© Peter Purgathofer

Konferenz

“3D-Druck mangelt es an Nützlichkeit im Alltag”

Um den 3D-Druck ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Viele Enthusiasten sehen in der Technologie den Weg in eine Zukunft abseits der heute vorherrschenden industriellen Massenproduktion, in der jeder Konsument auch gleichzeitig ein Produzent ist, der seine eigenen Waren zuhause selber drucken kann. Auch der österreichische 3D-Druck-Enthusiast Peter Purgathofer von der Universität Wien glaubt an das Potenzial der additiven Fertigungstechnik, sieht die Entwicklung aber differenzierter. Die futurezone hat dem Informatiker im Vorfeld seines Vortrags bei der PRINT3Dfuture-Konferenz, die am 27.3. in Wien stattfindet, ein paar Fragen gestellt.

“Die mangelnde Nützlichkeit im Alltag ist heute die größte Hürde des 3D-Drucks auf dem Weg zu einer massentauglichen Technologie. Es wird noch mehr als zehn Jahre dauern, bis entsprechende Geräte in Privathaushalten mehr als nur Spielzeug sein werden”, so der Informatiker. Die heute verfügbaren Geräte leiden nämlich noch an einigen Kinderkrankheiten. Sie sind teuer, schwer einzurichten und zu bedienen sowie für die Produktion nützlicher Gegenstände nur bedingt geeignet. Geräte für den Privatgebrauch können heute fast ausschließlich Kunststoff verarbeiten, meist in nur einer Farbe und mit unzureichender Genauigkeit.

Herausforderung für Wirtschaft und Recht

Das Potenzial von 3D-Druckern ist trotzdem enorm. “Additive Fertigung erlaubt es, die Logik der traditionellen Fertigungsweisen zu hinterfragen und neue Möglichkeiten aufzuzeigen, wie existierende Problemlösungen anders gedacht werden können”, so Purgathofer. Die Vision Gegenstände, mit denen sich spezielle Aufgaben besser erfüllen lassen, maßgeschneidert und einfach vor Ort zu produzieren, habe einen großen Reiz und enorme Auswirkungen auf unsere Wirtschafts- und Rechtssysteme. In einer Welt in der viele Dinge lokal und auf Abruf hergestellt werden, stellen sich Fragen nach der Zukunft der Geschäftsmodelle von Unternehmen und den Rechten an dreidimensionalen Formen.

“Unser Umgang mit Fertigung ist vom Paradigma der billigen Massenfertigung geprägt, Personalisierung kann heute nur innerhalb dieses Rahmens stattfinden. Additive Verfahren werden da neue Möglichkeiten eröffnen, die vieles auf den Kopf stellen werden”, argumentiert Purgathofer. Das größte kurzfristige Potenzial für den 3D-Druck sieht der Informatiker in der Medizin und Pflege: “Persönlich abgestimmte, elektronische Hilfs- und Unterstützungsgeräte, wie etwa Prothesen, können kostengünstig gedruckt werden. Am Druck von Haut und anderen Ersatz-Organen wird bereits gearbeitet”, so Purgathofer.

Der Informatiker selbst stellt schon heute regelmäßig Gegenstände mit 3D-Druckern her, von Schlüsseln zum Öffnen der grifflosen Fenster in den TU-Hörsälen bis zu topografischen Karten in drei Dimensionen. “Zuletzt habe ich die Teile einer »slumtube«, eines nachhaltigen Gebäudes aus Holzpaletten, im Maßstab 1:10 gedruckt, um diesem tollen Projekt in seiner Verbreitung zu helfen”, erzählt Purgathofer.

slumtube:

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Markus Keßler

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