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Rückzug

Media Markt plant Abschied aus China

Der Handelsriese Metro begräbt Branchenkreisen zufolge seine Pläne zum Ausbau der Tochter Media Markt in China. Der Metro-Vorstand beabsichtige nach langer Prüfung einen Rückzug der Kette aus dem asiatischen Land, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Formelle Beschlüsse gebe es aber noch nicht. Ein Metro-Sprecher wollte sich zu den Angaben nicht äußern.

Gemeinschaftsunternehmen mit Foxconn
Metro hatte mit Media Markt in China große Ziele verfolgt. Die Gremien des Düsseldorfer Handelsriesen besiegelten im Januar 2010 die Verträge für ein Gemeinschaftsunternehmen mit der asiatischen Foxconn Technology Group zum Markteintritt. „Bis Mitte des Jahrzehnts sieht die Metro Group ein Potential von über 100 Märkten in China, die eine beträchtliche Zahl von Arbeitsplätzen schaffen werden", teilte der Düsseldorfer Handelsriese damals mit. Er freue sich darauf, den chinesischen Markt zu erschließen, ließ der damalige Metro-Chef Eckhard Cordes wissen.

Im November 2010 hatte Media Markt dann eine erste Filiale in China eröffnet, derzeit sind es sieben Märkte im Großraum Shanghai. Dort wollte Metro testen, ob sich das in Europa bewährte Format auch im hart umkämpften chinesischen Markt durchsetzen lässt. Doch mit Hunderten von Media Märkten in China wird es nun nichts - der Metro-Vorstand unter dem seit einem Jahr amtierenden Cordes-Nachfolger Olaf Koch will den Insidern zufolge auf die kapitalintensiven Pläne zum Ausbau verzichten.

Machtkampf
Die Pläne für eine China-Expansion von Media Markt waren bereits Ende 2012 erneut in die Schlagzeilen geraten. Im November hatte Media-Saturn Minderheitsaktionär Erich Kellerhals verkündet, er werde sich aus der für die China-Expansion gegründeten Gesellschaft zurückziehen. „Im harten chinesischen Wettbewerb kann man sich nur behaupten, wenn man rasch und offensiv expandiert", hatte der streitbare Unternehmer damals betont - und an diesem Willen fehle es Mehrheitseigner Metro, mit dem Kellerhals seit Jahren über Kreuz liegt.

Metro-Chef Koch hatte immer wieder unterstrichen, zum Jahreswechsel über das Schicksal von Media Markt in China entscheiden zu wollen. Zuletzt hatte er dabei mehrfach deutlich gemacht, der Wettbewerb in China werde immer schärfer. Im Oktober hatte Metro zudem angekündigt, das „Expansionsprogramm für 2013 erneut kritisch (zu) überprüfen". Die Media-Markt-Geschäfte in China hatten in den ersten neun Monaten 2012 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro erzielt, für das Gesamtjahr zeichnete sich aber ein Verlust in einer Höhe von rund 40 Millionen Euro ab.

Schuldenkrise
Der Handelsriese mit seinen Großmärkten, den Töchtern Media-Saturn, Kaufhof und Real kämpft mit den Folgen der Schuldenkrise in Europa. Im vergangenen Jahr musste Metro einige Rückschläge verkraften - Metro-Aktien stiegen aus dem Dax ab, Koch musste seine Gewinnerwartungen für das Jahr zurücknehmen. Zudem stuften Rating-Agenturen Metro herunter.

Zum Jahresende vermeldete Koch dann aber einen Erfolg: Er verkaufte das Osteuropa-Geschäft der Tochter Real an den Konkurrenten Auchan. Und auch China kehrt der Konzern trotz des bevorstehenden Rückzugs von Media Markt nicht gänzlich den Rücken: Mit seinen Großhandelsmärkten wächst der Konzern dort. Per Ende September 2012 betrieb Metro 58 Märkte in China - und erzielte im dritten Quartal mit den Cash & Carry-Märkten fast ein zweistelliges Umsatzwachstum.

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