Gesunkenes chinesisches U-Boot hatte einen nuklearen Hybrid-Antrieb
Das bei Wuhan gesunkene chinesische U-Boot ist ein Mysterium mit zahlreichen Rätseln. Handelt es sich dabei wirklich um eine neue U-Boot-Klasse? War es ein Testgefährt für Experimente? Und warum befand es sich bei einem Dock für konventionelle U-Boote, wenn es angeblich einen Atomreaktor an Bord hatte?
Diese Fragen lassen sich nicht restlos klären, da sich die chinesischen Behörden, wie üblich, äußert bedeckt geben. Den Unfall, bei dem das bis jetzt geheime U-Boot gesunken ist, wollte man beispielsweise komplett vertuschen.
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Das gesunkene U-Boot
Es gibt aber einige Anhaltspunkte, die Licht ins Dunkel bringen. Als gesichert gilt, dass das U-Boot noch während des Baus in einer Werft in Wuhan gesunken ist. Das belegen unter anderem Satellitenbilder. Diese lassen auch auf die Maße und äußeren Merkmale schließen.
Atomar oder nichtatomar?
So wird davon ausgegangenen, dass es sich um die neue, bislang geheime Zhou-Klasse (Typ 041) handelt. Charakteristisch für diese ist das X-förmige Ruder. Dadurch soll sowohl die Manövrierfähigkeit, Effizienz und die Sicherheit des Bootes verbessert werden.
Bislang ist man davon ausgegangen, dass es sich beim Typ 041 um ein Atom-U-Boot handelte. Das ist allerdings seltsam, weil in der Werft in Wuhan normalerweise nur nichtatomare U-Boote gebaut werden.
Nun legen neue Informationen nahe, dass die Zhou-Klasse einen ungewöhnlichen Hybrid-Antrieb erhalten sollte. Neben einem herkömmlichen Antrieb soll es auch über einen kleinen Reaktor verfügen. Dies will die Washington Times von Analysten des Pentagons erfahren haben. Das ist durchaus plausibel, denn von Plänen für solch einen Antrieb berichtete bereits ein pensionierter Admiral der chinesischen Marine vor einigen Jahren.
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Ungewöhnlicher Hybrid-Antrieb
Mit einem solchen zweiteiligen Antrieb könnte die chinesische Marine das jeweils Beste aus den beiden Welten vereinen. Atom-U-Boote haben eine theoretisch unbegrenzte Reichweite und können so lange unter Wasser bleiben, solange der Proviant an Bord hält. Dafür sind sie aber groß, teuer und haben eine lange Bauzeit.
U-Boote mit herkömmlichen Antrieben und sogar modernen außenluftunabhängigen Antriebsanlagen (AIP) haben eine begrenzte Tauchzeit. Sie müssen nach Tagen oder wenigen Wochen auftauchen, um Diesel nachzutanken oder die Akkus zu laden. Dafür können sie aber deutlich kleiner gebaut werden und sind der Produktion wesentlich günstiger und schneller.
Die Zhou-Klasse soll trotz Atomreaktor an Bord deutlich kleiner als herkömmliche Atom-U-Boote sein, weshalb es in der Vergangenheit auch als Mini-Atom-U-Boot bezeichnet wurde. Üblicherweise verdrängen Atom-U-Boote untergetaucht zwischen 6.000 und 10.000 Tonnen Wasser. Bei der Zhou-Klasse sollen es nur 2.000 bis 4.000 Tonnen sein.
Aufgrund der Satellitenbilder kann man davon ausgehen, dass die Typ 041 lediglich 10 Prozent länger ist als Chinas Typ 039A (77,6 Meter) - ein modernes Jagd-U-Boot mit AIP-Antrieb. Zum Vergleich: Chinas modernes Atom-U-Boot Typ 093B ist 110 Meter lang. Auch die kürzere Bauform trägt bei der Typ 041 zu einer besseren Manövrierfähigkeit bei.
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Jagd-U-Boot mit mehr Reichweite
Wie genau der Hybrid-Antrieb bei der Typ 041 funktioniert, ist nicht bekannt. Derzeit geht man davon aus, dass ein AIP-Antrieb als Basis dient. Der AIP ist im Grunde genommen schon ein Hybrid-Antrieb. Fährt das U-Boot an der Oberfläche, kommt ein Dieselantrieb zum Einsatz. Der lädt gleichzeitig Akkus an Bord. Unter Wasser wird die Energie in den Akkus für den Elektroantrieb genutzt.
Um die Akkus auch bei längeren Tauchfahrten laden zu können, wird dem Dieselgenerator im U-Boot gelagerter Sauerstoff zugeführt, oft in flüssiger Form. Ist der verbraucht oder zu knapp, muss das U-Boot auftauchen oder zumindest auf Schnorcheltiefe gehen, um dem Dieselgenerator Luft zuzuführen.
Hier kommt der Mikro-Atomreaktor an Bord der Typ 041 ins Spiel. Er könnte bei Tauchfahrten die Akkus laden, ohne, dass der Dieselgenerator genutzt werden muss. Dadurch soll die Tauchzeit verlängert werden. Außerdem könnte das U-Boot auch noch fahren, wenn der Diesel zuneige ist - zumindest langsam. Da es ein Mikro-Atomreaktor ist, lädt er die Akkus vermutlich deutlich langsamer, als die bei regulären Atom-U-Booten der Fall ist. Diese haben zudem meistens nicht nur einen, sondern gleich 2 Reaktoren an Bord.
Antrieb als Nachrüstsatz
Die Kombination aus AIP mit Atomantrieb, gepaart mit leistungsfähigen Batterien, könnte die Zhou-Klasse zu einem besonders leisen und schwer zu entdeckenden Angriffs-U-Boot machen. Gerade in den seichten Gewässern des Südchinesischen Meeres und in der Straße von Taiwan könnten Jagd-U-Boote mit langer Einsatzdauer eine effiziente Waffe darstellen.
Offen ist, wie sehr der Unfall der Typ 041 Chinas Pläne für diesen Antrieb zurückwirft. Vermutlich hätte das U-Boot den neuen Antrieb in der Praxis erproben sollen, damit er verbessert und spätere in weiteren U-Booten verbaut werden kann.
Sollte die Typ 041 nicht schnell genug wieder flott gemacht werden können, ist denkbar, dass China eines seiner 20 Typ 039A AIP-U-Boote mit einem Mikro-Reaktor nachrüstet. Dazu passt, dass schon vor Jahren gemunkelt wurde, dass China an einem neuen Hybrid-Antrieb arbeitet, um ältere U-Boote aufzurüsten.
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