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Erste Bank und Conda: "Bei Crowdinvesting viel Luft nach oben"

Erste Bank und die Crowdinvesting-Plattform Conda haben am Mittwoch mit www.fundnow.at ein neues Tool online gestellt, das Gründern, Start-ups, aber auch Klein- und Mittelbetrieben (KMU) in wenigen Minuten einen Finanzierungsvorschlag berechnet. Die benötigte Summe wird auf Basis der getätigten Angaben in Eigenkapital, Bankkredit, aber auch Crowdfinanzierung und Beteiligungskapital aufgeschlüsselt. Dieser erste Überblick kann völlig anonym erstellt werden.

Benötigte Dokumente wie Business- und Finanzplan können anschließend digital hochgeladen werden. Eine detaillierte Finanzierung wird binnen 48 Stunden kostenlos ausgearbeitet. Auf Basis dieses Angebots können persönliche Termine mit den jeweiligen Geldgebern vereinbart werden. Das Tool soll Gründern, aber auch KMU, die im Zuge neuer Projekte Finanzierungsbedarf haben, einen schnelleren Überblick verschaffen.

Zu hohe Bankenabhängigkeit in Europa

"Den richtigen Mix aus den verschiedenen Finanzierungsformen, aber auch Informationen zu verschiedenen Förderprogrammen zu finden, ist für Start-ups und Jungunternehmer extrem aufwändig", sagt Erste-Bank-CEO Peter Bosek. Dass bislang bankferne Finanzierungsformen wie Crowdinvesting Bestandteil des Mixes sei, wertet er als Vorteil - sowohl für die Bank, als auch für Unternehmen.

"In Europa liegen wir bei Bankfinanzierung vs Kapitalmarktfinanzierung immer noch bei 75 zu 25 Prozent. In den USA ist das Verhältnis genau umgekehrt und ich denke wir wären wirtschaftlich gut beraten, wenn es auch bei uns stärker in die andere Richtung ginge", sagt Bosek auf Nachfrage der futurezone. Über Crowdfunding könne man sehr schnell abtesten, ob die Projekt- bzw. Produktidee überhaupt Anklang finde. Dass Crowdinvesting mittlerweile auch für KMU neue Finanzierungsmöglichkeiten biete, sei absolut begrüßenswert.

Auch für Anleger sei Crowdinvesting spannend. "Wir überlegen, wie wir das Thema im Rahmen eines Veranlagungsproduktes - etwa als Crowdfunding-Dach-Fonds in unserem Portfolio anbieten können. Da gibt es rechtlich und von der Regulatorik her noch einige Hürden, aber da wird uns schon was einfallen", erklärt Bosek. Conda-Geschäftsführer Daniel Horak sieht Crowdfunding zwar langsam aber sicher in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber: "Bei Crowdinvesting gibt es bei uns noch viel Luft nach oben."

Fintech-Hype vorbei

Dass Banken wie die Erste mit einem Fintech wie Conda kooperiere, sei längst nichts mehr Außergewöhnliches. Sowohl Horak als auch Bosek sehen die Branche langsam, aber sicher konsolidiert. "Angekündigte Revolutionen finden bekanntermaßen nur selten statt. Das gilt auch für die Fintech-Branche. Fintechs hatten den Vorteil, dass sie nahe am Kunden waren und sich bei der Usability eher an Facebook und Co orientierten. Banken haben aber längst bewiesen, dass auch sie wesentliche Player sein können und sind", sagt Horak.

Bosek ortet überhaupt ein Ende des Fintech-Hypes in Europa: "Die Streu vom Weizen hat sich längst geteilt. Einige wenige wie Conda, N26 oder Revolut haben den Sprung geschafft. Viele andere werden sich schon bei der nächsten Runde schwer tun, ihre Finanzierung zu schaffen." Die Erste Bank habe 2012 ihr Schicksal in die Hand genommen und mit der BeeOne ein eigenes Start-up gegründet, aus dem schließlich auch die Bankingplattform George hervorgegangen sei.

"Conda eigentlich kein Start-up mehr"

Kooperationen mit Fintechs seien darüber hinaus weiterhin Teil der bankeigenen Strategie. So freue man sich auch über die Kooperation mit Conda, wenngleich Bosek anmerkte, dass "Conda eigentlich kein Start-up mehr ist, sondern längst etabliert." Ein echtes Start-up ist aber zumindest im Hintergrund bei der neuen FundNow-Plattform involviert. So liefert das Linzer Start-up finothek technisches Know-how und steuert auch den Algorithmus bei, der für die Berechnung des Finanzierungsmixes verantwortlich ist.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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