© Andrew Gombert, apa

Vorwurf

EU vertraut seit 20 Jahren blind auf Microsoft

Mit der im Mai diesen Jahres abgeschlossenen sechsten Vereinbarung in Folge hat das Software-Unternehmen aus Redmond Softwarelizenzen im Gesamtwert von 50 Millionen Euro an die Europäische Kommission verkauft. Diese werden nun auf mehr als 36.000 Desktopgeräten innerhalb 42 verschiedener europäischer Institutionen, wie dem Europäischen Parlament oder dem Europäischen Gerichtshof, eingesetzt. Das sollen Unterlagen belegen, die der Zeitschrift Computer Weekly zugespielt wurden.

Keine Ausschreibung da keine Konkurrenz
Bereits 1992 wurde Microsoft mit der Begründung gewählt, dass es keinen anderen Mitbewerber gebe, der die benötigte Software liefern könnte - ohne zuvor eine Ausschreibung durchzuführen. Ab 2003 wurde von der Generaldirektion Informatik (DIGIT), die für die Beschaffung zuständig ist, eine andere Begründung gewählt: Nun sei alternative Software technisch inkompatibel und eine Migration auf ein anderes System wäre zu aufwändig. Ein Sprecher von DIGIT sagte gegenüber Computer Weekly, dass sich die Auswahlkriterien zwar über die letzten beiden Jahrzehnte mehrmals geändert hätten, aber im Vorfeld immer ausführliche Analysen des Marktes und der Kosten durchgeführt wurden.

Karsten Gerloff, Präsident der Free Software Foundation Europe, bezeichnete die Vorgänge zwischen Microsoft und der Europäischen Kommission als "Schande". "Das Resultat ist die vollkommene Abhängigkeit der Europäischen Kommission von einem einzigen Softwareanbieter. Es ist offensichtlich, dass diese Beschaffungsrichtlinien rasch verbessert werden müssen." Microsoft wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern, ein Sprecher sagte lediglich: "Die Kommission ist der Vertragspartner und entscheidet über die Art und Weise der Ausschreibung."

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