Innovatives Ausbaumodell beschleunigt Internet am Land
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Schnelle Internetverbindungen sollen in naher Zukunft selbst in den entlegensten Winkeln Europas angeboten werden. Diese politische Vorgabe ist in der Praxis oft nur schwer umzusetzen, weil sich der Ausbau von Netzen in Randgebieten für Netzbetreiber wirtschaftlich kaum auszahlt. Die Lösung für dieses Problem lautet Open Access Network. Das Land Niederösterreich ist gerade dabei herauszufinden, wie so ein Modell die Versorgung mit Breitbandinternet verbessern und Netzbetreibern gleichzeitig Gewinne bringen kann.
Drei-Schichten-Modell
Die von der Landesregierung gestartete Niederösterreichische Glasinfrastrukturgesellschaft - kurz nöGIG - errichtet das Glasfasernetz und verpachtet es anschließend an einen neutralen Betreiber. Dieser wiederum vermietet das Netz an andere Internet-Serviceanbieter (Internet Service Provider - ISP). Alle ISP nutzen das Netz zu den selben Bedingungen. Durch dieses Vorgehen solle sichergestellt werden, dass es im ländlichen Bereich zu mehr Wettbewerb komme. So lautet der Plan der nöGIG.
Vier Pilotregionen
Das niederösterreichische Modell wird derzeit in vier Pilotregionen getestet: Waldviertler Stadtland (rund um Gmünd), Zukunftsraum Thayaland (Waidhofen an der Thaya), Ybbstal-Eisenstraße (Waidhofen an der Ybbs) und Triestingtal (Altenmarkt). In jeder Pilotregion tritt ein anderes Unternehmen als neutraler Betreiber auf. Im Triestingtal ist es etwa kabelplus.
"Breitband-Internet ist die Schlüssel-Infrastruktur des 21. Jahrhunderts. Als neutraler Netzbetreiber im Triestingtal stellen wir sicher, dass Familien und Unternehmen die schnellste Zugangstechnologie zum Internet bekommen und das zu attraktiven Preisen. So können Bevölkerung und die Betriebe im Triestingtal die Chancen der Digitalisierung nutzen", freut sich Gerhard Haidvogel, Geschäftsführer von kabelplus.
In den Pilotregionen wurde 2015 mit dem Bau des Glasfasernetzes begonnen. Voraussetzung war, dass 40 Prozent aller Haushalte die Absicht bekundeten, sich einen Breitbandanschluss über das Glasfasernetz zulegen zu wollen. Anschließend sollen nahezu 100 Prozent der Haushalte Fiber to the Home (FTTH) erhalten können. nöGIG baut jeweils flächendeckend in der gesamten Gemeinde Leitungen bis zur Grundstücksgrenze.
Neue Anbieter-Vielfalt
In einigen Gemeinden konnte auf bereits bestehende Leerverrohrungen zurückgegriffen werden. Die nöGIG kauft die Rohre der Gemeinde ab, um am Ende das Netz komplett zu besitzen. Ist das Netz einmal errichtet und verpachtet, erstellt der Netzbetreiber eine genaue Preisliste, in der beschrieben ist, was einzelne Vorleistungsprodukte für Internet-Anbieter kosten. Die Preise für die Endkunden ergeben sich aus dem Wettbewerb der verschiedenen Internet-Anbieter.
Absicht der nöGIG ist es, dass alle Anbieter versuchen, möglichst viele Kunden zu gewinnen. In einer der Pilotregionen gibt es bereits elf Anbieter. Diese Auswahl für Kunden ist am Land eine Seltenheit. In den Pilotregionen nutzen Partnerunternehmen manchmal das Open-Access-Netzwerk der nöGIG zusätzlich, obwohl sie bereits ein eigenes Netz betreiben. kabelplus tritt etwa neben dem Triestingtal auch in den Regionen Waldviertler StadtLand und Thayaland als Internet Service Provider auf.
Auszeichnung
Das Breitbandprojekt des Landes Niederösterreich hat 2016 den European Broadband Award gewonnen. Mit diesem Preis zeichnet die Europäische Kommission einmal im Jahr herausragende europäische Breitbandinternetprojekte aus. Unter 66 Einreichungen wurde das niederösterreichische Modell in der Kategorie Offenheit und Wettbewerb ausgezeichnet.
"Wir freuen uns, bei dem innovativen Modell in Niederösterreich dabei zu sein. Private Haushalte und Betriebe in den Pilotregionen wollen über Glasfaser mit der Welt und der Zukunft verbunden sein. Kabelplus bietet sowohl als Netzbetreiber als auch als Internet Service Provider die besten Services dafür", betont Gerhard Haidvogel.
Evaluierung im Sommer
Ende 2018 sollen die nöGIG-Netze in den Pilotregionen fertiggestellt sein. Bereits im Sommer 2017 soll eine Evaluierung erfolgen. Danach will die Landesregierung darüber entscheiden, in welcher Form das niederösterreichische Open-Access-Netzwerk erweitert wird.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit kabelplus.
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