Britin wurde wegen leerem iPhone-Akku als Verbrecherin verurteilt
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Wie üblich nutzte Jemima Kelly Apple Pay am iPhone, um einen Fahrschein für den Bus in London zu lösen. Als der Kontrolleur ein paar Minuten später ihr 1,50 Pfund-Ticket sehen wollte, war allerdings der Akku des iPhones leer.
Damit begann an diesem Nachmittag im Oktober des Vorjahres eine Ereigniskette, die sich über mehrere Monate ziehen sollte und zu einer Verurteilung, einer hohen Geldstrafe und einem verpassten Flug in die USA führte.
Schuldig oder nicht schuldig
Jemima Kelly ist Journalisten bei der Financial Times und hat geschildert, wie es zu dazu kam. Nachdem im Oktober der Kontrolleur ihre Daten aufgenommen hatte, passierte lange nichts. Am 28. Dezember erhielt sie schließlich einen Brief der Londoner Verkehrsbetriebe. Sie hatte 21 Tage Zeit auf schuldig oder nicht schuldig zu plädieren. Laut dem Schreiben hätte sie schon zuvor einen Brief erhalten – dieser ist aber nie bei ihr angekommen.
Sie wandte sich an die Telefonnummer, die in dem Brief angegeben war und schilderte ihren Fall. Man sagte ihr, sie solle einfach einen Kontoauszug, der die Zahlung des Tickets zeigt, per Mail schicken. Das war ein kleines Problem für Kelly, da sie in der Zwischenzeit ihr Bankkonto gewechselt hatte. Es dauerte bis zum 16. Jänner, als sie von der alten Bank einen Kontoauszug geschickt bekam, der die Zahlung zeigte.
Registrierte Bankomatkarte
Sie war erleichtert und schickte ein Mail mit einem Foto des Papier-Kontoauszugs an die Verkehrsbetriebe. Eine Woche später bekam sie die Antwort, dass der Kontoauszug nicht reicht. Sie solle die detaillierte Reise-Historie einreichen, die Kunden erhalten, wenn sie ihre kontaktlose Karte bei den Londoner Verkehrsbetrieben registriert haben. Da dies keine Voraussetzung für die Nutzung von Apple Pay oder anderen Ticketkäufen für Bus oder U-Bahn ist, hat sie das nie gemacht.
Sie fragte nach, warum denn die Verkehrsbetriebe überhaupt Zahlungen mit nicht registrierten Karten erlauben würden, wenn man dann die Zahlung nicht nachweisen könne. Also Antwort bekam sie nur, dass eine Registrierung nicht nötig sei.
Verurteilung
Ein paar Tage später erhielt sie einen Brief. Laut diesem wurde ihr Fall vor Gericht behandelt. Sie wurde für schuldig gesprochen und muss 476,50 Pfund Strafe zahlen. Nach mehreren Telefonanrufen wurde sie darauf verwiesen E-Mails zu schreiben. Als es darauf keine Reaktion gab, wurden ihr per Telefon andere Mail-Adressen genannt. Insgesamt schrieb sie 5 E-Mails im Verlauf der folgenden Wochen und bekam auf keine eine Antwort.
Ende April wurden ihr schließlich die 476,50 Pfund vom Gehalt abgezogen, so wie es das Gericht angeordnet hatte. Damit wusste jetzt auch ihr Arbeitgeber, dass sie eine verurteilte Verbrecherin war – alles wegen eines leeren iPhone-Akkus.
Verpasster Flug
Die Geschichte endet hier nicht. Weil sie eine Mischung aus Geschäfts- und Urlaubsreise in die USA plante, musste sie bei der US-Botschaft um ein Journalisten-Visum ansuchen. Für das Ansuchen muss man Verurteilungen angeben. Sie gab korrekterweise die Verurteilung wegen dem eigentlich bezahlten Busticket an und brachte auch die Bestätigung mit, dass sie deshalb im Juni eine Anhörung vor Gericht hat.
Die Beamten bei der US-Botschaft gaben ihr daraufhin sehr klar zu verstehen, dass sie das Visum nicht bis zu ihrem Abreisetag erhalten wird. Sie müsse zudem einen Strafregisterauszug der Polizei nachreichen, damit überprüft wird, ob ihr überhaupt ein Visum ausgestellt wird.
Für den Auszug zahlte sie 90 Pfund. Ihren Pass mit dem Visum erhielt sie zwei Wochen nach dem geplanten Abflugtag. Da sie die Flüge günstig gebucht hatte, waren sie nicht umbuchbar und die Kosten waren nicht erstattbar. Die dafür bezahlten 1.000 Pfund waren also verloren.
Fazit
Immerhin verlief die Anhörung im Juni positiv. Ihre Verurteilung wurde aufgehoben, die 476,50 Pfund Strafe wurden zurückerstattet. Ihr Fazit daraus: Sie nutzt immer noch Apple Pay für Busse und Züge.
„Ich werde nicht Rache an der digitalen Revolution anstreben, nur weil sie mich gebissen hat. Aber ich habe in eine Powerbank investiert. Ich muss aufhören zu vergessen, die Powerbank aufzuladen.“
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