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Handy-Signatur im Test: Mühsam zum Ziel

Der regelmäßige Besuch einer Behörde steht in Österreich bereits ebenso an der Tagesordnung wie die halbjährliche Routine-Untersuchung beim Zahnarzt. Doch während für viele beide Anlässe ähnlich schmerzvoll sind, so lässt sich zumindest Ersteres laut Bundesregierung vermeiden. Mit Hilfe der viel gescholtenen Bürgerkarte sollen sich bereits mehr als 100 Verfahren, wie beispielsweise eine Diebstahlanzeige oder sogar der Antrag auf Eheschließung, lassen sich online abwickeln. Die futurezone hat sich nach dem Überblick über private Dienste im Alltagstest mit der Handy-Signatur am

versucht.

Anmeldung - ein steiniger Weg
Die Anmeldung für die Bürgerkarte ist mit einem Überwindungsprozess verbunden, erfordet sie doch meist genau das, was damit verhindert werden soll: den Gang auf ein Amt. Umgehen lässt sich die persönliche Aktivierung, die allerdings die schnellste Variante darstellt, lediglich über einen eingeschriebenen Brief. Dieser kostet 1,96 Euro und benötigt meist einige Tage für die Zustellung. Bei der persönlichen Aktivierung ist die Angelegenheit innerhalb weniger Minuten erledigt und die Handy-Signatur sofort einsatzbereit. Derzeit ist das innerhalb von Finanzämtern, Versicherungsstellen und Magistraten möglich, eine entsprechende Liste findet sich online.

Besitzer einer Bürgerkarte können außerdem relativ problemlos die Handy-Signatur online aktivieren. Unverständlich: Die Aktivierung der Handy-Signatur für Finanzonline-Nutzer ist ebenfalls mit einem eingeschriebenen Brief verbunden. Für die Erstellung eines Finanzonline-Account ist ohnehin ein Nachweis der Identität erforderlich.

Auf digitalem Weg zum Leumundszeugnis
Ein oft gefordertes Dokument (beispielsweise bei der Beantragung eines Journalistenausweises) ist eine sogenannte Strafregisterbescheinigung, auch als "Leumundszeugnis" bekannt. Das Ausstellen der Strafregisterbescheinigung kostet bis zu 30 Euro und ist, sofern es schriftlich beantragt wird, zeitaufwändig. Der Antrag über die Online-Server der Polizei verspricht zumindest auf dessen Webseite, deutlich einfacher und schneller zu sein.

Der Login-Vorgang ist relativ unkompliziert. Zunächst muss lediglich die Handy-Nummer sowie das bei der Aktivierung angegebene Signaturpasswort angegeben werden. Anschließend erhält der Nutzer eine SMS mit einem Vergleichswert sowie einer TAN. Der Vergleichswert sollte mit dem angezeigten Wert im Loginfenster ident sein, ansonsten handelt es sich um einen Phishing-Versuch. Nach Bestätigung per TAN landet der Nutzer bereits auf dem schlicht gestalteten Eingabeformular für die erforderlichen Daten, für das zum Großteil allerdings bereits die gespeicherten Daten aus dem Zentralen Melderegister herangezogen wurden.

Nachdem der Antrag abgeschickt wurde, kann direkt per eps-Überweisung oder Kreditkarte bezahlt werden. Das könnte ein Hindernis für Nutzer darstellen, die kein E-Banking oder eine Kreditkarte verfügen. Der größte Vorteil der Online-Methode folgt allerdings kurz darauf, denn statt der klassischen Zustellvariante per Post kann das Dokument auch auf digitalem Weg versandt werden. Dazu ist allerdings ein (kostenloser) Account bei einem Zustelldienst wie MeinBrief.at oder dem Elektronischen Zustelldienst des Bundesrechenzentrums erforderlich. Dort erhält man zwar nicht sofort, aber deutlich schneller, meist innerhalb weniger Tage, das Dokument zugesandt.

"Man muss etwas nicht verstehen, um es zu verwenden"
Größtes Problem der Bürgerkarte ist nach wie vor deren geringe Verbreitung: Laut Staatssekretär Josef Ostermayer sind derzeit lediglich 200.000 Bürgerkarten in verschiedenster Form im Umlauf. Je ein Drittel entfällt dabei auf Unternehmenskunden (vor allem Dienstausweise und Zutrittskarten), Privatkunden mit Bürgerkarte (E-Card, „Bankomatkarte" und Co.) und die Handysignatur. Bei knapp 8,4 Millionen Einwohnern entspricht das lediglich einem Anteil von 2,4 Prozent. Ein recht magerer Wert, vor allem in Anbetracht dessen, dass das Projekt bereits 2003 eingeführt wurde.

In den Anfangszeiten dürften viele die Anschaffung eines Lesegeräts sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit von Diensten abgeschreckt haben. Trotz intensiver Aufklärungskampagnen konnte die Zahl der Nutzer nicht wesentlich gesteigert werden. Der österreichische Anbieter A-Trust, der für die Verwaltung der Bürgerkarte verantwortlich ist, hat dazu

in Auftrag gegeben. Daraus geht unter anderem hervor, dass viele ÖsterreicherInnen Bedenken in puncto Datenschutz haben oder aber der Technologie grundsätzlich nicht vertrauen. Das stößt vor allem bei A-Trust Geschäftsführer Michael Butz auf Unverständnis, der den Vergleich mit bekannten Verfahren heranzieht: "Auch Bankomaten werden ständig benutzt, ohne dass sich irgendjemand fragt, wie das funktioniert"

Dennoch geben sich die Verantwortlichen zuversichtlich. "Ich glaube, dass in spätestens drei Jahren jeder eine digitale Identität benötigen wird - sei es nun die Bürgerkarte oder eine andere Lösung.", meint unter anderem Christian Rupp, Sprecher des Bundeskanzleramtes, gegenüber der futurezone. Dass es allerdings nach wie vor einige Vorgänge gibt, bei denen dem Bürger der Gang auf das Amt nicht erspart bleibt, beispielsweise die Beantragung eines Reisepasses, räumt selbst Rupp ein. "Allerdings kann ich bereits über digitale Wege beispielsweise einen Termin vereinbaren und so mir und dem Amt sehr viel Zeit ersparen." Dass sich dahinter eine Art "Verwaltungsreform light" verbirgt, will Rupp nicht bestätigen, er betont allerdings den Vorteil der Wahlfreiheit für die Bürger: "Mittlerweile gilt das Prinzip: Wenn ich nicht will, muss ich nicht unbedingt hingehen."

Fazit
Die Bürgerkarte fristet nach wie vor ihr Nischendasein, daran hat leider auch die Handy-Signatur nichts geändert. Für gewisse Aufgaben, vor allem auf Finanzonline, ist der Dienst sehr nützlich und relativ einfach zu bedienen. Das Wort relativ ist hier allerdings bewusst gesetzt: technisch weniger affine Personen dürften hier schnell überfordert sein, auch wenn der Dienst dem Mobile TAN-Angebot vieler Banken sehr stark ähnelt. Während das Projekt Bürgerkarte auf der E-Card für den Massenmarkt wohl als gescheitert angesehen werden darf, bietet sich bei der Handy-Signatur durchaus Wachstumspotential. Hier gilt es lediglich, die Anmeldung womöglich auf weitere Stellen, wie beispielsweise Postfilialen, auszuweiten und die Bevölkerung besser über die Möglichkeiten aufzuklären.

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