekey - biometrische Zutrittskontrolle. Linzer Unternehmen

Biometrie in der App-Welt

ekey ist auch in der App-Welt vertreten. Mit der App „ekey home“ (Android und iOS) ist es etwa möglich, Fingerprint-Systeme auch mit dem Smartphone administrierbar zu machen, sprich, neue Finger über die App ins System einspeichern oder sie auch wieder rauslöschen. Ende des Jahres will ekey auch einen Produktkonfigurator online stellen, bei dem sich – ähnlich wie bei Autokonfiguratoren im Web – ein Kunde sein Produkt zusammenstellen kann.

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