Symbolbild: Ein Doorgunner der US Navy

Symbolbild: Ein Doorgunner der US Navy

© US Navy

Militärtechnik

Billiger wird’s nicht: Hubschrauber-Doorgunner jagen Huthi-Drohnen

Luftabwehrraketen, Schiffsgeschütze, Kampfjets: NATO-Truppen fangen derzeit mit einem breiten Arsenal die Drohnen der Huthi im Roten Meer ab. Jetzt beteiligen sich auch Hubschrauber an der Jagd.

Frankreich und Deutschland berichten von erfolgreichen Abschüssen mit Helikoptern. Allerdings hatten diese Hubschrauber weder Raketen noch ein Cockpit-gesteuertes Bordgeschütz, wie das etwa bei Kampfhubschraubern üblich ist. Die Abschüsse wurden von Doorgunners erzielt – also Soldat*innen, die seitlich aus dem Hubschrauber heraus mit einem dort montierten Maschinengewehr feuern.

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Luftkill für Hubschrauber

Frankreich berichtet, dass eine fliegende Huthi-Drohne so abgeschossen wurde. Zur Meldung wurde ein Video veröffentlicht:

Das Video wurde mit der Infrarotkamera des Hubschraubers gefilmt. Diese drehbare Kamera zur Zielbeobachtung und Identifikation ist üblicherweise unter der Nase oder seitlich am Hubschrauber montiert. Zu Beginn ist ein Frachtschiff zu sehen.

Haben die Huthi im Vorjahr vor allem versucht Israel mit den Drohnen zu treffen, werden jetzt verstärkt zivile Frachtschiffe attackiert. Ob das Frachtschiff im Video das Ziel der Drohne war, bzw. der Hubschrauber zu dessen Schutz eingeteilt wurde, wird nicht deutlich gesagt. Es ist aber anzunehmen, dass es so war.

In der nächsten Einstellung ist die fliegende Drohne zu sehen, vermutlich in geringer Flughöhe über dem Meer. Vom Aussehen her ist es eine Drohne des Typs Samad, die die Huthi angeblich selbst bauen. Rüstungsexpert*innen gehen davon aus, dass viele Komponenten für die Drohnen und Marschflugkörper aus dem Iran kommen, bzw. die Waffen dort gebaut und als Teilesatz in den Jemen geschickt werden, wo sie dort von den Huthi zusammengesetzt werden.

Der Hubschrauber fliegt schneller, bis er nahezu parallel zur Drohne ist und deren Geschwindigkeit hält. Es sind 2 Salven aus dem Maschinengewehr zu hören. Danach ist die Drohne verschwunden und man hört die Funkkommunikation „UAV Splash“, um den Absturz der Drohne ins Meer zu bestätigen. Ob zum Abschuss wirklich 2 Salven gereicht haben, oder ob hier mehrere Schüsse nicht gezeigt wurden, ist nicht bekannt.

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Hubschrauber war ein AS565 Panther

Der Abschuss ist jedenfalls beachtlich. Die Pilot*in muss mit hoher Geschwindigkeit einen ruhigen Flug neben der Drohne hinlegen, in paralleler Flugbahn, um den Doorgunner das Treffen der Drohne zu ermöglichen. Sollte es sich dabei um eine übliche Samad-2-Drohne gehandelt haben, ist diese 2,8 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von 4,5 Meter. Das klingt zwar nach einem großen Ziel, die Drohne ist aber sehr schlank und der Doorgunner muss trotz des Parallelflugs vorhalten, damit die Schüsse nicht hinter der Drohne ins Leere gehen.

Bei dem Hubschrauber dürfte es sich um einen Eurocopter AS565 Panther handeln, der zur französischen Luftabwehr-Fregatte Alsace gehört. Der Hubschrauber ist an Bord der Alsace in einem aktuellen Video von France 2 zu sehen:

Der AS565 kann mit Pod-Maschinenkanonen ausgestattet werden, in der Marine-Version hat er die aber nicht. Dem Doorgunner steht ein französisches Maschinengewehr AAN-F1 im Kaliber 7,62 NATO zur Verfügung. Dieses basiert auf dem AA-52, das ab 1952 in Frankreichs Armee diente.

Frankreich hat damit den ersten bestätigen Abschuss einer Huthi-Drohne mit einem Hubschrauber im Gefechtseinsatz. Es könnte überhaupt der erste bestätigte Abschuss einer fliegende Drohne eines Hubschrauber-Doorgunners im Kampfeinsatz sein.

Manöver war riskant, wird aber geübt

Diese Methode ist etwas riskant. Wenn etwas beim Zusammenspiel zwischen Pilot*in, Doorgunner und Fregatte, die den Hubschrauber den richtigen Kurs zur Drohne anweist, nicht klappt, könnte das Abfangmanöver fehlschlagen und die Drohne ihr Ziel treffen.

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Warum in diesem Fall der Panther zum Zug kam und nicht die Luftabwehrraketen oder das 76mm-Geschütz der Alsace, ist nicht bekannt. Der Hubschrauber war womöglich zum Nahbereichsschutz des Handelschiffs eingeteilt, während die Fregatte andere Frachter bewachte. Womöglich wurde die Huthi-Drohne zu spät entdeckt, um noch andere Abwehrmaßen einleiten zu können, ohne dabei zivile Schiffe zu gefährden.

Das Szenario, mit dem Hubschrauber fliegende Drohnen abzufangen, wird jedenfalls von Seestreitkräften geübt. Auch die US Navy bildet Helikopterbesatzungen dafür aus. In diesem Video ist zu sehen, wie der Doorgunner eines MH-60S bei einer Übung eine Zieldrohne abschießt:

Deutschland hat ein Drohnenboot abgeschossen

Die deutsch-französische Rivalität dürfte auch im Roten Meer vorhanden sein. Nach dem Motto: „Was du kannst, das kann ich schon lange“ hat einen Tag nach dem französischen Doorgunner-Kill einer Drohne auch Deutschland einen ähnlichen Erfolg bekannt gegeben.

Der Bordhubschrauber der Fregatte Hessen hat eine schwimmende Drohne zerstört. Das Kamikazeboot wurde erst entdeckt, als es sich einem Schleppverband (ein Schiff, das ein anderes Schiff abschleppt) schon auf wenige Seemeilen genähert hatte. Wie ein Redakteur des Spiegels erfahren haben will, war deshalb Tempo gefragt und der Hubschrauber wurde zur Abfangmission entsendet.

Der Hubschrauber ist ein Sea Lynx Mk88A. Die Hessen hat 2 davon an Bord. Der Mk88A ist für gewöhnlich mit Torpedos bewaffnet. Eine Kanone oder ein Cockpit-gesteuertes Maschinengewehr gibt es nicht, dafür aber ein schweres Maschinengewehr im Kaliber .50 BMG für den Doorgunner. Üblicherweise dient das dazu, den Marinesoldaten beim Entern von Schiffen Feuerschutz zu geben, bzw. kleinere Boote, wie etwa die von Piraten, zu bekämpfen.

Das Treffen einer schwimmenden Drohne ist leichter als einer fliegenden. Sie bewegt sich langsamer. Zudem sieht der Doorgunner anhand der Einschläge im Wasser, falls er danebenschießt. Dadurch kann er einfacher den Vorhalte- bzw. Anhaltepunkt korrigieren.

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Flugabwehrraketen kosten mehrere Millionen Euro

Egal ob fliegend oder schwimmend: Das Abfangen von Drohnen mit der Türbewaffnung ist bisher die günstige Möglichkeit. Luftabwehrraketen kosten hunderttausende Euro pro Stück, bis zu mehreren Millionen Euro, wie etwa die SM-6 (4 Millionen Euro pro Stück). Eine Huthi-Drohne, wie etwa die Samad-2, dürfte weniger als 10.000 Euro kosten. Einige Rüstungsexpert*innen gehen sogar von weniger als 5.000 Euro aus.

Die Airburst-Munition gegen Flugziele für die 76mm-Kanone, mit der viele westliche Fregatten ausgestattet sind, kostet üblicherweise 1.000 bis 1.800 Euro pro Schuss. Ein Schuss 7,62mm NATO, wie sie Frankreich im Doorgunner-Maschinengewehr des Panthers einsetzt, kostet der französischen Armee weniger als 1 Euro pro Schuss. Für einen Maschinengewehr-Schuss .50 BMG, wie etwa beim Sea Lynx, zahlt die deutsche Bundeswehr vermutlich knapp 5 Euro pro Schuss.

Warten auf die Laser-Revolution

Billiger wird es zukünftig wohl nur mit Laserwaffen werden - außer eine Hubschrauber-Pilot*in schießt mit ihrer 9mm-Pistole aus dem offenen Cockpit-Fenster eine Drohne ab, was eine Mischung aus dummem Stunt und maßlos viel Glück wäre.

Schiffe gelten als gute Plattformen für Laserwaffen, Entwicklung und Integration schreiten aber nur langsam voran. Bisher gibt es keinen bestätigen Abschuss einer Huthi-Drohne mit einer Laserwaffe. In der US Navy hat der Zerstörer USS Preble die 60-kW-Laserwaffe HELIOS.

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Die Preble befindet sich derzeit in Hawaii. Aktuell sind keine Pläne bekannt, sie ins Rote Meer zu verlegen. Ob HELIOS stark genug ist, um die Huthi-Drohnen und Marschflugkörper effektiv abzuwehren, ist nicht bekannt.

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