Busunternehmer Paul Blaguss: "Durch das veränderte Mobilitätsverhalten sind wir überall gefragt und gefordert"
Busunternehmer Paul Blaguss: "Durch das veränderte Mobilitätsverhalten sind wir überall gefragt und gefordert"
© KURIER/Jeff Mangione

INTERVIEW

Green Mobility: "Es sind flexible Lösungen gefragt"

Welche Trends sehen Sie im Mobilitätssektor?
Paul Blaguss: Im urbanen Raum ist man mit der Tatsache konfrontiert, dass der Bedarf nach einem eigenen Auto dramatisch gesunken ist. Viele Junge besitzen keinen eigenen PKW mehr und das bedingt, dass flexible Mobilitätslösung gefordert sind. Dies betrifft den Öffentlichen Verkehr, der auch individuelle Mobilitätsformen miteinschließt. Öffentliche Verkehrsleistungen verbinden sich mit individuellen Serviceprovidern, ökologische Lösungen sind möglich.

Mag. (FH) Paul Blaguss, Geschäftsführer der Blaguss Unternehmensgruppe

Welche Auswirkungen haben diese Trends auf Busunternehmen?
Durch das veränderte Mobilitätsverhalten und den Wegfall des eigenen Automobils, sind wir überall gefragt und gefordert. Umweltgerechte Mobilität ist nur mit dem Reisebus und Mehrpersonentransporten möglich. Um dazu zwei konkrete Beispiele zu nennen: Reisen mit dem Fernbus und Eventbus. Mit dem Eventbus gelingt die österreichweite, ökologische Anreise aus ganz Österreich zu Events und Veranstaltungen.

Fernbusse haben in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Worauf führen Sie das zurück?
Einerseits natürlich durch den leichteren und smarten Zugang zur Buchung, das veränderte Mobilitätsverhalten, der Liberalisierung des Fernbusmarktes in vielen europäischen Ländern und der fehlenden oder mangelnden Schieneninfrastruktur.

Im urbanen Bereich sind alternative Antriebe wie Elektro-, Wasserstoff- und Erdgasantriebe auf dem Vormarsch. Was wird sich langfristig durchsetzen?
Das Match ist noch nicht entschieden und es wird Lösungen für die unterschiedlichen Bedürfnisse geben. Der Elektroantrieb wird sich sicher durchsetzen, aber die Frage nach der generellen Energiequelle ist die eigentliche und entscheidende Frage - Batterie und Stromnetz, Tankstellen mit Wasserstoff, Erdgas oder fossiler Treibstoff? Der Elektro- oder Hybridbus wird sicher Schritt für Schritt eingeführt, es muss aber auch in der Praxis funktionieren, deswegen haben die Wiener Linien vernünftigerweise auf Diesel gesetzt, Versorgungssicherheit und Effizienz sind da derzeit noch unschlagbar und werden realistischerweise in vielen Bereichen noch jahrelang ihren Vorteil haben.

Wie sieht es mit der Langstrecke aus? Verbrennungsmotoren sind da noch unverzichtbar - welche Entwicklungen werden wir sehen?
Verbrennungsmotoren sind derzeit unverzichtbar und es ist auch nicht absehbar, wann sich dies ändert. Derzeit wäre auch die Batterie wirtschaftlich, sie ist aber auch ökologisch nicht konkurrenzfähig, da die Busse so schwer wären, dass zu wenige Passagiere Platz hätten. Die diesbezügliche Ökobilanz wäre eine Katastrophe, daher sehe ich einen verbesserten und effizienteren, herkömmlichen Antrieb mit verbesserter Aerodynamik als Entwicklung der nächsten zehn Jahre. Neue Stockbusse verbraucht zehn Prozent weniger Treibstoff, 0,4 l/100 km müssen erst mal geschlagen werden.

Wann werden Busse rein elektrisch unterwegs sein?
Realistischerweise ist dies derzeit nicht absehbar, aber ich gehe davon aus, dass Mitte bzw. Ende der 30iger-Jahre soweit sind. Woher die Energiequelle kommt, ist noch offen, ich persönlich sehe in vielen Bereichen den Wasserstoffantrieb im Vorteil.

Wie sind Busse heute technisch ausgerüstet? Welche Fahr-Assistenzsoftware kommt zum Einsatz?
Busse sind heutzutage technisch auf dem neuesten Standard, alle Features, die in einem topmodernen PKW möglich sind, sind auch im Bus möglich und Realität: Anfahrhilfen, ABS, Abstandsregeltempomat, Topographie-Sensorik, Spurassistent, Diagnosetools zur Fehlererkennung, Totwinkelassistent, etc. Der Bus wird auch in Zukunft das sicherste Verkehrsmittel der Straße sein und auch imagemäßig Flugzeug und Zug gleichgestellt sein.

Bei PKWs - aber auch bei Bussen im urbanen Bereich - sind bereits autonome Fahrzeuge am Horizont, bzw. werden bereits an mehreren Orten getestet. Wie lange wird es noch Busfahrer geben?
Bald wird es erste Einsatzgebiete und Tests auch in Österreich geben, der Busfahrer wird aber selbstverständlich nicht wegrationalisiert werden, sondern er wird andere Aufgaben in sicherem Umfeld übernehmen und den Kundenservice erhöhen.

Welche Rolle wird der Bus langfristig im Verkehrsökosystem spielen - in der Stadt und auf der Langstrecke?
In der Stadt wird er mit schienengebundenen Systemen der wichtigste Verkehrsträger bleiben und seine Position sogar noch ausbauen. Auch autonom fahrende Klein- und Großbusse werden Gebiete erschließen, die derzeit noch unwirtschaftlich sind. Im Fernbereich wird der Bus Marktanteile gewinnen, da er die flexible, ökologische und wirtschaftliche Alternative ist.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Blaguss. Die redaktionelle Verantwortung obliegt allein der futurezone-Redaktion.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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