Datenroaming bleibt Kostenfalle
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Pünktlich zur Ferien- und Urlaubszeit hat die EU mit 1. Juli die Roamingtarife für Telefonieren, Surfen und SMS am Handy gesenkt. Wer im Urlaub am Strand oder auf der Almhütte wie gewohnt eMails und Facebook-Postings abrufen oder Google Maps zur Orientierung nutzen will, muss aber weiterhin auch in Europa aufpassen.
Horrende Preise
Gerade die Schweiz kann sich schnell als Kostenfalle entpuppen. Da sie nicht Teil der EU ist, fallen statt der EU-weit vorgesehenen 24 Cent bis zu 14,90 Euro pro Megabyte (A1) an. Noch teurer wird es im beliebten Urlaubsland Türkei, wo die mobile Internetnutzung sogar bis zu 15,36 Euro pro Megabyte (T-Mobile) kostet. Vorsicht ist dabei nicht nur geboten, wenn man in der Türkei selbst weilt. Durch die geografische Nähe läuft man auch auf manchen griechischen Inseln wie etwa Samos Gefahr, in ein türkisches Mobilfunk-Netz eingeloggt zu werden.
60 Euro Kostenlimit
Ein ebenfalls von der EU festgeschriebenes weltweites Kostenlimit von 60 Euro für Datenroaming verhindert mittlerweile zwar, dass Mobilfunkkunden nach ihrem Auslandsaufenthalt Rechnungen von mehreren Hundert oder gar Tausend Euro bezahlen müssen. Wenn man diese 60 Euro aber für ein einziges aus der Schweiz versendetes digitales Foto zahlen muss, ist das nur ein schwacher Trost. Am günstigsten von den drei größten österreichischen Anbietern kommt man ohne Zusatzpaket bei Drei weg. Doch auch die 5 Euro pro Megabyte für die Schweiz, Türkei und USA kosten immer noch das 20-fache des gesenkten EU-Tarifs.
Abhilfe können allerlei Datenroaming-Zusatzpakete schaffen, die von praktisch allen Anbietern angeboten werden. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Während etwa Drei und T-Mobile in ihren Europa-Paketen die Schweiz inkludieren, ist das Land beim günstigeren Roaming-Datentarif von A1 nicht inkludiert. Dafür bietet A1 als überhaupt einziger Anbieter ein Roaming-Paket an, das 60 Länder weltweit – und somit auch die Türkei und die USA inkludiert.
Viele Stolpersteine
Als Falle kann sich je nach Paket die vorgesehene Datenmenge entpuppen, zumal diese mit 10 bis 300 Megabyte (lediglich A1 hat einen 700-Megabyte-Vertrag um 59,90 für EU-Länder im Angebot) recht knapp bemessen sind. Wird die Menge überschritten, fallen erneut hohe Gebühren an. Konsumentenschützer raten deshalb, sich vor Abschluss eines Zusatzpakets genau beim Anbieter über die Konditionen zu informieren. "Wer im Ausland auf Nummer sicher gehen möchte, sollte das Daten-Roaming entweder vom Provider oder auf dem Handy selbst in den Einstellungen deaktivieren", sagt Gernot Schönfeldinger vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) zur futurezone.
Um bei einem Paket die inkludierten Datenmengen nicht zu überschreiten, sollte zudem auf datenintensive Apps wie Kartendienste sowie auf automatische Software- und Hintergrundaktualisierung verzichtet werden. Letzteres kann im Normalfall in den Smartphone-Einstellungen deaktiviert werden, um zu verhindern, dass Apps automatisch und unbemerkt Daten nachladen. Auch Push-Notifications sollten deaktiviert werden, wenn man mit einem kleinen Roaming-Zusatzpaket durchkommen möchte.
Zu beachten sind neben den inkludierten Ländern und den Datenmengen auch die Zeiträume, für die man ein Roaming-Paket gebucht hat. Manche Provider bieten 24-Stunden- und 7- oder 21-Tage-Pakete an, bei fast allen gibt es aber auch Monatspakete, die im Normalfall automatisch verlängert werden. Zudem gilt es den Verrechnungszeitraum zu beachten. Schaltet man ein Paket gegen Ende der Periode frei, muss man zwar nur aliquot dafür bezahlen, hat aber auch entsprechend weniger Megabyte zur Verfügung, was bei einem Auslandsaufenthalt problematisch werden kann.
Prepaid-Vertrag
Für einen längeren, teilweise aber auch einen kürzeren Aufenthalt von einigen Tagen, lohnt es sich mittlerweile im Land selbst eine Prepaid-SIM mit entsprechendem Datenvolumen zuzulegen. In vielen Fällen kann man sich die SIM über Online-Anbieter oder eBay-Händler auch schon vor Urlaubsantritt zuschicken lassen. Voraussetzung für die Nutzung ist, dass das verwendete Smartphone entsperrt, also nicht auf einen heimischen Mobilfunker gelockt ist.
Theoretisch schreibt die EU-Verordnung auch vor, dass Kunden sich für die EU einen alternativen Roaming-Partner suchen können, der mit dem heimischen Mobilfunkprovider zusammenarbeiten muss. Bislang gibt es zumindest in Österreich aber noch keine Möglichkeit, derartiges in Anspruch zu nehmen. Da die Kommission Roaming innerhalb der EU schon 2015 abschaffen möchte, ist es fraglich, ob die Alternativlösung nun nicht ohnehin auch wieder vom Tisch ist.
Mehr zum Thema lesen Sie auf futurezone.at.
Kommentare