US Navy will mit Hyperschall-Projektil Raketen und Drohnen abschießen
Die US Army arbeitet derzeit an einem Hyperschall-Luftabwehrsystem auf Basis einer 155-mm-Haubitze. Herzstück sind Hochgeschwindigkeitsprojektile, die eigentlich für die gescheiterte elektromagnetische Railgun der US Navy entwickelt wurden. Aus der Railgun abgefeuert sollten sie mit Geschwindigkeiten von über 3.000 Meter pro Sekunde (Mach 8,7) fliegen. Das 155mm-Projekt läuft nun unter dem Namen Multi-Domain Artillery-Cannon (MDAC).
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Dieses Projektil wird aber auch von der US Navy auf Hoher See getestet, wie Naval News berichtet. Dabei wird es vom Mark-45-Leichtgewichtsgeschütz abgefeuert. Der Bericht bezieht sich auf Angaben eines Managers von BAE Systems, das die Projektile baut.
"Tests erfolgreich"
Einem BAE-Sprecher zufolge hat das Hypervelocity Projectile (HVP) bei Tests auf See „erfolgreich seine Wirkung auf eine Vielzahl von Bedrohungen aus der Luft gezeigt“, was „dazu beitragen kann, die Luftverteidigungsanforderungen der Marine zu unterstützen“.
Abgefeuert wird es von Zerstörern der US Navy. Durch ihre hohe Geschwindigkeit ist das Projektil in der Lage, so gut wie alle ankommenden Gefahren abzuschießen, ohne selbst abgefangen zu werden.
Was ist eine Railgun?
Die Railgun funktioniert ähnlich wie ein Katapult. Ein Schlitten läuft zwischen 2 Schienen – daher auch der Name Railgun (rail = Schiene). Eine Schiene ist positiv, die andere negativ geladen. Durch den stromleitenden Schlitten wird der Kreislauf zwischen den beiden Schienen geschlossen.
Dadurch entsteht ein Magnetfeld. Dies erzeugt Lorentzkraft, bei der ein Magnetfeld Kraft auf bewegte Ladungen ausübt. Der Schlitten wird dadurch beschleunigt, entgegen der Richtung der Energiequelle, also hin zur Mündung der Railgun. Das Projektil auf dem Schlitten wird dadurch mit extrem hoher Geschwindigkeit weggeschossen.
Vorteile von Railguns:
- Mehr als die 10-fache Reichweite eines normalen Geschützes
- Gelenktes Railgun-Projektil kostet weniger als 20 Prozent einer Rakete
- Platz- und Gewichtsersparnis bei der Munition: Treibladungen für Granaten/Geschosse sind nicht mehr notwendig
Nachteile von Railguns:
- Hohe Hitze beim Schießen beschädigt Schienen und andere Bauteile und reduziert so die Haltbarkeit
- Leistungsstarke Railguns sind noch zu groß, um sie mobil einsetzen zu können
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Mit der Mark 45 könnten pro Minute etwa 16 bis 20 HVPs abgefeuert werden, um Bedrohungen aus der Luft, wie Marschflugkörper, Drohnen und Flugzeuge, abzuwehren. Im Unterschied zu den Railguns werden die Projektile dabei nicht mittels Elektromagnetismus “herauskatapultiert”, sondern konventionell mittels Treibladung verschossen.
Die hohe Geschwindigkeit kommt zustande, weil es sich beim HVP um ein Sabot handelt. Das eigentliche Projektil ist kleiner als das Kaliber der Kanone und ist mit einer Stützvorrichtung umhüllt, die sich nach dem Verlassen des Kanonenrohrs löst. Weil das schlankere Projektil leichter ist, kommt eine höhere Geschwindigkeit zustande. Bei Kampfpanzern wird dieses Prinzip genutzt, um panzerbrechende Projektile (APFSDS) abzufeuern.
Wie schnell HVP bei den aktuellen Tests aus dem Mark 45 geflogen ist, ist nicht bekannt. Möglicherweise könnte die Geschwindigkeit unter Mach 5 liegen, was nicht mehr Hyperschallgeschwindigkeit ist. Der Name HVP bezieht sich jedenfalls auf die ursprüngliche Verwendung in der Railgun.
Laut BAE Systems soll die Reichweite der Projektile bei 74 bis 93 Kilometern liegen, wenn sie aus einem Mark 45 abgeschossen werden. Die effektive Reichweite mit regulärer Munition des Geschützes liegt bei 37 Kilometern.
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HVP für das Mark 45 hat nach dem aktuellen Stand keinen Gefechtskopf mit Sprengstoff. Stattdessen wird das Ziel nur mittels kinetischer Energie - also durch Rammen - zerstört.
Damit das Ziel auch getroffen wird, hat es einen Suchkopf. Welche Art, ist bisher nicht bekannt. Am wahrscheinlichsten ist ein Infrarot-Suchkopf, so wie er etwa bei Luftabwehrraketen zum Einsatz kommt.
Die HVP würden zusätzlich zu herkömmlichen Abfangraketen zum Einsatz kommen, die im Vertical Launching System (VLS) eines Zerstörers untergebracht sind. Schiffe der Arleigh-Burke-Klasse haben typischerweise 600 Schuss für das Mark-45-Geschütz dabei. Beim VLS sind es knapp 100 Raketen. Ein mit HVP ausgerüsteter Zerstörer kann also länger im Flugabwehr-Einsatz bleiben. Auch würde das Abwehren von Drohnenschwärmen leichter fallen.
Kosteneffizienz
Dass die Navy diese Projektile zur Luftabwehr einsetzen will, ist zudem in Anbetracht der Kosten nachvollziehbar. Für die Flugabwehr soll das in erster Linie deutlich günstiger sein als klassische Boden-Luft-Raketen.
Es ist unklar, wie viel die Projektile genau kosten werden. Frühere Angaben zufolge wird ein Stückpreis von weniger als 100.000 Dollar angestrebt. Zum Vergleich: Moderne US-Raketen zur Abwehr von Luftzielen, wie sie etwa auf Navy-Zerstörern zum Einsatz kommen, kosten mehrere Millionen Dollar pro Stück.
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Gerade in jüngster Zeit wurde es zunehmend zum Problem, dass Schiffe mit vergleichsweise günstigen Drohnen beschossen wurden, die dann mit Millionen Dollar teuren Raketen abgewehrt werden müssen. Entsprechende Vorfälle gab es etwa im Roten Meer vor der Küste Jemens, wo Houthi-Rebellen auf diese Art und Weise angegriffen haben.
Um hier Kosten zu sparen, nutzten die NATO-Streitkräfte günstigere Waffensysteme als Raketen. Dabei kamen Bordkanonen genauso zum Einsatz, wie die Doorgunner von Hubschraubern.
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