Gerüche und Gefühle per Mobilfunknetz übertragen
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In Zukunft werden wir nicht nur mit Sprach, Text- und Bildnachrichten über Mobilfunknetze kommunizieren, sondern Daten für alle fünf Sinne durch die Netzwerke schicken, sagte Ramjee Prasad beim Huawei Innovation Day, der vergangene Woche in London stattfand. Der aus Indien stammende Mobilfunkexperte, der in mehreren internationalen Standardisierungsgremien sitzt, nennt dies Human Bond Communication (HBC).
Sinneswahrnehmungen aller fünf menschlichen Sinne könnten in dem Netzwerkkonzept in Daten übersetzt, versandt und empfangen werden, erläuterte Prasad. Auch Gefühle würden künftig über digitale Kanäle übermittelt. Prasads Konzepte der drahtlosen Kommunikation sind Zukunftsmusik, frühestens 2050 schätzt er, könnten sie Wirklichkeit werden.
Die nähere Zukunft des Mobilfunks skizzierte Huawei-Chef Ken Hu. Eine Vielzahl von Sensoren werde schon bald jedes Detail unserer Umwelt aufnehmen, alles werde miteinander verbunden, die Gesellschaft werde digitalisiert. Das betreffe die Verwaltung ebenso wie die Wirtschaft, sagte Hu: "Unternehmen werden digitale Unternehmen."
5G
Ein wesentlicher Schritt in die vollvernetzte Zukunft ist der kommende Mobilfunkstandard 5G, der nicht nur eine wesentlich schnellere Datenübertragungsraten bringen soll, sondern durch niedrige Latenzzeiten und hohe Zuverlässigkeit auch zahlreiche Anwendungen im Internet der Dinge ermöglichen wird. Bis Ende des Jahres sollen Standardisierungsprozesse abgeschlossen sein. Frühestens 2019 ist mit ersten Anwendungen und Endgeräten zu rechnen.
"Es geht um Automation"
Die Stärken von 5G würden vor allem in der Vernetzung von Geräten und Maschinen liegen, erläuterte Rahim Tafazolli, Direktor des 5G-Innovationszentrums an der britischen University of Surrey. "Es geht um Automation und Kommunikation."
Die verfügbaren Datenmengen würden in Verbindung mit Techniken des maschinellen Lernens dazu führen, dass die vernetzten Dinge intelligent werden und beispielsweise vorhersagen könnten, wann Wartungsarbeiten notwendig seien oder Teile ausgetauscht werden müssten, erläuterte der Künstliche-Intelligenz-Experte Jon Oberlander von der University of Edingburgh.
Vernetzte Autos
In der Autoindustrie arbeite man bereits an ersten Anwendungen im vernetzten Verkehr. Die schnelle Datenübertragung mit 5G ermögliche niedrige Reaktionszeiten von weniger als einer Millisekunde. 5G werden zahlreiche Innovationen beim vernetzten Fahren mit sich bringen, sagte Egon Schulz, Direktor des europäischen Huawei-Forschungszentrums. "Wir werden ein Netzwerk von Autos sehen." Wichtig sei es gemeinsame Standards zu schaffen. Vernetzt würden nicht nur Fahrzeuge, sondern auch die Infrastruktur. Auch Ampeln und Straßen würden mit Sensoren versehen.
Aufholbedarf
Europa habe bei der digitalen Infrastruktur Aufholbedarf gegenüber Asien und den USA, mahnte Huawei-Chef Hu. Während es etwa in Tokio 156.000 Mobilfunk-Basisstationen gebe, seien es in London oder Paris gerade einmal 13.000 bis 15.000. Die Abdeckung mit schnellem Breitband-Internet betrage in Ländern wie Japan und Südkorea nahezu 99 Prozent, in Europa seien es auch in Städten lediglich 79 Prozent, rechnete Hu vor.
Eine starke Breitbandinfrastruktur würde aber die Transformation zu einer digitalen Gesellschaft erst ermöglichen. In Europa seien dazu bis 2025 Investitionen von 500 Milliarden Euro notwendig. 155 Milliarden davon, würden noch fehlen.
Branchenübergreifende Zusammenarbeit
Viele der Standards im Mobilfunk von GSM bis zu LTE seien in Europa entstanden, diese Vorreiterrolle dürfe man nicht aufs Spiel setzen. Um innovativ zu sein, sei branchenübergreifende Zusammenarbeit notwendig, sagte Peter Zhou, Marketingchef der Huawei-Mobilfunksparte. Den europäischen Behörden gehe es mehr um Wettbewerb als um Innovation. Es brauche die Förderung gemeinschaftlicher Innovationsmodelle, sagte der Huawei-Manager.
Auch in der Ausbildung gebe es Lücken. 90 Prozent der zukünftigen Jobs würden digitale Fähigkeiten voraussetzen. Aber fast ein Drittel der Erwerbstätigen würde über kein diesbezügliches Wissen verfügen, mahnte Huawei-Chef Hu: "Wir müssen diese Lücke schließen."
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