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Internet of Everything

"Biologische und digitale Welt verschmelzen"

„Heute werden wir Mais mit dem Internet verbinden", sagt Jim Grubb. Er öffnet eine Webseite, eine Landkarte mit Mais-Symbolen wird sichtbar. „Diese symbolisieren Felder, in denen Sensoren stecken. Sie messen nicht nur die Temperatur, sondern auch den Wasser-, den Nitrat-Gehalt. Die Daten werden direkt an die Bauern geschickt." Automatisiert wird das Feld beregnet oder – in der Erntezeit – gemeldet, dass es geerntet werden kann. Und die Daten werden auch in die Fabrik gesendet, damit in dieser die Vorbereitungen für die Verarbeitung getroffen werden können. „Wenn man ein solches System auf das ganze Land ausbreitet, dann kann die Landwirtschaft optimiert werden", so Grubb, der zwei Prototypen von Sensoren aus seiner Tasche holt. Einer von YwRobot und einer von LS Research, der einen Texas Instruments-Chip integriert hat. „Die Sensoren werden immer kleiner, dieser hier wird 99 Cent kosten", zeigt Grubb.

Grubb ist CDO, was Chief Demonstration Officer bedeutet. Er ist der „demo-guy“ des US-Netzwerkausstatters Cisco. Seit Jahren vertraut Cisco-CEO John Chambers seinem CDO wenn es darum geht, Innovationen des Konzerns vor Tausenden Menschen live zu präsentieren. Auch beim 17. Cisco Partner Summit, das derzeit in Boston abgehalten wird, steht Grubb auf der Bühne, um zu zeigen, wie das Internet der Dinge funktioniert, bzw. funktionieren wird.  „Denn 99,4 Prozent der Gegenstände, die mit dem Internet verbunden werden können, sind heute noch nicht verbunden“, sagt John Chambers im futurezone-Gespräch. „Es wird ziemlich rasch passieren, bis ins Jahr 2020 werden es 50 Milliarden Geräte sein und dann geht es schlagartig nach oben.“ 10 Milliarden Geräte sind derzeit mit dem Web verbunden, 1,5 Billionen Dinge sind es noch nicht. Genügend Spielraum also.

Vier Phasen des Web
Für den Cisco-CEO gibt es vier Phasen des Web, die Phase eins war eMail, Browser und Internet-Suche gewesen, Phase zwei eCommerce. Derzeit befinden wir uns in der dritten Phase mit Social Media-Plattformen, mobilem Internet und der Cloud. Doch nun beginne die vierte Phase, das Internet der Dinge. So schnell und einfach die Phasen eins bis drei auch waren, Phase vier wird wohl am längsten dauern „und jedenfalls die größten Veränderungen bringen“, so Chambers.  Aufgerechnet auf die Weltbevölkerung hatte statistisch betrachtet ein Mensch im Jahr 2003 im Schnitt 0,3 Geräte, die mit dem Web verbunden waren. 2020 wird jeder im Schnitt 6,58 Geräte besitzen.

Das "Internet von Allem"
„Aber das ist kein Internet der Dinge, das wird ein Internet of Everything, ein Internet von allem.“ Und jedem. „Die ganze Welt wird IP“, so Chambers. Die Welt wird auf dem Internet-Protokoll basieren und völlig vernetzt sein, „und wir werden sie mitgestalten“. Gegenstände, Autos, Tiere, Städte, alles werde miteinander vernetzt, das Internet of Everything (IoE) werde eine Datenexplosion auslösen. Die biologische Welt, also Menschen, Tiere bis hin zu Pflanzen, werde mit der digitalen verschmelzen. Bäume werden selbst melden, wenn es Klimaänderungen gibt, Tiere werden automatisiert Daten an die Besitzer verschicken und die Gesundheit der Menschen werde mit Sensoren überwacht, die uns bei Bedarf warnen.

Der M2M-Boom
Aufgeteilt auf einzelne Bereiche, wird 45 Prozent der Kommunikation über M2M erfolgen, also Machine2Machine-Lösungen. Zu 24 Prozent wird der Menschen mit Maschinen bzw. umgekehrt kommunizieren und ein Drittel der Kommunikation (31 Prozent) wird zwischenmenschlich bleiben. „Doch das Internet of Everything lässt sich nicht aufhalten, es wird einen enormen Anstieg beim Datenverkehr geben“, so Chambers. In zwei Jahren wird die Datenmenge, die jährlich anfällt, 1 Zettabyte umfassen. Das sind 1021 (1,000,000,000,000,000,000,000) Bytes bzw. 1000 Exabytes bzw.  1 Billion Gigabytes.

Der 14,4 Billionen-Markt
Den Markt des „Internet of Everything“ schätzt Cisco bis 2022 auf 14,4 Billionen Dollar, von dem Firmen und Industrien profitieren werden. „Ob in der Landwirtschaft, Gesundheits-Anwendungen, Lösungen im Einzelhandel, im Marketing oder bei der Produktion von Produkten aller Art“, so Chambers zur futurezone. Womit der Cisco-CEO einen weiteren Teilbereich anschneidet, den Konsumentenbereich.

Zielgruppen-Analyse
Im vergangenen Jahr hat Cisco das irische Unternehmen ThinkSmart gekauft, das sich auf die Lokalisierung von Konsumenten bzw. das Generieren von Lokalisierungsdaten und die genaue Zielgruppenansprache spezialisiert hat. Mit Hilfe von WLAN können Menschen in einem Supermarkt geortet werden. Das System erkennt etwa, vor welchen Regalen sich Kunden stauen und welche Regale weniger attraktiv sind. Die gleiche Technologie wird nicht nur in Supermärkten, sondern auch auf Flughäfen oder in Spitälern eingesetzt. Wie können Schlangen  vermieden, wie können Wege  am schnellsten zurückgelegt werden? Alles wird möglich, weil Geräte bzw. Sensoren miteinander kommunizieren.

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