Innovation: Talenteförderung und "Fuckup-Nights"
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"In Österreich haben wir weder Öl noch Billiglöhne. Das einzige was wir haben, sind Talente und die müssen wir fördern", sagte der Genetiker Markus Hengstschläger am Donnerstag beim Austrian Innovation Forum in Wien. Man müsse jungen Leuten Mut machen, eigene Wege zu gehen, nur so würden Innovation entstehen, meinte der Wissenschaftler: "Es braucht Menschen, die aus der Mitte raussteigen."
Die Frage, wie Unternehmen innovativer werden können, stand im Mittelpunkt der Veranstaltung im Start-up-Zentrum WeXelerate, bei der neben Gründern von Start-ups und Managern von Konzernen auch Vertreter des künstlerischen Bereiches zu Wort kamen. Unternehmen müssten versuchen, Menschen zu finden, die jenseits der Regelwerke funktionieren, riet Christian Blümelhuber von der Universität der Künste in Berlin. Firmen könnten dabei auch von der Kunst lernen: "Sorgen Sie für Irritation. Kämpfen Sie gegen Beharrungskräfte von Systemen und Organisationen und brechen Sie sie auf."
"Diskussionen zulassen"
Viele Unternehmen würden den Fehler machen, breite und große Hierarchien aufzubauen, meinte Walter Kreisel von dem auf Energiespeicherlösungen spezialisierten oberösterreichischen Start-up Kreisel Systems. Das führe dazu, dass sich viele Mitarbeiter nicht mehr trauen würden, laut zu denken. Diskussionen und Austausch seien aber wichtig, so der Gründer, dessen Unternehmen vor kurzem im Mühlviertel ein neues Entwicklungszentrum eröffnete und auch promintente Investoren gewinnen konnte: "Dialog führt zu Reibungen. Das muss man zulassen."
Hierarchien zu durchbrechen versucht auch Marina Kinschel, die beim deutschen Siemens-Konzern weltweit Digitalisierungsprojekte vorantreibt. Dazu tragen bei dem Konzern, der weltweit 350.000 Mitarbeiter beschäftigt, sowohl Town-Hall-Meetings mit den Vorständen als auch technische Lösungen bei. Ein internes Online-Netzwerk - eine Kombination aus Facebook und LinkedIn, wie Kinschel sagt - soll dabei helfen über Hierarchien hinwegzuspringen: "Es ist ein kraftvoller Hebel."
Virtuelles Start-up und Hackathons
Um mit der im zunehmenden Tempo stattfindenden Digitalisierung Schritt zu halten und Innovationen innerhalb des Konzerns zu fördern, hat Siemens auch die Idea Company ins Leben gerufen. Das virtuelle Start-up innerhalb des Konzerns soll helfen, Ideen von Siemens-Mitarbeitern umzusetzen. Gemeinsam mit Kunden werden auch Hackathons veranstaltelt. Daneben sollen Makerspaces und Co-Creation-Räume dafür sorgen, dass Mitarbeiter Dinge ausprobieren können.
Auch eine "Fuckup-Night" wurde ins Leben gerufen, bei der Mitarbeiter über Fehler berichten und auch "Failure Hero Awards" vergeben werden. "Es geht nicht darum, sie zu Fehlern zu motivieren. Es gibt aber Bereiche in denen Fehler wichtig sind", sagte Kinschel. "Die besten Fehler sind die, aus denen man am meisten gelernt hat."
Innovationshemmnisse
Erörtert wurde auch die Frage, was Firmen daran hindert innovativ zu sein. Das größte Innovationshemmnis sei der Satz "Wir haben es schon immer so gemacht", sagte Anton Plimon, Managing Director des Austrian Institute of Technology (AIT). Auch Technologie sei kein Allheilmittel. Sie könne zwar Dinge vorantreiben, für echte Innovationen brauche es aber mehr. Viele Unternehmen würden zu wenige daran denken, wie es den Nutzern mit ihren Produkten gehe.
In Europa sei die Innovationskultur nicht sehr ausgeprägt, meinte Eveline Steinberger-Kern, Gründerin der Blue Minds Company. "Das wird noch dauern, bis wir das gelernt haben." Es brauche auch den Austausch zwischen erfahrenen Unternehmen und Start-ups und Experimentiermöglichkeiten: "Ohne Experimentieren wird es keine Erfindungen geben."
Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem Austrian Innovation Forum entstanden.
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