© Jürg Christandl

Interview

Microsoft: „Haben eine gute Chance am Markt“

Für den weltweit größten Software-Konzern war es der ereignisreichste Herbst seit Jahrzehnten. Innerhalb eines Tages wurden gleich drei radikal neue Produkte auf den Markt gebracht: Microsofts neuestes Betriebssystem ist seit Ende Oktober im Handel, mit Windows Phone 8 ist nun auch die Smartphone-Software in Österreich verfügbar. Das Surface ist in vielen Teilen der Welt schon verfügbar. „Die Reaktionen auf Windows 8 sind super", zieht Microsoft-Österreich-Chef Georg Obermeier eine erste Bilanz . Innerhalb von drei Tagen ist es weltweit mehr als vier Millionen Mal heruntergeladen worden, in Österreich ist man bereits im fünfstelligen Bereich.

Mehr als 1000 zertifizierte W8-Geräte
Anders als bei den Vorgänger-Betriebssystemen arbeite Microsoft diesmal verstärkt mit den Hardware-Lieferanten zusammen, um gute Touch-Funktion zu garantieren. „Weltweit gibt es mehr als 1000 zertifizierte Windows-8-Geräte", so  Obermeier, der nun drei Geräte verwenden: Ein Surface-Tablet, ein Nokia Windows 8-Phone (Lumia 920 in gelb) sowie ein Convertible, ein Notebook, dessen Bildschirm man als Tablet verwenden kann.

Schließlich sei es auch ein Vorteil, dass der Anwender schnell und einfach zwischen dem Business- und dem „Freizeit"-Modus (Musik, Filme, News etc.) wechseln könne. Genau das wurde zwar in

, allerdings kann Obermeier die Kritik nicht nachvollziehen. Zudem streicht er die Business-Integration hervor: „Unternehmen haben das Problem, dass sich die Produkte der Konkurrenz kaum oder nur sehr schwer in die gängige Produktlandschaft wie in die Office-Welt, Sharepoint oder in diverse Datenbanken integrieren lassen. Wir liefern diese Office-Integration."

Mobiles Wachstum
Neu ist  die starke Verschränkung zwischen Desktop und Smartphone. „Erstmals entwickelt man eine App für Windows 8, und automatisch wird sie auch auf Windows Phone 8 funktionieren", sagt Obermeier.  „Die Kombination aus Windows 8 und Windows Phone 8 ist perfekt, es ist praktisch ein Betriebssystem für zwei Welten und daher haben wir eine gute Chance am Markt“, glaubt der Chef. Der Manager zeigt sich daher zuversichtlich. „Analysten wie Forrester und Gartner prognostizieren für die kommenden Jahre einen Marktanteil bei Windows Phone 8 von 20 Prozent, da bin ich sehr optimistisch, dass wir dieses Ziel erreichen.“

Lieferzeiten
Probleme bereiten momentan allerdings die Lieferzeiten: Einige der Produkte, auf die die Konsumenten warten, werden erst Anfang 2013 auf den österreichischen Markt kommen. Microsofts Surface wird frühestens im Jänner in Österreich erhältlich sein, kann aber bereits auf deutschen Plattformen geordert werden. Und auch das Nokia Lumia 920, die große Hoffnung von Nokia und Microsoft, den gegenwärtigen Microsoft-Marktanteil im mobilen Business von zwei auf mehr Prozent zu heben, wird ebenfalls erst im ersten Quartal 2013 nach Österreich kommen. Allerdings gibt es von den anderen Herstellern, ob Samsung oder HTC, bereits Windows Phone 8-Geräte.

„Jeder Schüler braucht einen Computer
Die neue Software für Smartphone und Desktop soll helfen, in den kommenden Jahren neue Segmente zu erschließen.  „Jeder Schüler braucht einen Computer", sagt Obermeier. Vorbild seien die nordischen Staaten wie etwa Dänemark. Bei nur 5,4 Millionen Einwohnern mache Microsoft dort signifikant mehr Umsatz, weil es  eine höhere IT-Durchdringung gäbe und  man in die IT-Bildung investiere. Schon jetzt haben drei von vier Jobs mit IT zu tun. „Hier haben wir enormen Aufholbedarf", sagt Manager Obermeier.

6000 Büro-Besucher
Damit spannt Obermeier auch den Bogen zur neuen Welt der Arbeit, die Microsoft seit geraumer Zeit propagiert. Vor einem Jahr hat Microsoft einen neuen Weg der Arbeitsplatzgestaltung beschritten und die Firmenzentrale in Wien einem kompletten Redesign unterzogen. Mitarbeiter – auch Obermeier selbst – haben keine eigenen Büros mehr, sondern können sich ihren Arbeitsplatz in der offenen Büro-Welt selbst suchen. 6000 Besucher – von Regierungs- bis zu Unternehmensvertretern – haben die Microsoftzentrale in Wien-Meidling besucht.

Nicht nur um die architektonisch ausgefallene Lösung zu besichtigen, sondern auch mehr über die neue Welt des Arbeitens zu erfahren: also wie in Unternehmen kommuniziert wird, wie zusammengearbeitet wird und wie Lösungen von Cloud-Computing bis zu Telekonferenzen sinnvoll genutzt werden können. „In einer Umfrage gab kürzlich jeder zweite an, mit Cloud nicht wirklich etwas anfangen zu können, weil jeder etwas anderes darunter versteht“, sagt Obermeier. Daher wird Microsoft diese neue Welt des Arbeitens künftig mit Partnern noch stärker erklären und die Philosophie und Lösungen nach außen tragen. „Wir wollen nicht nur irgendein Produkt verkaufen, sondern den Nutzen“, so Obermeier. „Technologie ist kein Selbstzweck, sondern soll dem Menschen helfen.“

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