Berlinern wird seltener Strom oder Gas abgedreht
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Trotz hoher Ersparnis: Österreicher verzichten auf Tarifwechsel bei Strom und Gas

Sechs von zehn Österreicher können sich vorstellen, ihren Strom- und Gasanbieter zu wechseln. Doch in der Praxis tun es dann die wenigsten. Gerade einmal 4,2 Prozent aller Privathaushalte haben im vergangenen Jahr ihren Stromvertrag und nur 6,2 Prozent haben ihren Gasvertrag gewechselt. Und das, obwohl der Wechsel im Normalfall wenige Minuten dauert und man sich laut der Vergleichsplattform durchblicker.at so bis zu 874 Euro im Jahr erspart.

"Im Vergleich zu Deutschland, wo die Wechselrate im Energiesektor bei knapp zwölf Prozent liegt, sind die Österreicher diesbezüglich immer noch ein bisschen bequemer", erklärte Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.at, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Auch beim Thema Versicherungen gebe es noch viel Luft nach oben. Zumindest auf der eigenen Plattform ist der Trend eindeutig - und der geht in Richtung Wechselfreudigkeit im Energiesektor.

Einsparpotenzial Versicherungen

"Bei Neuzulassungen von Autos vergleicht mittlerweile jeder dritte, bevor er einen Vertrag abschließt. Bestehende KFZ-Versicherungen werden allerdings so gut wie nie darauf überprüft, ob es eine günstigere Alternative gibt", sagte Baudisch. Viel Einsparpotenzial gebe es auch bei der Immobilienfinanzierung - etwa auch bei der Umschuldung. In diesem Bereich investiert die Plattform derzeit kräftig in geschulte Mitarbeiter, die nach der Kontaktaufnahme online dann auch persönlich beraten können.

Mit der Entwicklung der Seite, die mittlerweile seit neun Jahren auf dem Markt ist, zeigte sich Baudisch zufrieden. 7,5 Millionen Mal wurde der Vergleichsrechner im vergangenen Jahr aufgerufen - eine Steigerung von 25 Prozent. Damit zähle man mit Geizhals.at, Booking.com, Trivago.at und Checkfelix.at zu den Top-5-Vergleichsportalen in Österreich.

"Wir schätzen, dass sich österreichische Haushalte im Jahr 2018 durch unseren Service 61 Millionen Euro erspart haben, indem sie auf günstigere Tarife und Anbieter wechselten", erklärte Baudisch. Das eigene Umsatzwachstum gab Baudisch für 2018 mit 30 Prozent an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Seit 2017 wirtschaftet das ehemalige Start-up laut eigenen Aussagen positiv, die Mitarbeiterzahl stieg im Vorjahr um elf Prozent auf 63.

Geld verdient die Plattform hauptsächlich, indem sie Provision für vermittelte Kunden bekommt. Teilweise können Verträge auch direkt über Durchblicker abgeschlossen werden.

Benutzerkonto als zentrale Anlaufstelle

Die nur in Österreich tätige Plattform, die bereits in 27 Kategorien im Bereich Mobilfunk, Energie, Versicherungen, Bankkonten, Internet und TV Tarifvergleiche anbietet, will eher in die Tiefe denn in die Breite wachsen, wie Durchblicker-Geschäftsführer Baudisch im Gespräch mit der futurezone unterstreicht.

"Wir wollen die Nutzer stärker an unser Portal binden - etwa durch ein eigenes Benutzerkonto, das als zentraler Ort für diverse Polizzen und Verträge fungiert. So haben Kunden einen besseren digitalen Überblick und bekommen leichter mit, wenn Vertragsbindungen auslaufen und sie sich mit einem Wechsel neue Vorteile verschaffen können. Wir werden Kunden über ihr Benutzerkonto auch aktiv darauf hinweisen", sagt Baudisch.

Technologisch gesehen fließe immer noch extrem viel Arbeit in die Entwicklung und Optimierung der verschiedenen Tarifrechner. Allein sieben Mitarbeiter sind dafür abgestellt. In vielen Bereichen, wie bei den Strom- und Gastarifen würden sämtliche Tarife immer noch manuell eingepflegt. Aber auch im Mobilfunk, wo man die Daten von den Anbietern geliefert bekomme und selber die Webseiten automatisiert durchsuche, werden die Daten penibel geprüft.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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