© Foto: pixelio.de/Rolf van Melis

Internet Summit Austria

Internet keine Bedrohung für Fernsehen

"Ist Internet das bessere Fernsehen?" Diese Frage stellte sich Bertram Gugel anlässlich seiner Keynote auf dem diesjährigen Internet Summit Austria, die unter dem Thema "Wie schauen wir morgen fern?" steht. Der bekannte deutsche Blogger schreibt bereits seit 2005 auf seinem Blog Digitaler Film über die Konvergenz von Fernsehen und Internet und beschäftigt sich dabei mit Videoangeboten im Internet sowie Trends und Entwicklungen der Online-Videoindustrie.

Die Suche nach der Killerapplikation
In einem Punkt ist sich Gugel sicher: mobiles Fernsehen über DVB-H oder ähnliche Standards sei überflüssig, das Internet biete bereits eine viel bessere und einfachere Grundlage. "Das Internet vereinfacht diese Aufgaben ungemein. Die Killerapplikation fehlt aber noch." Es sei zwar nicht schwierig, eigene Inhalte auf sein Fernsehgerät zu bekommen, aber noch könne kein Gerät die Funktionen so vereinfachen, dass es auch für den Massenmarkt interessant werden würde. Eine Chance hierfür könnten Spielekonsolen bieten, die bereits in unzähligen Wohnzimmern stehen und auch für andere Zwecke als Videospiele eingesetzt werden. Ein Microsoft-Manager verkündete erst vor kurzem, dass durchschnittlich pro Monat 30 Stunden Videomaterial von Xbox-Benutzern abgerufen werden.

Der Untergang der DVD
Das wachsende Video-On-Demand Angebot sieht Gugel auch als ein sicheres Zeichen für ein Ende der DVD. "Kaufen ist nicht mehr so interessant wie früher. Ein Film verliert ohnehin 80 Prozent seines Werts, wenn er einmal gesehen wurde." Deswegen stehe die Filmbranche jetzt auch unter Zugzwang - zumindest sobald die ehemalige Cash Cow DVD weggebrochen ist. Dienste wie Netflix, das mit mehr als 23 Millionen Mitgliedern mehr zahlende Kundschaft als jeder andere Pay-TV Sender habe, würden zeigen, dass auch eine dementsprechende Nachfrage unter den Kunden vorhanden ist.

"Netflix ist in Europa derzeit nicht möglich"
Andreas Wildberger, Generalsekretär der ISPA, sieht für einen Dienst wie Netflix in Europa keine Zukunft - zumindest solange die Rechtesituation in Europa noch nicht "internetfit" sei. Derzeit gibt es zwar Bestrebungen der EU, die Gesetze einheitlicher zu gestalten und dem technologischen Fortschritt anzupassen, allerdings sei das eine "gewaltige Aufgabe", die wohl noch einige Zeit benötigen dürfte.

Keine Bedrohung für Fernsehsender
Dass eines Tages das Internet das Fernsehen verdrängen könnte, glaubt Gugel nicht. "Ich sehe kein Problem für klassische Rundfunkanbieter - sie haben all das, was andere wollen und benötigen. Unzählige Inhalte und die Möglichkeit, eine große Menge an Leuten zu erreichen." Problematisch werde es nur, wenn Unternehmen wie Google auch qualitativ hochwertige Inhalte einkaufen und ihren Kunden anbieten. Das ist auch derzeit der Fall, denn Google möchte angeblich um über 600 Millionen US-Dollar die Ausstrahlungsrechte an zahlreichen TV-Serien und Filmen erwerben und könnte damit klassische Fernsehsender stark unter Druck setzen.

Herausforderung Internet
Daher müssten sich Fernsehsender vermehrt mit der Frage nach Konvergenz beschäftigen. "Wie kann man die beiden Medien so nutzen, dass sie sich optimal ergänzen?", fasst Gugel die Herausforderung kurz zusammen. Er führt dabei als Beispiel Diskussionen auf Twitter an, die messbare Zuwächse bei Einschaltquoten bringen und dem Benutzer ein Gefühl des gemeinsamen Erlebens geben. Für die nächsten Jahre erwartet er sich neue Applikationen, die eine interaktives Erlebnis des einst so passiven Fernsehens möglich machen sollen. "Wir haben noch lange nicht die ganze Bandbreite gesehen."

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