Auf dieselbe Weise kann man ein virtuelles Sofa im neuen Wohnzimmer platzieren. Einmal initialisiert, lässt sich das Modell frei im Raum verschieben.
Auf dieselbe Weise kann man ein virtuelles Sofa im neuen Wohnzimmer platzieren. Einmal initialisiert, lässt sich das Modell frei im Raum verschieben.
© IT5

Augmented Reality

IT5: Wiener Firma virtualisiert das Wohnzimmer

Wann es soweit ist, dass Menschen mit Google Glasses durch die Gegend laufen, ist noch unklar. Laut dem Hersteller sollen die Augmented-Reality-Brillen Ende 2013 reif für den Markt sein. Fest steht, dass die um Informationen angereicherte Wirklichkeit - in welcher Form auch immer - eine große Faszination für viele Menschen darstellt und deshalb in Zukunft mehr Bedeutung erlangen wird. IT5, ein kleines Unternehmen aus Wien, versucht derzeit, sich in der Augmented-Reality-Welt zu positionieren und vielleicht schon bald kräftig vom großen Kuchen zu naschen.

Die Spezialität des IT-Dienstleisters aus dem neunten Bezirk ist eine Plattform, die eine kostenlose Möglichkeit bietet, 3D-Objekte in eine Augmented-Reality-Umgebung zu versetzen, ressourcenschonend und schnell. ViewAR - so der Name der Plattform - ist als App für iOS (Android ist in Arbeit) erhältlich und lässt die Realität über Mobilgeräte-Kameras in anderem Licht erscheinen. Man lädt etwa eine Datei mit dem 3D-Modell eines Wandschranks auf der Plattform hoch. Sekunden später kann man dieses Modell auf dem Smartphone abrufen, über einen Marker initialisieren und dann aus dem Touch-Display frei in seiner neuen Wohnung platzieren und drehen.

Einen Namen machen

Ebenfalls können Objekte über ein ausgedrucktes Symbol, einen sogenannten Marker, visualisiert werden. Das Objekt wird angezeigt, als würde es auf dem Symbol sitzen. Ändert sich der Blickwinkel auf das Symbol, adaptiert sich die Anzeige des Objektes. Somit kann man beispielsweise 3D Modelle von Bauprojekten auf einem Tisch visualisieren und aus allen Richtungen betrachten.

Mit der Plattform ViewAR will sich IT5 unter 3D-Grafikern einen Namen machen. Durch die kostenlose Nutzung könen sich diese von den Fähigkeiten der Anwendung überzeugen. In weiterer Linie geht es darum, Unternehmen die Darstellung ihrer Produkte mittels Augmented-Reality-Lösungen unter eigener Marke schmackhaft zu machen. Dass der Weg stimmt, zeigt die schnell wachsende Kundenliste.

Sonnenbrillen und Möbel
Lösungen, die IT5 für seine Kunden entwickelt, vermengen Augmented Reality zum Teil mit den Bereichen Bewegungssteuerung und Gesichtserkennung. Für ein australisches Unternehmen wurde etwa eine App entwickelt, mit der man sich virtuell verschiedene Sonnenbrillen-Modelle aufsetzen kann. Eine andere App ermöglicht es, Kleidungsstücke virtuell zu probieren.

Für Künstler wiederum hat IT5 Apps entwickelt, mit der man Gemälde virtuell in den eigenen vier Wänden platzieren kann. Auch für die Einrichtungshäuser Butlers und Kare werden Apps gebaut. Die Kare-App soll 3D-Modelle von 4.000 Artikeln beinhalten, die man über einen integrierten Shop direkt erwerben kann. Damit genau die Personen, die an Augmented Reality interessiert sind, die Produkte von Firmenkunden zu sehen bekommen, gibt es in der ViewAR-App so genannte Featured Channels. Auch die Modelle anderer Privatpersonen können, wenn diese das erlauben, begutachtet werden.

Seit der Jugend im IT-Geschäft

Firmengründer Markus Meixner ist überzeugt davon, dass seine App zum Hit wird. Interessenten gibt es viele, potentielle Investoren ebenfalls. Derzeit operiert das Unternehmen mit Eigenmitteln, expandiert jedoch stark, wodurch Investoren immer mehr ins Blickfeld rücken. Als großen Trumpf von IT5 sieht Meixner die Unabhängigkeit von Dritt-Software. 3D-Engine und Upload-System wurden innerhalb von zwei Jahren selbst entwickelt. Der Zugriff auf den kompletten Source-Code bringt hohe Flexibilität.

Für Meixner ist IT5 der Höhepunkt eigener IT-Unternehmungen, die seit der Jugendzeit unter dem Firmennamen Meixner IT-Solutions hervorgebracht wurden. Bereits als 17-Jähriger begann der Wiener ein Netzwerk von Game-Servern aufzubauen und zu vermieten. Später schuf er das Foto-Hosting-Portal my-pictures.at/meonnet.com, das sich Anfang der 2000er-Jahre noch großer Beliebtheit erfreute, später jedoch von Facebook und anderen Social Networks abgelöst wurde.

Nach erfolgreichem Informatik-Studium kam der Gedanke "Jetzt aber richtig!" Zusammen mit seiner Schwester Christina und drei Mitarbeitern wurde IT5 aus der Taufe gehoben (die "5" bezieht sich auf die fünf Personen zum Zeitpunkt der Gründung). Das Unternehmen bietet neben Augmented-Reality-Produkten maßgeschneiderte IT-Lösungen (etwa ein Personalplanungs-System für das AKH Wien), Spieleentwicklung oder Social Media Marketing. Die Kundschaft kommt bereits seit längerem nicht mehr ausschließlich aus Österreich. Für einen afrikanischen Kunden wurde etwa ein Verkaufsportal in der Region Ghana und Nigeria entwickelt.

"Wir hätten gerne Konkurrenten"

Arbeit gibt es jedenfalls genug. Momentan werden rund 10 maßgeschneiderte Apps im Monat produziert. Die Produktion läuft relativ schnell, da ein fertiges Rahmenwerk existiert. Dennoch werden ständig neue Mitarbeiter gesucht. Der bisherige Erfolg steigert das Selbstvertrauen. Zum Thema Wettbewerbssituation meint Meixner: "Wir hätten gerne Konkurrenten." Denn dann würden mehr Menschen auf Augmented-Reality-Apps aufmerksam - und im Endeffekt würden sie wunschgemäß bei IT5 landen.

Das Unternehmen wäre nicht das erste aus Österreich, das am Sektor Augmented Reality reüssiert. Das Salzburger Unternehmen Mobilizy trägt mittlerweile den Namen seines erfolgreichsten Produkts: Wikitude. Der "World Browser" ermöglicht es, seine Umgebung mit verschiedenen Ebenen zu überlagern, die von Drittanbietern geliefert werden. So erkennt man auf dem Mobilgerät-Display etwa Lokalrezensionen von Yelp, Twitter-Botschaften aus der Umgebung, oder TripAdvisor-Berichte über ein Hotel, vor dem man steht.

Einen ebenfalls erfolgreichen Vorstoß in die Augmented-Reality-Welt kann das Wiener Unternehmen Imagination verzeichnen. 2010 übernahm der kalifornische Chiphersteller Qualcomm die gesamte Forschungsabteilung des Wiener Unternehmens Imagination und bildete daraus das Qualcomm Austria Research Center, welches sich auf bildbasierte Augmented Reality für Mobilgeräte spezialisiert.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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