Fachkräftemangel

IBM, ÖBB und TU wollen Mädchen für IT-Berufe begeistern

Gegen den Mangel an Frauen in technischen Berufen hat das Unternehmen IBM eine Initiative gesetzt, um mehr Mädchen für IT und Technik zu begeistern. Das bereits traditionelle Technik-Camp für Mädchen findet heuer erstmals gemeinsam mit den ÖBB statt. Mehr als 50 Mädchen aus Wiener Schulen mit Technik-Schwerpunkt haben die Möglichkeit, eine Woche lang Einblick in technische Berufsbilder zu bekommen.

Frauen sollen zu Tech-Gurus werden

Als Motto dient der Appell von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg - Be a tech-guru rather than hope to marry one - (Mädchen sollten nicht einen IT-Guru heiraten wollen, sondern selber einer werden). Dementsprechend zeigten sich die zwölf- bis vierzehnjährigen Mädchen der Neuen Mittelschulen Konstanziagasse (22. Bezirk), Castelligasse (5. Bezirk), Herzgasse (10. Bezirk) und Leipziger Platz (20. Bezirk) interessiert an den verschiedenen Workshops - vom Designen und Feilen des eigenen Schlüsselanhängers bis zum Algorithmus-Programm "Bubble Sort". Konzipiert wurde das Angebot von IBM-Expertin Isabella Gassama-Luschin.

Bei einer Diskussion zum Einstieg dienten am Montag gleich drei Frauen, die Karriere in technisch geprägten Bereichen gemacht haben, als Vorbilder. ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin und Ex-Siemens-Vorstandsdirektorin Brigitte Ederer, IBM-Österreich-Chefin Tatjana Oppitz und die Rektorin der Technischen Universität (TU), Sabine Seidler, erzählten von ihrem Werdegang - und schilderten die Vorteile technischer Berufe, etwa bessere Berufschancen und bessere Bezahlung als in typischen Frauenberufen wie Friseurin oder Verkäuferin.

Bildungsweg erfolgreicher Frauen

IBM-Österreich-Chefin Oppitz hat selber kein technisches Studium, sondern Handelswissenschaften an der WU Wien studiert. Schon während des Studiums hatten sich Firmen an der Universität vorgestellt, und IBM habe sie damals besonders beeindruckt. Beim US-Konzern "International Business Machines" habe sie sich dann auch beworben. Im 29. IBM-Jahr sei sie immer noch von der Innovation und der Wandlungsfähigkeit des globalen Unternehmens überzeugt, das übrigens seit 2012 von einer Frau, Virginia Rometty, geleitet wird.

Ederer schilderte, dass sie eigentlich Physik studieren wollte, doch das Studium hätte damals acht Jahre gedauert. Ihre alleinerziehende Mutter habe sie daher aufgefordert, etwas Kürzeres zu studieren, wo man auch nebenbei arbeiten könne - wirtschaftliche Gründe gaben also den Ausschlag für ihr Volkswirtschaftsstudium. Bis heute sei sie aber von Technik fasziniert. "Technik gibt klare Antworten, das gibt es in der Volkswirtschaft weniger", meinte sie. Wichtig für technische Berufe sei es, sich die Neugier zu bewahren - und für Mädchen, gegen Vorurteile zu kämpfen. Bei den Bundesbahnen gebe es mehr Frauen in Führungspositionen (27 Prozent) als in der gesamten Belegschaft (knapp 12 Prozent inklusive Lehrlinge). ÖBB-Unternehmensziel sei es, diesen Frauenanteil bis zum Jahr 2022 auf 20 Prozent zu heben.

Hoffen auf Revolution

TU-Rektorin Seidler hat noch in der ehemaligen DDR studiert. Gemäß einem Studienlenkungssystem seien ihr Werkstoffwissenschaften oder Chemie angeboten worden. Werkstoffwissenschaften habe ihr gefallen, weil dabei verschiedene Fachrichtungen zusammenspielen. In der DDR sei die gesellschaftliche Akzeptanz von berufstätigen Frauen höher gewesen als heute, wichtig seien aber auch Faktoren wie Kinderbetreuung. An der TU sei der Frauenanteil je nach Studium verschieden, am höchsten in Architektur und am geringsten in Elektrotechnik. Es gebe spezielle Programme, um den Anteil von Frauen an der Technik-Universität zu erhöhen. "Die Hoffnung auf eine Revolution hab ich nicht, aber langsam ändern sich bestimmte Dinge", meinte die erste Rektorin der TU Wien.

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