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DJ-Kultur im Wandel

"DJ-Controller lösen Plattenspieler ab"

Der Technics 1210 MK2 Plattenspieler ist laut dem Guinness-Buch der Rekorde das „am längsten produzierte Konsumenten-Elektronik-Produkt“. Im Februar 2011 wurden die letzten Geräte ausgeliefert, bestätigt Pansonic der Futurezone. Laut dem Hersteller wird es immer schwieriger, Ersatzteile dafür aufzutreiben. Doch der Turntable, der sich in der DJ-Szene über die Jahre hinweg zum Kultobjekt entwickelt hat, ist in Österreich schon seit längerem nicht mehr so einfach zu kriegen. „Wir bekommen bereits seit einem Jahr keine kontinuierliche Lieferung mehr,“ erzählt Kogler, der in der Abteilung Sound & Light beim Wiener Fachgeschäft für Musikinstrumente beschäftigt ist.

Bei einem weiteren Fachgeschäft für DJ-Equipment, dem Friendly House, gibt es das Modell nach wie vor lagernd – doch der Preis dafür hat sich beinahe verdoppelt. 799 Euro muss man dafür hinlegen, seit der Produktionsstopp seitens Panasonic bestätigt wurde. „Auch wenn die Nachfrage abgenommen hat, wird der Technics-Plattenspieler immer verkaufbar sein,“ so das Argument von Bettina Fleischmann von der Geschäftsführung.

"Youngsters fangen mit Controllern an"
Doch der Kultplattenspieler ist bei weitem nicht mehr so nachgefragt wie in seinen besten Jahren. „Als ich vor achteinhalb Jahren in der Klangfarbe angefangen habe, bestand ein klassisches DJ-Set aus zwei Technics-Plattenspielern und einem Mixer“, erklärt Kogler. Der Markt habe sich aber mittlerweile komplett gedreht. „Youngsters fangen nicht mehr mit Plattenspielern an, sondern mit DJ-Controllern“, so Kogler. DJ-Controller sind digitale Steuergeräte, mit denen DJ-Software-Programme mittels Hardwarereglern kontrolliert werden können.

„Besonders gut verkaufen sich Einsteiger-Geräte mit eingebautem Audio Interface von Herstellern wie Numark, Herkules oder Vestax“, erzählt Kogler. Diese kosten zwischen 200 bis 300 Euro und davon werden laut Kogler bei der Klangfarbe etwa fünf bis zehn Stück pro Woche verkauft. Auch beim Friendly House werden viele Controller verkauft, auf eine Marke möchte man sich hier aber nicht festlegen.

Pioneer als klarer Marktführer
Doch eine Firma hat im DJ-Business derzeit klar die Nase vorn. „Pioneer ist der Marktführer. Die Geräte sind sinnvoll und robust verbaut. Pioneer hat mit seinem Equipment außerdem den Übergang vom alten, analogen System in die digitale Welt am besten hinter sich gebracht“, so Kogler. „Als Clubbetreiber kommt man heutzutage nicht um Pioneer herum.“ So wird der DJ-CD-Player CDJ-2000 etwa künftig die Clublandschaft dominieren. Davon ist auch Bettina Fleischmann vom Friendly House überzeugt.

Doch so lange wie der Technics-Plattenspieler wird sich heutzutage kein Konsum-Elektronik-Produkt mehr halten, sondern es ist ein stetiger Wandel zu erwarten. So wurde etwa das Vorgängermodell CDJ-1000, das derzeit in vielen Clubs zum Einsatz kommt, bereits wieder eingestellt. Der Vorteil des neuen Geräts: Statt CDs schließt man das Gerät per USB direkt an den Laptop an, auf dem die DJ-Software läuft. „Der CD-Player dient dabei lediglich als Fernbedienung für die Software“, erklärt Kogler.

"Immer die neueste Technik"
Pioneer möchte zudem mit zwei neuen DJ-Controllern seine Marktführer-Rolle bestätigen. Mit den Komplettsystemen DDJ-T1 und dem DDJ-S1 lassen sich die DJ-Softwareprogramme Traktor und Serato ITCH steuern. Der DDJ-T1 ist seit Februar für 1099 Euro erhältlich, der DDJ-S1 kommt Mitte März für 1299 Euro auf den Markt. „Diese Lösung wird vor allem bei mobilen DJs beliebt sein“, glaubt Kogler. Der Preis schrecke zudem weniger Menschen ab, als man glaubt. „Auch DJs wollen immer die neueste Technik haben, “ bemerkt Kogler.

Plattenspieler-Alternative
DJs, die nach wie vor auf Vinyl setzen wollen, haben jedoch auch nach der Technics-Ära noch genügend Alternativen. So verkauft sich etwa beim Friendly House der Plattenspieler Synq XTRM1 besonders gut. „Das ist ein günstiger, professioneller Plattenspieler“, bestätigt auch Kogler von der Klangfarbe. Doch auch ein Stanton ST150, Numark TTX1 und Vestax PDX3000 seien mit dem Technics „konkurrenzfähig“. Diese Modelle haben sich aber in den Clubs noch nicht durchgesetzt – der Technics 1210er ist äußert robust und wird wohl noch einige Jahre Clubbetrieb überleben. Doch nicht überall sind überhaupt noch analoge Geräte zu finden: Die Szenarien, bei denen nur noch digitale Geräte auf der Bühne zu finden sind, nehmen stetig zu. Der Wandel ist in vollem Gange.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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