Intelligenter Koffer im Probeeinsatz
Intelligenter Koffer im Probeeinsatz
© futurezone

Cebit

Der Koffer, der alleine reist

Bag2Go wird von T-Systems in Zusammenarbeit mit dem Koffer-Hersteller Rimowa entwickelt und soll rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen, wie die futurezone auf der Cebit erfahren hat. Das Besondere an dem Trolley im Alu-Gehäuse ist die verbaute Technik. Der Koffer verfügt über ein E-Ink-Display und beherbergt versteckt in seinem Inneren ein Kommunikationsmodul, das mit einer Simkarte sowie Chips für GPS und Bluetooth ausgestattet ist.

Für den Anfang sollen Kunden, die einen Bag2Go besitzen, ihre persönlichen Informationen in digitaler Form auf dem Display deponieren können. Zudem soll sich über das Mobiltelefon und einen Strichcode das Einchecken des Gepäckstücks erledigen lassen, wodurch der Papierstreifen der Airline, der normalerweise am Koffer befestigt wird, entfallen würde. Die Informationen, die den Koffer an sein richtiges Ziel bringen sollen, werden dann ebenfalls am Display, das durch Gorilla-Glass geschützt ist, angezeigt.

Position jederzeit bestimmbar

Zudem erlaubt der Koffer seinem Besitzer, die Position über das GPS-Modul zu tracken, wodurch dieser jederzeit weiß, wo sich sein Gepäck befindet. Auch ob und wann der Koffer geöffnet wurde, kann über die dazugehörige App ausgelesen werden. Das Ver- und Entsperren kann ebenfalls mit dem Smartphone erledigt werden.

Die Kommunikation zwischen dem Koffer und dem Smartphone der Besitzer erfolgt dabei niemals direkt. "Aus Sicherheitsgründen kann der Koffer nur über ein gesichertes Rechenzentrum angesteuert werden", erklärt ein Sprecher von T-Systems. Wie die Kommunikation, die über die SIM-Karte stattfindet abgerechnet wird, ist noch unklar. "Die Datenmenge ist so gering, dass das kaum ins Gewicht fällt", so der Sprecher. Wahrscheinlich ist, dass der Datentransfer in den Kaufpreis eingerechnet wird, da das Abschließen eines zusätzlichen Mobilfunkvertrages für ihre Koffer für die Kunden umständlich wäre. Das integrierte Bluetooth-Modul wird derzeit nicht verwendet und ist ebenfalls vor dem Zugriff von außen geschützt. "Absolute Sicherheit gibt es auch hier nicht, aber ein Koffer ist kein sehr lohnenswertes Ziel für Angreifer", so der T-Systems-Vertreter.

Kostenersparnis für Airlines

Direkt in den Griff des Koffers ist eine Federwaage integriert, so kann schon vor Reiseantritt am Display abgelesen werden, ob der Koffer zu schwer ist.

Durch den intelligenten Koffer soll aber nicht nur das Leben der Reisenden erleichtert werden. Auch Airlines haben ein Interesse daran, dass Gepäckstücke leicht aufgespürt werden. Pro Jahr gehen Schätzungen zufolge etwa 26 Millionen Koffer und Taschen bei Flügen verloren. Pro Gepäckstück kostet das eine Airline zwischen 600 und 2000 Euro, das sind insgesamt Kosten von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr. Mit Bag2Go kann dieser Betrag deutlich reduziert werden, da immer genau festgestellt werden kann, wo das Gepäckstück gerade ist.

Kein Geschleppe mehr

In Zukunft sollen intelligente Koffer sogar selbständig reisen, so zumindest die Vision von T-Systems. "Wir denken da an Partnerschaften mit Logistikunternehmen. Dann würde der Koffer beispielsweise an der Haustür abgeholt und direkt in die Unterkunft am Zielort geliefert. So könnte das Gepäck auch eine andere Route, etwa mit der Bahn, nehmen, was den Kerosinverbrauch der Airlines deutlich reduzieren könnte", so der T-Systems-Sprecher.

Das klingt zwar alles sehr komfortabel, hat aber auch seinen Preis. Details will T-Systems derzeit noch nicht verraten. "Wir können lediglich sagen, dass der Aufpreis zu Gepäckstücken, auf denen die Bag2Gos basieren, nicht allzu hoch ausfallen wird", so ein Sprecher. Da aber schon die nicht-intelligente Version des gezeigten Trolleys um die 500 Euro kostet, werden die smarten Koffer sicher nicht für jedes Reisebudget geeignet sein. Reisende mit kleineren Geldbeuteln können aber aufatmen: Das größte Versprechen von T-Systems, die Abholung des Koffers von der Haustür, erfordert keinerlei Intelligenz vonseiten des Gepäckstücks und ist - geeigneter Logistikpartner vorausgesetzt - selbst mit einem Plastiksackerl vorstellbar.

Die futurezone berichtet von der Cebit 2014 in Hannover. Die Reisekosten wurden von der futurezone GmbH selbst sowie von T-Systems übernommen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Markus Keßler

mehr lesen
Markus Keßler

Kommentare