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Österreich

Crowdfunding nimmt langsam Fahrt auf

Die Möglichkeit, Budgets für Kunst- und Kulturprojekte durch eine Vielzahl kleiner Unterstützungsbeiträge auf die Beine zu stellen, erfreut sich auch in Österreich zunehmender Beliebtheit. Essenzieller Bestandteil beim Versuch, die Masse zur Kasse zu bitten, ist eine gut vernetzte Webseite sowie Auftritte in Social-Media-Plattformen. Denn ohne entsprechende Publizität geht gar nichts.

Das aus den USA kommende System des Crowdfundings zielt auf viele Kleininvestoren ab. Mittlerweile gibt es etliche eigens dafür eingerichtete Portale wie ArtistShare.com oder SellABand.com, die auf Musiker spezialisiert sind, oder allgemein ausgerichtete Seiten wie Kickstarter.com oder Startnext.at. Der Initiator stellt hier sein Projekt vor und gibt eine gewisse Summe als Ziel an, die für die Realisierung erreicht werden muss. Wird das Ziel nicht erreicht, geht das Geld retour. Schafft ein Projekt seine Finanzierung, dann gibt`s vorher festgelegte „Dankeschöns“ (etwa eine signierte CD oder die Erwähnung des Namens im Abspann eines Films).

"Thema nimmt langsam Fahrt auf"
In Deutschland hat das Finanzierungsmodell 2011 deutlich Dynamik gewonnen. Laut dem Portal Für-Gründer.de konnten 38 Prozent von insgesamt 442 angebotenen Projekten finanziert werden. Das aufgebrachte Budget beträgt 458.000 Euro, für das laufende Jahr erwartet man sich zusätzlich eine deutliche Steigerung um bis zu 40 Prozent. Der tagesaktuelle Ticker von Startnext.de, der laut Eigenangaben größten Crowdfunding-Plattform im deutschsprachigen Raum, zählt 140 erfolgreich abgeschlossene Projekte mit 463.741,02 Euro seit dem Launch der Seite im Oktober 2010. Derzeit gebe es nur sieben laufende und sieben abgeschlossene Projekte aus Österreich, aber auch „in Österreich nimmt das Thema langsam Fahrt auf“, sagt Anna Theil von Startnext.

3000 Euro als durchschnittlicher Kapitalbetrag
Der durchschnittliche Kapitalbetrag, der bisher im deutschsprachigen Raum mittels Crowdfunding für Kulturprojekte aufgebracht werden konnte, liegt allerdings nur bei rund 3000 Euro. Bei Startnext.de liege mittlerweile die höchste geschaffte Finanzierung bei 23.000 Euro, schildert Theil. „Das ist nicht wenig. Wenn das Projekt gut ist, die Betreuung gut ist und das Netzwerk gut ist, sind auch größere Summen möglich.“ Bisher habe sich „Schwarmfinanzierung“ allerdings vor allem in zwei Feldern bewährt: Bei den ersten Startversuchen noch unbekannter Künstler und beim Füllen aufgetretener Finanzierungslücken, wo es nur noch um vergleichsweise kleine Fehlbeträge gehe.

"Vielleicht sieht es in zehn Jahren schon anders aus"
40.000 Euro wollte die österreichische Filmemacherin Doris Kittler für ihr Dokumentarfilmprojekt „Auf den Barockaden“ über die Wiener Augarten-Aktivisten via Crowdfunding lukrieren. „Wir haben es einfach probiert. Aber das wird in Österreich noch nicht so angenommen wie etwa in den USA.“ Mittlerweile wurde das Gesamtbudget des Films reduziert, um eine Realisierung zu ermöglichen. 7.000 Euro davon haben die Fans und Friends des Projekts beigetragen. „Wenn noch etwas dazukommt, wird es dem Film nicht schaden“, so Kittler, die auf einen Kinostart im Herbst hofft und trotz aller Anfangsprobleme an die Zukunft dieses Finanzierungsmodells glaubt: „Vielleicht sieht es in zehn Jahren ganz anders aus und es geht alles nur mit Crowdfunding.“

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