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I/O 2013

Die Google+ Neuerungen im Überblick

Mit vielem war im Vorfeld der Google-Entwicklerkonferenz gerechnet worden, Google+ hatte dabei aber kaum jemand auf dem Radar. Umso größer das Raunen in der Menge als am Mittwoch zum Auftakt der I/O (futurezone-Bericht hier) gleich 41 neue Features für Google+ angekündigt wurden. Der internationale Rollout begann noch am selben Tag und somit sollten innerhalb kurzer Zeit tatsächlich alle Nutzer das neue Design haben.

Die futurezone konnte sich bereits etwas eingehender mit dem generalüberholten Netzwerk befassen und gibt im Folgenden einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen.

Design und Stream
Zunächst einmal fällt das vollkommen umgekrempelte Design von Google+ ins Auge. Ganz generell gleicht die Plattform nun mehr einem Blog und folgt einem Spaltenschema, das sich über alle Geräte hinweg fortsetzt - egal ob Webversion, Tablet oder Smartphone. Je nach Displaygröße werden dann bis zu drei Spalten angezeigt. Standardmäßig ist die Webversion nun so aufgeteilt, dass zwei Spalten im Stream angezeigt werden. Zwischendurch werden einzelne Postings im Stream auch als riesige über beide Spalten gezogene Beiträge angezeigt. Wenn man will, kann man über ein Drop-Down-Menü ("More") auch auf eine Ansicht umschalten, die nur eine zentrierte Spalte zeigt.

Das Layout streckt sich über die komplette Bildschirmbreite, oben ist eine durchgehende Leiste eingezogen, die links den Home-Button anzeigt, über den sich, wenn man darüberfährt - ähnlich wie in der Google+ App - das Menü als seitliche Spalte öffnet. Auf der rechten Seite oben befindet sich nun das neue, grüne Symbol für die neuen Hangouts. Klickt man darauf, geht rechts der Seite lang eine Spalte mit den Kontakten auf. Diese Spalte kann angezeigt werden oder wieder ausgeblendet werden.

Egal ob sich nun die einen mit dem Stream eher an Pinterest, die anderen doch wieder mehr an Facebook erinnert fühlen - Google setzt hier jedenfalls sehr stark auf Bilder, und zwar auf sehr prominente und großflächige. Klickt man jetzt auf seine persönliche Profilansicht erscheint das Coverfoto de facto Bildschirm-füllend. Ob dies ein wenig übertieben sein mag, ist aber wohl Geschmacksache. Wesentlich zu erwähnen ist auch an dieser Stelle wieder, dass Google auch bei Google+ auf sein Kachelkarten-Design setzt, das sich mittlerweile von der Suche bis Maps quer durch alle Dienste zieht. Ursprünglich hatte Google mit dem Design bei den Google-Now-Karten begonnen. Auch die Schriften im neuen Google+ wurden dementsprechend angepasst.

Verfassen von Beiträgen
Die oberste Karte in der linken Spalte ist jene, über die der Nutzer seine Postings verfasst - also wie bisher üblich, etwas schreibt, ein Foto oder Video hochlädt oder einen Link anfügt. Neu ist jedoch, dass es sich nicht mehr um ein statisches Element handelt. Klickt man in das Feld - egal wo - um einen Beitrag zu erstellen, poppt die Karte heraus, schiebt sich dynamisch in die Mitte des Streams und vergrößert sich. So hat der User nun ein zentraleres Eingabe-Erlebnis. Ist das Posting verfasst, geht der Kasten wieder an seine ursprüngliche Stelle zurück.

Dabei sticht auch das neue Farbschema ins Auge. Wie schon aus der Google+ App bekannt, setzt man nun bei den einzelnen Symbolen stärker auf die Google-typischen Farben (Gelb, Rot, Blau, Grün).

Verwandte und automatisierte Hashtags
Eine ganz neue Funktion sind die sogenannten Related Hashtags. Darüber sollen Nutzer nun weiterführende, interessante Postings angezeigt bekommen, die thematisch zu ihren Beiträgen passen. Dabei werden die Inhalte des Streams analysiert und dann ähnliche Hashtags vorgeschlagen, die thematisch irgendwie verwandt sind oder zumindest sein könnten. Der User kann sich dann am oberen Rand eines Postings durch diese Vorschläge klicken. Möglich gemacht wird das Feature durch Googles Knowledge Graph, der bei der Suche schon länger zum Einsatz kommt und immer mehr verfeinert wird.

Weiters gibt es jetzt eine automatisierte Hashtag-Zuweisung. Lädt man beispielsweise ein Foto hoch, dessen Inhalt von Google erkannt wird, so ordnet Google+ dem Foto automatisch einen Hashtag zu: Ein Foto von der Golden Gate Bridge erhält den Hashtag #GoldenGateBridge. Wenn Google doch falsch liegen sollte, kann der zugewiesene Hashtag auch geändert oder entfernt werden.

Hangouts
Zentrales Kommunikationsmittel bei Google+ sind nun die neuen Hangouts, die alle bisherigen Kommunikationskanäle von Google unter einem Dach vereinen und Gtalk, Google+ Messenger und alte Hangouts ersetzen. Wie bereits erwähnt, können die Hangouts in der Webversion von Google+ ein- und ausgeblendet werden. Etwas konfus ist die Zusammenstellung der Kontaktliste, da sich hier plötzlich alle Personen mischen, die man zuvor irgendwo aufgeteilt auf die anderen Services angesammelt hatte. Prinzipiell sortiert Google+ jene Leute automatisch weiter nach oben, mit denen man regelmäßig in Kontakt steht.

Die Gtalk-App wurde in Layout und Funktion parallel durch eine neue Hangout-App ersetzt, die dasselbe Look and Feel wie in der Webversion bietet. Alle Konversationen werden nun geräteübergreifend gespeichert und können von überall her abgerufen werden. Innerhalb einzelner Unterhaltungen, egal ob nur mit einer Person oder als Gruppenchat, können auch Fotos verschickt werden. In Zukunft sollen auch SMS integriert werden.

Fotos
Viel Neues hat sich Google zum Thema Fotos einfallen lassen. In Zukunft soll den Usern bei Upload und Verwaltung von Bildern kräftig unter die Arme gegriffen werden. Es ist möglich, Fotos in voller Auflösung hochzuladen, Google bietet nun 15 GB Speicherplatz an. Der Upload von Fotos mit bis zu 2048 Pixel ist frei, was darüber hinaus geht, wird vom Drive-Speicher abgezogen. Auswahl, Gruppierung, das Bearbeiten sowie das Sichern von Fotos wurden generell umfassend erweitert.

Unter dem Tab "Highlights" bietet Google dem Nutzer nun eine Art Best-of sortiert nach Datum der hochgeladenen Fotos an. Schlechte Aufnahmen, etwa Duplikate, verschwommene Fotos, etc. werden dabei automatisch aussortiert. Stattdessen konzentriert sich die Auswahl auf nahestehende Personen, herausragende Punkte und Sehenswürdigkeiten.

Weiters können die Bilder jetzt schon direkt beim Upload etwas nachgebessert werden. Es gibt eine automatische Optimierung, damit ein Foto gesamt verbessert wird. Man kann Bilder zuschneiden, verschiedene Filter anwenden, um Farben aufzupeppen, Unreinheiten in Portraitaufnahmen zu entfernen. Ergänzend zu den bearbeiteten Bildern wird das Foto auch im Original abgespeichert. Die umfassenden Editierfunktionen können natürlich auch noch nachträglich angewandt werden.

Über die noch etwas ominöse Funktion "Auto Awesome" sollen künftig allerlei Spielereien automatisch passieren. Google+ erstellt darüber HDR- und Panoramaaufnahmen, Kurzanimationen, und spezielle Kollektionen. Auto-Awesome-Fotos werden durch ein eigenes Symbol mit kleinen Sternchen gekennzeichnet.

Fazit
Design und Funktionen des neuen Google+ machen einen durchaus guten, ersten Eindruck. Der Stream ist gut gelungen und es ist begrüßenswert, dass Google immer mehr auf einen einheitlichen Stil bei seinen diversen Services setzt. Was die Fotofunktionen im Speziellen betrifft, muss wohl noch abgewartet werden, wie praktikabel sie sich erweisen bzw. wie gut Google mit der Automatisierung überhaupt die richtigen Schlüsse aus Sicht der User zieht. Wer sich darauf gar nicht erst einlassen will - immerhin bedeuten diese neuen Organisationshilfen auch wieder mehr Analyse und Datensammlung seitens Google - kann diverse Features aber auch in den Einstellungen deaktiveren. Das gilt nicht nur für den Bereich Fotos, sondern auch für die verwandten Hashtags.

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Claudia Zettel

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futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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