Chinas Gesichtserkennung hält Bus für eine Gesetzesbrecherin
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China nutzt in mehreren Städten Gesichtserkennung, um gesuchte Verbrecher zu identifizieren oder Fahrer zu bestrafen, die am Steuer mit dem Handy telefonieren. In einigen Regionen wird auch „Public Shaming“ eingesetzt, um Menschen davor abzuschrecken, bei Rot über die Straße zu gehen. Dass das System nicht ganz ausgereift ist, zeigt ein aktueller Fall in einer Provinz im Süden von Shanghai. Eine Frau, die nicht vor Ort war, wurde zur Verbrecherin gemacht, berichtet Abacus.
Dort war das Porträt von Dong Mingzhu auf einem großen, öffentlichen Bildschirm zu sehen. Darunter stand ihr Name, ein Teil ihrer Personalausweisnummer und dass sie das Gesetz gebrochen habe. Ziemlich peinlich für Dong, die die Präsidentin einer großen Klimaanlagen-Firma ist. Forbes hat sie im Vorjahr auf Platz eins der Top 100 chinesischen Geschäftsfrauen gesetzt.
Bus statt Business Woman
Allerdings war sie nicht dort. Sieht man sich nämlich die anderen Fotos auf dem Bildschirm an, erkennt man, dass ein Bus auf der Straße den Zebrastreifen gequert hatte. Auf der Seite des Busses war eine Werbung mit dem Gesicht von Dong. Weil ihr Gesicht auf dem Zebrastreifen erkannt wurde, während die Fußgänger Rot hatten, wurde sie kurzerhand zur Gesetzesbrecherin erklärt.
Ein Foto des öffentlichen Bildschirms ging viral auf der chinesischen Plattform Weibo und sorgte für viel Spott. „Wer ist diese Person, die sich seitlich am Bus festkrallt? Das ist gefährlich!“, scherzte etwa ein Weibo-User. Die zuständige Verkehrspolizei räumte später auf Weibo den Fehler ein und löschte den Gesetzesübertritt von Dong aus dem System. Zudem habe man ein Upgrade gemacht, damit so etwas zukünftig nicht mehr vorkommt.
Dieser Fall zeigt aber, wie problematisch so ein System sein kann. Um eine Person zu denunzieren, reicht anscheinend ein ausgedrucktes Foto aus. Möglichkeiten das zu machen, gibt es in China zur Genüge. Denn die Systeme zur Erkennung von Passanten, die bei Rot über die Straße gehen, werden immer häufiger eingesetzt. Chinesische Behörden berichten regelmäßig über die Erfolge des Systems. So habe man in Shenzhen in zehn Monaten fast 14.000 Verstöße festgestellt – bei nur einer Kreuzung.
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