Uber-Chef verspricht 50.000 neue Jobs in Europa
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"It's only the beginning" ("Es ist erst der Anfang"). Unter diesem Motto steht heuer die Technologie- und Innovationskonferenz Digital Life Design (DLD), die am Sonntag in München begann. Diesen Spruch machte sich auch der erste Stargast des dreitägigen Branchentreffs, Uber-Gründer Travis Kalanick, zu eigen. Kalanick kündigte an, heuer in Europa durchstarten zu wollen.
In Städten wie London und Paris, aber auch in den Niederlanden und Belgien, gehe das Geschäft schon heute gut, sagte der Gründer des Fahrtendienstvermittlers, über den Passagiere per App Wagen bestellen können. In London, wo Uber seit zweieinhalb Jahren aktiv ist, habe man bereits eine Million Fahrgäste gezählt. In anderen europäischen Städten wolle man schon bald ähnliche Zahlen erreichen, sagte der Uber-Chef, dessen 2010 gegründetes Unternehmen weltweit in mehr als 270 Städten aktiv ist und von Investoren mittlerweile mit rund 40 Milliarden Dollar bewertet wird.
Konflikte
Dass Uber-Dienste in mehreren Ländern verboten wurden oder nur eingeschränkt tätig sein dürfen, weil Fahrer nicht über die nötigen Lizenzen und Genehmigungen verfügen, tut Kalanick als Verhinderungstaktik der alteingesessenen Taxi-Konkurrenz ab: "Sie versuchen mit rechtlichen Mitteln den Fortschritt zu bremsen."
Die Sicherheit der Fahrgäste sei wichtig, so der Uber-Gründer. Viele Gesetze würden aber nicht die Kunden, sondern die Taxi-Industrie beschützen. In vielen Städten sei das Taxifahren ein geschütztes Monopol. So gebe es etwa in New York heute nicht mehr Taxis als vor 50 Jahren. "Taxi-Fahren soll künstlich verknappt werden."
"Neue Regeln"
"Neue Technologien brauchen neue Regeln", sagte Kalanick, der sich gleichsam als Umweltschützer und sein Unternehmen als Job-Wunder inszenierte: "Wir wollen 50.000 neue Jobs schaffen und dafür sorgen, dass 400.000 Autos von der Straße verschwinden. So können Staus und Emissionen verringert werden."
Darauf angesprochen, dass Uber-Fahrer, etwa in München, von ihrem Job nicht leben könnten, verwies Kalanick auf Anlaufschwierigkeiten seines Dienstes. Noch komme es in europäischen Städten zu vielen Leerzeiten. Wenn das Geschäft erst einmal laufe, werde sich das ändern. "Die Fahrer werden doppelt so viele Fahrten in der Stunde haben."
"Busdienst auf Abruf"
Europäische Städte lud er dazu ein, Partnerschaften mit seinem Unternehmen einzugehen. Europaweit gebe es 350 Millionen Autos, die in den Städten viel Platz verstellen, aber kaum genutzt würden. Uber könne sie ersetzen. In vielen Städten fungiere sein Dienst auch als Ergänzung zu öffentlichen Verkehrsmitteln, sagte Kalanick. Künftig wolle man Kunden, die ähnliche Strecken fahren, anbieten, sie gemeinsam zu befördern. Mit einem solchen "Busdienst auf Abruf" könnten auch die Preise gesenkt werden.
Kalanick geht davon aus, dass sich die Gesetzeslage in der EU schon bald zugunsten des Fahrtendienstvermittlers ändern wird. In den Niederlanden, Belgien und Finnland gebe es bereits erste Anzeichen dafür. Auch Äußerungen von EU-Wettbewerbshütern, mit denen Uber Gespräche führt, würden darauf hindeuten.
Verstöße
Dass Uber, wie vor kurzem in Australien passiert, nach einer Geiselnahme die Preise sprunghaft erhöhte, bedauerte Kalanick. Bei seinem Unternehmen gebe es die Regel, dass es bei Krisensituationen und Notfällen keine Preiserhöhungen geben dürfe. "Wir müssen darauf achten, dass diese Regeln auch eingehalten werden."
Die Vergewaltigung einer indischen Frau durch einen Uber-Fahrer bezeichnete der Unternehmer als "furchtbar". Uber überprüfe seine Frahrer, aber so etwas könne passieren. Das Unternehmen arbeite daran die Sicherheit seiner Fahrgäste zu erhöhen. Dies geschehe auch über die Auswertung von Fahrdaten und Kundenbewertungen. Man habe aber noch viel Arbeit vor sich.
Selbstfahrende Autos als Konkurrenz
Als die langfristig wohl schärfste Konkurrenz für seine Fahrtendienstvermittlung bezeichnete der Uber-Chef Googles selbstfahrende Autos. "Autonome Autos bringen eine bedeutende Veränderung." Man müsse darauf achten, dass der Übergang geregelt erfolge. "Das ist eine komplexe Angelegenheit, die auch Folgen für den Arbeitsmarkt hat", sagte Kalanick: "Langfristig kann man sich aber nicht gegen Innovationen stellen."
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