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Wirtschaft

Telekom Austria startet Milliarden-Kapitalerhöhung

Die bis zu 1 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung der teilstaatlichen, mehrheitlich von America Movil kontrollierten Telekom Austria ist angelaufen. 221,5 Millionen neue Aktien sollen zum Preis von 4,57 Euro an den Mann gebracht werden. Die Kernaktionäre, America Movil und die Staatsholding ÖIAG, haben sich zur Teilnahme an der Kapitalerhöhung verpflichtet, teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Die Zeichnungsfrist beginnt am 10. und endet am 24. November. Der Handel mit den neuen Aktien soll am 27. November an der Wiener Börse starten. Das mit der Kapitalerhöhung eingesammelte Geld soll zur Stärkung der Kapitalstruktur, zum Breitbandausbau, insbesondere in Österreich, und für weitere Zukäufe verwendet werden, erklärte die Telekom.

Slim und ÖIAG zahlen

Die Kapitalerhöhung der Telekom Austria wird zu fast 90 Prozent von den Kernaktionären America Movil und ÖIAG gestemmt. Der mexikanische Telekomkonzern von Carlos Slim steckt 604 Mio. Euro in die Telekom, die Staatsholding ÖIAG will ihren Anteil von derzeit 28,4 Prozent halten und zieht mit bis zu 287 Mio. Euro mit. In Summe sind das 891 Mio. Euro.

Bei Kleinaktionären und neuen Investoren werden damit nur 109 Mio. Euro platziert. Derzeit sind nur noch 11,9 Prozent der Aktien im Streubesitz, die Mehrheit mit 59,7 Prozent hält Slims America Movil. Slim hat sich verpflichtet, seine Bezugsrechte voll auszuüben, auch für den Fall, dass weniger als 1 Mrd. Euro eingesammelt wird. In diesem Fall würde sich Slims Anteil erhöhen. Die ÖIAG, die der Republik Österreich gehört, peilt an, die 28,4 Prozent zu halten. Dass die ÖIAG ihren Anteil nicht verwässert, zeige das Vertrauen der Staatsholding in die Telekom Austria und ihre Entwicklungsperspektiven, erklärte ÖIAG-Sprecher Bernhard Nagiller gegenüber der APA.

Wer von den Kleinanlegern nicht mitzieht, nimmt in Kauf, dass sein Anteil deutlich schrumpft. Zu den bestehenden 443 Millionen Aktien kommen bis zu 221,5 Millionen neue Aktien dazu, bestehende Aktionäre können für zwei alte Aktien jeweils eine neue Aktie zeichnen. Angeboten werden die neuen Anteilsscheine zu einem Preis von 4,57 Euro. Zum Vergleich: Am Donnerstag schloss die Telekom Austria an der Wiener Börse bei 5,85 Euro. Seit das Übernahmeangebot von America Movil von 7,15 Euro je Aktie abgelaufen ist, ist der Aktienkurs im Tiefflug.

Dünne Kapitaldecke

Die Zeichnungsfrist beginnt am 10. und endet am 24. November. Die Bezugsrechte werden voraussichtlich ab dem 12. November bis zum 19. November an der Wiener Börse gehandelt. Ab dem 27. November sollen die neuen Aktien der Wiener Börse notieren. ÖIAG und Slim haben zudem eine sechsmonatige Sperrfrist vereinbart. Das bedeutet, die beiden Aktionäre dürfen sechs Monate lang keine Aktien verkaufen. Der Telekom-Aufsichtsrat hatte am Freitag in der Früh grünes Licht für die Geldspritze gegeben.

Die Kapitalerhöhung war seit längerem geplant und auch im Syndikatsvertrag zwischen ÖIAG und America Movil ausgemacht. Ende Oktober wurde verlautbart, dass die Erhöhung bis Jahresende anvisiert ist - "falls sich die aktuellen Marktgegebenheiten nicht gravierend verändern".

Das Geld soll die seit der LTE-Frequenzversteigerung angekratzte Kapitaldecke stärken sowie in den Breitbandausbau und in Zukäufe fließen, erklärte die Telekom am Freitag in einer Aussendung. Die ÖIAG erwartet, dass die Milliarde in "wertsteigernde Projekte" fließt, das seien die Telekom-Infrastruktur in Österreich und "sinnvolle Akquisitionen", sagte Nagiller.

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