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Computer entscheidet bei Amazon, wer rausgeschmissen wird

Wer bei Amazon nicht Gas gibt, fliegt raus. Das scheint zumindest für die Lagerarbeiter zu gelten, wie The Verge berichtet. Aus Dokumenten geht hervor, dass jährlich über zehn Prozent der Arbeiter automatisiert gekündigt werden, weil sie nicht produktiv genug arbeiten.

In den Unterlagen geht es um eines von Amazons Logistikzentren in der US-Stadt  Baltimore. Dabei handelt es sich um riesige Lagerhäuser, in denen Waren verpackt, sortiert und weitergegeben werden, bevor sie an die Kunden verschickt werden. Am Standort in Baltimore arbeiten allein 2.500 Mitarbeiter.

Im Zeitraum von August 2017 bis September 2018 wurden fast 300 Mitarbeiter gekündigt, weil sie nicht produktiv genug waren. Das sind mehr als zehn Prozent der Belegschaft. Insgesamt hat Amazon 75 solcher Standorte in den USA mit mehr als 125.000 Mitarbeitern. Geht man davon aus, dass Baltimore nicht gerade das „schwarze Schaf“ unter den Amazon-Lagern ist, werden also jedes Jahr über 13.000 Mitarbeiter vom US-Versandhändler gekündigt, weil sie nicht schnell genug Pakete geschupft haben.

Zehntausende Kündigungen

Dass das wirklich so ist, ist sehr wahrscheinlich. Denn wie aus den Dokumenten hervorgeht, finden die Bewertung und Kündigung der Mitarbeiter automatisiert in den Centers statt. Ein System generiert Warnungen, wenn die Mitarbeiter ihre Quote nicht erfüllen und danach auch die Kündigungen – ohne, dass ein Vorarbeiter oder Vorgesetzter involviert ist. Diese haben lediglich die Möglichkeit die Kündigung zu stornieren, wenn sie vom System generiert wird.

Das System speichert auch für jeden Mitarbeiter die „Time off Task“ (frei übersetzt: Zeit abseits der Aufgaben), kurz TOT. Wenn ein Arbeiter zu lange keine Pakete scannt, wird er gewarnt und später gekündigt. Einige Mitarbeiter haben in früheren Berichten gesagt, dass sie keine Klopausen machen, um ihre Quote zu erfüllen, um nicht zu viel TOT anzusammeln.

Kündigungsraten waren noch höher

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, werden Mitarbeiter nicht nur wegen zu niedriger Produktivität gekündigt, sondern auch wegen „Produktivität-Trends“. In diesem Fall sind es mehrere kleine Vorfälle über einen längeren Zeitraum.

Amazon hat gegenüber The Verge bestätigt, dass dieses System eingesetzt wird. Auch die Kündigung der etwa 300 Mitarbeiter wurde bestätigt. Insgesamt habe aber die Kündigungsrate in den vergangenen zwei Jahren in Baltimore und den gesamten USA abgenommen. Wie hoch sie davor war, ist nicht bekannt.

Stellungnahme von Amazon

Update: Amazon hat folgendes Statement als Reaktion auf diesen Artikel zugeschickt: Wie alle Unternehmen haben auch wir Erwartungen hinsichtlich der Leistung unserer Mitarbeiter - dies allerdings ausschließlich mit Blick auf die operative Planbarkeit der Einhaltung der Kundenversprechen. Bei uns werden Produktivitätsrichtwerte nach objektiven Gesichtspunkten festgelegt und über längere Zeiträume evaluiert. Hierbei wird insbesondere auch die durchschnittliche Leistung der Belegschaft selbst berücksichtigt.

Da wir ständig wachsen und kontinuierlich neue Mitarbeiter rekrutieren, ist es in unserem Interesse, unsere Belegschaft langfristig zu beschäftigen und ihnen neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in unserem Unternehmen zu bieten. Wir entlassen keine Mitarbeiter ohne guten Grund.

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