© Jakob Steinschaden

DLD 2012

Facebook greift Google am EU-Werbemarkt an

Mit der Rede von Facebook-COO Sheryl Sanbderg endete die DLD-Konferenz in München. Sandberg kündigte dabei das "Small Business Boost"-Programm für Europa an, das offensichtlich mehr Werbekunden anlocken soll. Das Paket richtet sich an 50.000 KMU, denen je ein 100-Euro-Gutschein für Facebook Ads zur Verfügung gestellt wird. Sandberg erwähnte dabei die Länder Spanien, Großbritannien, Deutschland (in Kooperation mit BITKOM) und Frankreich (in Zusammenarbeit mit dem französischen Arbeitsministerium). Von Österreich war keine Rede.

Wirtschaftsfaktor Facebook
Sandberg lobte in ihrer Rede vor allem die positiven Effekte von Social Media für KMU. Facebook hätte Firmen in Europa insgesamt 15,3 Mrd. Euro gebracht, zudem seien 2011 etwa 230.000 Jobs von den KMU geschaffen worden, die in irgendeiner Form mit Social Media zu tun hätten. Als Beispiel führte sie etwa den Facebook-Spiele-Entwickler Wooga an, der in kurzer Zeit von fünf auf 140 Mitarbeiter angewachsen sei. Der schwedische Musik-Dienst Spotify hätte dank Facebook-Integration 7 Millionen neue Nutzer bekommen, ein nicht unwesentlicher Prozentsatz würde für den Dienst zahlen. Die Firma Burberry würde außerdem bereits den Großteil ihres Marketing-Budgets bei Facebook ausgeben.

Facebook verspricht schnelleres Wachstum
In den USA sollen bereits 9 Millionen KMU auf Facebook setzen. 50 Prozent der Nutzer haben sich zumindest zu einem dieser KMU via Facebook-Seite verknüpft. "Facebook ist zweitgrößte Traffic-Quelle im Web", so Sandberg. Die Huffington Post hätte vor allem dank der Integration von Facebook etablierte Medien wie die New York Times überholen können, weil sich Artikel sehr einfach viral verbreiten ließen. Um eine Million Facebook-Nutzer zu erreichen, genüge es, dass ein Inhalt von vier Personen geteilt ("reshare") werden würde.

Mit der Aktion versucht Facebook ganz klar, dem Erzrivalen Google Marktanteile am Online-Werbemarkt abzuluchsen. KMU verspricht man, dass sie so doppelt so schnell wachsen könnten und in Folge mehr Arbeitsplätze schaffen könnten.

Kein Kommentar zu Datenschutz
In Bezug auf die gesellschaftlichen Auswirkungen von Facebook meinte Sandberg: "Die Machtverhältnisse verschieben sich von Institutionen zu Individuen." Als Beispiele führte sie Island an, wo eine neue Verfassung mit Hlfe von Facebook-Nutzern erstellt wird, sowie die Proteste in Spanien. Grund dafür sei, weil Social Media die Menschen von Empfängern zu Sendern mache.

Insgesamt blieb die Rede von Sandberg sehr allgemein und voller Lob für die Auswirkungen der eigenen Firma auf Gesellschaft und Wirtschaft. Auf die neuen Datenschutzregeln, die EU-Kommissarin Viviane Reding am Mittwoch vorstellen wird, kam Sandberg nicht zu sprechen, genau so wenig sprach sie die Prüfung von Facebook durch die irische Datenschutzbehörde an.

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