"Facebook hat gerade erst angefangen"
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"So sehr ich die New York Times respektiere, glaube ich, dass traditionelle Medienunternehmen in zehn Jahren obsolet sein werden", sagte der kalifornische Risikokapitalgeber Jim Breyer von Accel Partners im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Sonntag in München. Er ist einer der ersten Facebook-Investoren, hält persönlich ein Prozent des Online-Netzwerks und sitzt im Vorstand der Firma.
"Zeitungen sind tot, Journalisten brauchen kein Papier mehr, genauso, wie Filmemacher keine großen Studios brauchen." Das Internet und insbesondere Social-Media-Angebote würden für diesen Wandel sorgen. "Wenn wir in ein Medienunternehmen der Zukunft investieren, kommen TV, Zeitungen und Magazine nicht vor", so Breyer, der neben Facebook auch in Web-Unternehmen wie AdMob oder Glam Media Geld gesteckt hat.
Sein Kollege Reid Hoffman, LinkedIn-Chef und über die Investmentfirma Greylock Partners ebenfalls an Facebook beteiligt, teilte natürlich seine Meinung. Neben Smartphones und Tablets ("Wir suchen gerade Firmen, die Software dafür entwickeln und in die wir investieren können") zählt er voll auf das Online-Netzwerk. Facebook habe "gerade erst angefangen", so der Risikokapitalgeber.
Rivalität mit Google
Thematisiert wurde auch die Rivalität zwischen Facebook und Google. Laut Nikesh Arora, Global-Sales-Chef bei Google, ist der internationale Werbemarkt 600 bis 700 Milliarden US-Dollar groß. "Diesen Topf werden sich viele Firmen teilen, also Google, Facebook, YouTube und andere", so Arora. "Das ist ein Ökosystem, in dem viele überleben werden." Angst habe er nicht vor existierenden Firmen, sondern vor jenen "Typen, die gerade etwas in der Garage entwickeln." Außerdem würden jährlich 300 Hexabytes an Informationen produziert, die erst einmal nach den relevanten durchsucht werden müssten.
Den Druck Googles spüren indes die "klassischen" Medien."Audiovisueller Content ist sehr beliebt im Web, und um diesen Content wird immer mehr Werbung platziert", sagte etwa Thomas Ebeling, Chef von ProSiebenSat.1 Media. Während sein Kollege Paul Bernhard Kallen, CEO von Burda Media, Tablets als "neuen Kanal für Inhalte" sieht, relativiert Ebeling dieses Szenario. "Tablets werden den TV-Konsum nicht ersetzen, sondern ergänzen. Unsere Inhalte sind auf großen Displays besser."
Zukunftsmarkt China
"Die Zeiten, in der alle wichtigen Firmen 15 Minuten entfernt von meinem Büro in Palo Alto liegen, sind vorbei", sagte Facebook-Investor Breyer im Hinblick auf Zukunftsmärkte. Zwar seien auch Südamerika oder Indien geschäftlich interessant, das große Geld werde aber in Zukunft nach China fließen.
"In den nächster Dekade werden viele bahnbrechende Firmen nicht mehr aus dem Silicon Valley kommen." Accel Partners werde in den nächsten fünf Jahren zwei bis drei Milliarden US-Dollar in Internet-Firmen aus dem asiatischen Staat stecken. Außerdem hätte man in Fernost bereits mehr Partner als im Silicon Valley.
Arora von Google meinte indessen, dass vor allem Indien ein interessanter Markt sei, weil sich dort die Regierung kaum in Internet-Belange einmische. Über das brisante Thema "WikiLeaks" äußerten sich die Diskussionsteilnehmer nur sehr zurückhaltend - was einige der Zuhörer sichtlich enttäuschte.
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(Jakob Steinschaden)
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