Das ist ein Sujet-Foto der INF-FNI, mit dem auf Facebook geworben werden könnte, schließlich sind nur Rücken & Meer zu sehen.
Das ist ein Sujet-Foto der INF-FNI, mit dem auf Facebook geworben werden könnte, schließlich sind nur Rücken & Meer zu sehen.
© INF-FNI

Nacktfotos

FKK-Verein: "Facebook ist die große Zensur"

Auf Facebook ist Nacktheit unerwünscht. Fotos, die Personen zeigen, auf denen Genitalien oder vollständig entblößte Pobacken zu sehen sind, werden entsprechend der Regeln des sozialen Netzwerks ebenso entfernt wie nackte Brüste. Als Ausnahme gelten seit einiger Zeit Bilder von weiblichen Brüsten beim Stillen. Die #FreeTheNippel-Kampagne, die für ein Ende der Zensur von Weiblichkeit eingetreten ist, führte zu einem Kurswechsel bei Facebook.

Jetzt steigen aber auch FKK-Vereine auf die Barrikaden. Sie fühlen sich von Facebook diskriminiert. Die Internationale Naturisten-Föderation (INF-FNI), die als Dachverband aller FKK-Vereine agiert und ihren Sitz in Oberösterreich hat, startet am Donnerstag eine weltweite Kampagne gegen Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit. „Für uns ist Facebook die größte Zensur“, erklärt Sieglinde Ivo, Präsidentin der INF-FNI, im Gespräch mit der futurezone.

Ästhetische Fotos

FKK-Vereine haben es auf Facebook schwer, für ihre Veranstaltungen Werbung zu machen, erzählt Ivo. „Es reicht oft, dass man ein Foto in Rückenansicht von Frauen oder Männern auf der Luftmatratze postet und der Account wird gesperrt oder man bekommt eine Aufforderung von Facebook, das Posten dieser Bilder zu unterlassen“, sagt Ivo. Doch das Posten derartiger Bilder lasse sich manchmal nur schwer umgehen, wenn es um das Bewerben von Veranstaltungen für die Vereine gehe, erklärt die Präsidentin. „Wir dürfen praktisch keine Werbung mit Eyecatchern machen.“

Aus der Sicht der Internationalen Naturisten-Föderation ist der menschliche Körper in seinem naturbelassenen Zustand aber weder unsittlich noch obszön. Die Fotos, die von Vereinen verwendet werden, seien zudem ästhetisch und schön, keinesfalls anstößig. „Wir distanzieren uns ganz klar von Sex-Fotos und wir haben auch nichts mit Sex-Clubs zu tun“, so Ivo. „Es geht darum, dass wir uns mit der Natur in Verbindung setzen. Unsere Harmonie kommt zum Ausdruck in der gemeinschaftlichen Nacktheit.“

"Das ist hinterwäldlerisch"

Natürlich sei sich die Naturisten-Föderation bewusst, dass es sich bei Facebook um einen US-Konzern handelt, der die Regeln für seinen Dienst selbst bestimmt. „Bezüglich Prüderie kriegen die USA sowieso einen römischen Einser, aber das ist hinterwäldlerisch. Wir leben im 21. Jahrhundert und das Zeitalter, in dem Nacktheit so abrupt ein Riegel vorgeschoben wird, sollte längst vorbei sein.“

Facebook schränkt Naturisten in ihrer Meinungsfreiheit ein. Wir werden ausgegrenzt“, sagt Ivo im Gespräch. Aus Sicht der Naturisten-Förderation ist Facebook zudem längst zu einer Art „öffentlicher Raum“ geworden. Bestärkt wird ihre Theorie dadurch, dass vieles, das Menschen auf Facebook schreiben oder veröffentlichen, mittlerweile zu Kündigungen führen kann. Diese Gefahr sieht Ivo bei den Fotos von Naturisten nicht.

Nur mit Zustimmung

Natürlich würden Fotos nur mit klarer Zustimmung der abgebildeten Personen veröffentlicht, so die Präsidentin. „Auf FKK-Badeplätzen gilt die Regel, dass man zwar seine eigene Familie fotografieren darf, aber niemals Menschen, die nicht ausdrücklich zugestimmt haben“, erklärt Ivo. Das sei auch bei den Fotos, die bei Vereinsveranstaltungen aufgenommen werden, so.

Sieglinde Ivo, Präsidentin von der Internationalen Naturalisten-Förderation
Neben Facebook ist der Naturisten-Förderation auch Instagram ein Dorn im Auge. Auch dort gelten strikte Regeln für nackte Inhalte. So ist es auf dem Foto-Netzwerk auch nicht mehr erlaubt, entblößte Hinterteile zu posten. Der „künstlerische Wert“ sei hierfür nicht entscheidend. Auch Genitalien oder nackte Brüste (außer von stillenden Müttern und Narbenentfernungen) werden auf Instagram, das auch zu Facebook gehört, zensiert.

Es ist freilich fraglich, ob sich ein US-Unternehmen von der Kampagne der Freikörperkultur-Fans unter Druck setzen lässt. Die USA ist ja nicht erst seit gestern bekannt dafür, mit dem Abbilden von Nacktheit ein Problem zu haben und die Naturisten sind in Europa vor allem in Deutschland und Österreich zu Hause. Einen Versuch im Kampf gegen Zensur ist die Aktion jedoch allemal wert. Bis ihre Kampagne Früchte trägt, müssen sich FKK-Seiten auf Facebook vor allem mit Grashalm-Fotos, oder Aufnahmen wie wir sie hier herzeigen, Abhilfe schaffen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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