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ÖIAG

Telekom Austria wird mexikanisch - Aktie klettert

Nach einem veritablen Chaos rund um die Aufsichtsratssitzung der ÖIAG gab es am späten Mittwochabend doch noch das erwünschte Ergebnis: Die Kapitalvertreter der Staatsholding segneten den Syndikatsvertrag mit America Movil ab, der den Mexikanern die industrielle Führung bei der Telekom Austria garantiert.

Aktie legt zu

Die Aktien der Telekom Austria haben am Donnerstag im Eröffnungsgeschäft nach dem Übernahmeangebot durch America Movil satte 7,56 Prozent auf 7,154 Euro zulegen können.

"Langfristige Partnerschaft"

ÖIAG-Chef Rudolf Kemler begrüßte den Deal als eine "langfristige Partnerschaft", die "einen massiven zukünftigen Wachstumskurs in der CEE-Region ermöglichen wird". Die Sperrminorität der ÖIAG von mindestens 25 Prozent plus einer Aktie werde langfristig abgesichert, zusätzlich wurde ein umfangreiches "Österreich-Paket" ausverhandelt.

Rudolf Kemler, the head of state holding company OIAG and Telekom Austria chairman gestures as he talks to journalists in Vienna March 26, 2014. Austria is close to a deal to pool its Telekom Austria stake with that of Carlos Slim's America Movil, Rudolf Kemler, the head of state holding company OIAG and Telekom Austria chairman, told reporters on Wednesday.REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: BUSINESS HEADSHOT TELECOMS)
Dem Beschluss war eine Zitterpartie von neun Uhr Früh weg vorangegangen. Die fünf Belegschaftsvertreter gaben ihr Votum gegen das Syndikat schriftlich ab und erschienen nicht zur Sitzung. Damit war das Gremium bis in die Abendstunden nicht beschlussfähig. Denn dafür waren mindestens sieben Mitglieder notwendig. Gekommen waren aber nur sechs Kapitalvertreter. Ex-Siemens-Managerin Brigitte Ederer hatte sich entschuldigt und ebenfalls schriftlich gegen das Syndikat gestimmt. Vorsitzender Peter Mitterbauer (Miba-Gruppe) weilte auf Urlaub und auch Ex-Lenzing-Vorstand Thomas Winkler soll mit Abwesenheit geglänzt haben. Mitterbauer wurde eingeflogen, um den Deal doch noch abzusegnen.

Der 40-seitige Vertrag regelt für die nächsten zehn Jahre die Machtverhältnisse zwischen ÖIAG und dem Giganten America Movil, mit Verlängerungsoption auf weitere fünf Jahre.

Laut Kemler werden die Unternehmenszentrale und Forschung & Entwicklung in Österreich langfristig abgesichert. Die Marken bleiben erhalten, ebenso die Notierung an der Wiener Börse und die Qualität der Infrastruktur. Die Mexikaner wollen eine Milliarde Euro in die kapitalschwache Telekom investieren. Die ÖIAG muss rund 280 Millionen in die Hand nehmen. Carlos Garcia Moreno, Finanzvorstand von America Movil, versicherte, beide Partner würden die Telekom bei der Kapitalbeschaffung und der Reduzierung der Verschuldung unterstützen.

America Movil stehen acht Aufsichtsratsmandate zu (selbst wenn der Anteil unter 20 Prozent sinken würde), der ÖIAG nur zwei. Dafür stellt Österreich den Aufsichtsrats-Vorsitzenden und auch den Generaldirektor, der mexikanische Partner darf zwei Vorstandsjobs besetzen.

Da das Syndikat die Mehrheit an der Telekom hält, muss den restlichen Aktionären ein Pflichtangebot gemacht werden. Die Mexikaner kündigten ein Übernahmeangebot von 7,15 Euro je Aktie an, die Telekom schloss am Mittwoch nach deutlichen Verlusten mit 6,65 Euro.

Die Belegschaftsvertreter studierten das Vertragswerk gemeinsam mit Juristen der Arbeiterkammer. Sie können den Vereinbarungen wenig Positives für die Telekom und für Österreich abgewinnen. Der Vertrag würde nur Nachteile bringen,argumentierte AK-Direktor Werner Muhm erneut.

So gäbe der Konzern des Multi-Milliardärs Carlos Slim keine Arbeitsplatzgarantien ab, auch ein Business-Plan soll nicht existieren. Investitionen in Österreich seien nicht definiert. Das Interesse von America Movil konzentriere sich vielmehr auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa.

Gates überrundete heuer den 74-jährigen mexikanischen Telekom-Tycoon Carlos Slim Helu, der mit einem Vermögen von 72 Milliarden Dollar auf dem zweiten Platz landete.
Finanzminister Spindelegger, VP, dagegen freut sich über einen "starken Partner", der der Telekom eine langfristige Perspektive biete.

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Andrea Hodoschek

Leidenschaft: Wirtschaft. 2011 und 2012 von den Lesern des Branchenmagazins Extradienst zur "Wirtschaftsjournalistin des Jahres" gewählt 2012 Auszeichnung mit dem "Wiener Journalistinnenpreis" In der Begründung der unabhängigen Jury des Frauennetzwerk Medien wird vor allem Mut und Beharrlichkeit der journalistischen Arbeit herrausgestrichen: "Andrea Hodoschek recherchiert akribisch auch durchaus trockene Wirtschaftsmaterien und macht aus ihren Recherche-Ergebnissen gut lesbare, spannende und auch bei komplexen Sachverhalten verständliche Geschichten. Sie deckt Missstände auf, berichtet wie sich's die, "die das Gold haben", richten können, zeigt Verknüpfungen zwischen Wirtschaft und Politik auf, auch wenn dies manch Mächtigem aufstößt. Andrea Hodoschek steht kontinuierlich für qualitätsvolle Wirtschaftsberichterstattung, die sich auch an den Interessen ihrer Leserschaft orientiert", erklärt die Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, Karin Strobl, die Entscheidung der Jury. 2017 Auszeichnung mit dem "AREX 2017" in der Kategorie "investigativer Journalismus" Die Jury-Vorsitzende Helga Tomaschtik begründete die Entscheidung mit der "kontinuierlich hohen Anzahl an qualitativ hochwertigen Exklusiv-Stories seit vielen Jahren". Eine der wesentlichen Grundregeln des Journalismus, "be first, but be right", treffe auf die Preisträgerin hundertprozentig zu. Im Mai 2019 mit dem Prof. Horst Knapp-Preis ausgezeichnet. Der Jury-Vorsitzende, Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, hielt die Laudatio bei der feierlichen Preisverleihung im Bank Austria Kunstforum. Doris Tomanek, langjähriges Vorstandsmitglied der Bank Austria, überreichte den Preis für herausragende Leistungen im österreichischen Wirtschaftsjournalismus. Andrea Hodoschek "ist eine Vollblutjournalistin. Ihr Name bürgt für höchste journalistische Qualität. Sie bietet Woche für Woche spannende, zum Teil auch brisante Exklusivgeschichten aus dem Wirtschaftsleben, sozusagen aus dem Maschinenraum wichtiger österreichischer Unternehmen".

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