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Start-up

Mit Buffer App aus Wien ins Silicon Valley

Direkt nach der Schulzeit in Wien zog es den damals 19-jährigen Leo Widrich nach England. Er studierte dort Management an der rennomierten Warwick Business School - und gründete bereits in seinem ersten Studienjahr ein Unternehmen. "Das hat allerdings nicht so funktioniert", gesteht Widrich gegenüber der futurezone. Doch wenig später lernte Widrich seinen jetzigen Partner, den 24-jährigen Joel Gascoigne, kennen. Der Engländer hatte die Idee zu "Buffer App" und Widrich war begeistert.

Mitte Dezember 2010 starteten die beiden den Social Media-Dienst, der Twitter-Nutzer zu mehr Followern und Lesern für ihre Kurznachrichten verhelfen soll - und zwar durch richtiges "Timing". Dazu entwickelte das Team einen Algorithmus. "Wir haben uns den Twitter-Stream genau angesehen und analysiert, wann die meisten Kurznachrichten versendet werden", erklärt Widrich. Das sei zwischen acht Uhr morgens und acht Uhr abends mit einem Leichten Peak zwischen 15 und 16 Uhr. "Wir haben daraufhin Zeit-Slots generiert und schicken für unsere Nutzer zu diesen bestimmten Zeiten ihre Kurznachrichten ab, die sie zuvor festgelegt haben", erklärt Widrich ihren Dienst.

Finanzspritze von Ex-Googlern
Rund 50.000 Menschen nutzen "Buffer App" derzeit bereits. Tendenz steigend. "Wir machen derzeit zwischen 10.000 und 15.000 US-Dollar Umsatz im Monat", erzählt Widrich. Die Kosten seien dabei niedrig. Die Server-Kosten würden lediglich rund 100 US-Dollar pro Monat betragen. Das Team verzichte außerdem auf ein eigenes Büro und arbeite stattdessen von zu Hause aus - und das befindet sich seit wenigen Monaten im Silicon Valley in den USA.

Widrich hat sein Studium abgebrochen, um gemeinsam mit Gascoigne und "Buffer App" an einem dreimonatigen Programm für Start-ups, durchgeführt vom Inkubator AngelPad, in Kalifornien teilzunehmen. Nur knapp zehn auserwählte Start-ups bekommen jährlich diese Chance. Sie lernen dort vor allem Investoren kennen. So agiere Guy Kawasaki jetzt als Berater für "Buffer App", erzählt Widrich.

Ein Jahr Zeit
Doch nicht nur das Netzwerk von Investoren hat sich dadurch aufgetan, sondern die Bewerbung beim AngelPad-Programm brachte auch gleich eine fette Geldsumme mit sich. 120.000 US-Dollar für sechs Prozent der Firmenanteile bekamen Widrich und sein Partner von den Ex-Googlern, die das AngelPad gegründet haben. "Nun wollen wir weitere 500.000 US-Dollar auftreiben", so der Jung-Unternehmer. Damit wolle man das Jahresgehalt für insgesamt sechs Personen - die beiden Gründer und vier Angestellte - finanzieren.

Nach einem Jahr soll das Unternehmen dann auch ohne weitere Investoren auskommen. So lautet zumindest der Plan. "Unsere Prognose ist, dass wir in einem Jahr rund 600.000 bis 700.000 Nutzer erreichen werden. Derzeit nutzt rund ein Prozent unsere Bezahl-Angebote. Wenn diese Prozentzahl gleich bleibt, werden wir künftig eine Million Dollar pro Jahr verdienen", rechnet Widrich vor.

"Freemium irrsinnig gutes Modell"
Das Team setzt nämlich auf das sogenannte "Freemium"-Modell. Die Grundfunktionen von "Buffer App" sind kostenlos, es gibt allerdings Beschränkungen. So kann in der Gratis-Version nur ein Twitter-Account mit "Buffer App" verbunden werden. Außerdem kann nur eine limitierte Anzahl von Tweets gescheduled und verschickt werden. Mit einer Pro- und einer Premium-Version für jeweils 10 bzw. 30 US-Dollar könne man beispielsweise mehrere Accounts managen, erklärt Widrich. "Freemium ist ein irrsinnig gutes Modell, das ich Internet-Apps nur empfehlen kann. Erst wenn man den Wert in etwas sieht, muss man zahlen. Man weiß ja vorher meist nicht, was man eigentlich für sein Geld kriegt", fügt der Wiener hinzu.

Als nächstes wird "Buffer App" um die Sozialen Netzwerke Facebook, Google+ und LinkedIn erweitert. Künftig wird man also auch dort Status-Updates bzw. Nachrichten per Buffer App verschicken können. Danach sei ein personalisierter Algorithmus in Planung, mit dem das Timing, wann der beste Zeitpunkt für die Nachricht ist, weiter perfektioniert und persönlich angepasst werden.

Twitter bei Traffic am effektivsten
Doch was bringt eigentlich am meisten Traffic? Twitter, Facebook oder Google+? "Twitter bringt dir als News-Seite im anglo-amerikanischen Raum am meisten Traffic. Man müsse dazu allerdings jeden Tag mindestens fünf bis zehn neue, interessante Links versenden, um das "Vertrauen der Follower" zu gewinnen, so Wiedrich, der sich auch im Buffer Blog verstärkt mit derartigen Themen beschäftigt. Während sein Partner Gascoigne die Programmierarbeit leistet, kümmert sich Widrich als "non-techy"-Part verstärkt um Kundenfang und Marketing.

Während es für Nicht-US-Bürger laut Widrich "kinderleicht" sei, ein eigenes Unternehmen zu gründen, kommt man an eine Arbeitserlaubnis für die USA schon schwieriger ran. "Wir sind gerade dabei, das mit unseren Anwälten zu klären", so Widrich. Bis dahin dürfe das Gründer-Team aus ihrem Haus in San Francisco nur "nicht produktive" Arbeiten, wie etwa Meetings mit Investoren, erledigen.

Das junge Team hofft nun, dass das Unternehmen auch nach den drei Monaten Unterstützung des AngelPad-Inkubator-Teams gut läuft. Nach Österreich zurückzukehren kann sich der 21-jährige Widrich vorerst nicht vorstellen. "Die Internet-unternehmerische Kultur im Silicon Valley ist großartig und es gibt viele Kollegen, die etwas Ähnliches machen. auch das jungunternehmerische Denken ist in Österreich nicht so weit ausgebreitet. Das macht es schwierig, ein soziales Umfeld aufzubauen", meint Widrich.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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