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Technik im Klassenzimmer

„Es reicht nicht, Notebooks in die Klassen zu stellen“

Ja, es gibt sie auch an Österreichs Schulen: Innovative Konzepte für den Unterricht, die technologische Hilfsmittel umfassen. Doch nach wie vor hängt es an einzelnen Lehrpersonen, diese Konzepte auch in die Tat umzusetzen. Mithelfen müssen freilich auch die Eltern, die entsprechende Geräte finanzieren, da es den Schulen selbst an Geld fehlt.

„Unsere Schule hat zehn Microsoft Surface-Tablets finanziert, die alle Schüler in den offenen Lernphasen nehmen können, wenn sie als Hilfsmittel gebraucht werden. 40 weitere Tablets haben die Eltern unserer Schüler finanziert“, erklärt Gabriele Jauck, engagierte Lehrerin am Gymnasium Zell am See.

Technik als Hilfsmittel

Am Gymnasium Zell am See werden seit dem Jahr 2001 neue Technologien eingesetzt. Seit damals gibt es ein Konzept zum E-Learning. „Wir haben dadurch bereits eines gelernt: Es reicht nicht, einfach PCs in die Klassen zu stellen. Der Unterricht wurde dadurch anfangs sogar schlechter, weil sich die Schüler hinter ihren Monitoren versteckt haben“, erzählt Jauck. Doch aus den Anfangsfehlern habe man gelernt, so Jauck.

Mittlerweile wurden an der Schule in Zell am See die starren 50-Minuten-Intervalle aufgebrochen, die laut Jauck „keine Zeit für Individualisierung“ zugelassen haben. Es gibt jetzt offene Lernphasen und fächerübergreifende Projekte mit zwei fixen Projekttagen pro Woche. Auch eigene Räume – sogenannte „Learning Plazas“ nach Vorbild von Schulen in Großbritannien wurden geschaffen.

Skype-Konferenzen und PC-Spiele

„Die Kinder verwenden Technik dabei als Hilfsmittel“, so Jauck. Im Mathe-Unterricht kommt die Software Geo-Gebra zum Einsatz, im Englisch-Unterricht werden Artikel auf der BBC-Website analysiert. An einem Beispiel macht sie deutlich, wie innovativer Unterricht funktionieren kann: „Die Kinder durften während des Unterrichts Zoo Tycoon spielen. Dabei haben sie über Tiere gelernt und mussten im Anschluss in Textprogrammen Texte über das Gelernte erfassen. Und zwar in deutscher sowie englischer Sprache. So gute Aufsätze habe ich davor nie zu Gesicht bekommen.“

Außerdem finden regelmäßig Skype-Konferenzen mit Klassen aus dem Ausland statt. „Wir vernetzen uns. Es ist schön, mitanzusehen, wie die Zehnjährigen ohne Scheu darauf lossprechen, selbst wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist“, so Jauck. Demnächst sollen auch die 50 Tablets, die jetzt neben den fünf PCs pro Klasse und den Netbooks zur Verfügung stehen, zum Einsatz kommen.

Tablets als Ergänzung

Auch an der Handelsakademie in Steyr wurden 230 Surface-Tablets bestellt. Auch diese wurde von den Eltern für die Schüler angekauft. In der Schule stehen bereits 330 PCs bei einer Schülerzahl von 600. „Die 12 Räume sind ständig besetzt“, erzählt Kurt Söser, Lehrer an der Handelsakademie in Oberösterreich. Bei Sösers Unterricht gibt es keine Tafel mehr, stattdessen werden die Inhalte im Klassenzimmer mittels Beamer an die Wand projiziert.

Innovation & Education Konferenz Microsoft
„Im Mathe-Unterricht übernimmt das Rechnen zwar der PC, das Denken kann dieser jedoch nicht übernehmen, das erledigt der Mensch“, so Söser. Seit zwei Jahren setzt er Microsofts OneNote im Schulunterricht ein, um Aufgaben von seinen Schülern einzusammeln – notfalls auch mit einem abfotografierten Foto einer handschriftlichen Notiz. Alle Schüler haben Zugriff auf die gegenseitigen Inhalte, so können sie voneinander lernen. „Das ist wie eine große Stoffsammlung“, erklärt Schülerin Julia Dorfer. „Es ist außerdem praktisch, dass wir unsere Aufgaben in den Abgabeordner legen können, und binnen weniger Minuten folgt ein Statement vom Lehrer.“ Laut Söser haben sich bereits auch einige Kollegen seine Arbeitsweise zum Vorbild genommen. „Technik kann den Arbeitsalltag von Lehrern enorm vereinfachen“, so Söser.

Office-Skillz für den Berufsalltag

Seine Schüler bekommen im Schulfach Office Management freilich auch das notwendige Handwerkszeug mit, um später für den Büro-Alltag gerüstet zu sein. „Bei einer internationalen Studie vom Marktforschungsinstitut IDC kam heraus, dass Office-Skillz an dritter Stelle der Fähigkeiten rangieren, die bei Jobausschreibungen gefragt sind“, erklärt Anthony Salcito, weltweiter Bildungschef von Microsoft bei seinem Besuch in Wien.

„Der intelligente Einsatz von IT-Anwendungen wie Office im Schulalter ist grundlegend für eine zukunftsfähige Ausbildung und Qualifikation unserer Kinder“, sagt auch Claudia Feichtinger, Education Lead von Microsoft Österreich. Der Konzern versucht seit Jahren, seine Produkte in den Schulen zu platzieren – oft auch kostenlos, wie bei einer Aktion namens „Student Advantage“, die ab dem 1. Dezember startet.

Das Fazit der Bildungskonferenz ist auf jeden Fall: Der Einsatz von Technik alleine macht keinen innovativen Unterricht aus. Und: Es hängt nach wie vor an den einzelnen Lehrern, sich über Konzepte und Möglichkeiten zu informieren und diesen dann auszuprobieren und umzusetzen. Der Andrang auf der Bildungskonferenz von Microsoft ist dieses Jahr groß, die Konferenz ist ausgebucht. Das ist immerhin ein kleines Zeichen dafür, dass das Interesse an Ideen für die "Schule von morgen" steigt.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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