Handys sollen aus der Ferne gesperrt werden.
Handys sollen aus der Ferne gesperrt werden.
© dapd/Maja Hitij

Vorstoß

Kill Switch gegen Handy-Diebstahl

Jährlich werden rund 26.000 Smartphones in Österreich gestohlen. Die gestohlenen Geräte sind meist zwischen 300 und 700 Euro wert. Doch neben diesem materiellen Wert gebe es aufgrund der gespeicherten Daten und Anwendungen für viele auch eine hohen immateriellen Wert, wie Drei-Chef Jan Trionow am Freitag erzählt. A1-Chef Hannes Ametsreiter betont, dass bei 95 Prozent der Neukäufen ein Smartphone erworben wird. Die Zahl der Handydiebstähle soll nun deutlich verringert werden, wenn es nach Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) geht. Deshalb startete das Innenministerium mit der Internetoffensive Österreich, der die drei Netzbetreiber A1, T-Mobile und Drei angehören, eine Infokampagne zum Thema „Schützen Sie Ihr Handy!“

Kill Switch über Sicherheitsapps

Dazu wurde am Freitag vor Journalisten ein Infoblatt präsentiert, das Handynutzern Tipps vermitteln soll, wie sie ihr Handy am besten schützen. Einer dieser Tipps lautet z.B.: „Handy in verschließbarer Tasche an der Körpervorderseite bewahren.“ Neben derart praktischen Tipps finden sich auch ein Hinweise auf sogenannte „Sicherheitsapps“ auf dem Info-Folder wieder.

Mit Sicherheitsapps wie „Find my iPhone“ oder den „Android Device Manager“ können User ihr Handy bei Verlust oder Diebstahl sperren, orten und alle Daten per Fernzugriff löschen. Diese Fernlöschoption wird auch als „Kill Switch“ bezeichnet. „Mit dieser Technologie können Opfer von Handydiebstählen ihr Mobiltelefon via Computer sperren, orten und auch persönliche Daten löschen“, erklärt Mikl-Leitner. Damit werde das Smartphone für die Täter unbrauchbar und der Diebstahl lohne sich nicht, so die Innenministerin.

Beratung von Mobilfunkern

Kunden von A1, Drei und T-Mobile sollen sich direkt beim Mobilfunkbetreiber darüber informieren können, wo und wie sie diese Funktion auf ihrem Gerät finden. „Wir bieten eine derartige Beratung an und bilden dafür eigens Mitarbeiter aus“, sagt T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth. Das würde die drei großen Mobilfunkanbieter zudem von den Mitbewerbern unterscheiden. „Wir hoffen, dass die Diebstahlszahlen 2015 dadurch zurückgehen.“ Auch das Innenministerium hat eine Website zu dem Thema eingerichtet, doch derzeit sind dazu noch keine Informationen zu Handy-Diebstählen auffindbar.

Bei der Pressekonferenz des Innenministeriums.
Im Sommer wurde als effektive Maßnahme gegen Handy-Diebstahl vom Innenministerium dieIMEI-Sperre ins Spiel gebracht. Über die IMEI-Nummer (International Mobile Station Equipment Identity) sollten Handys aus der Ferne gesperrt und für Diebe unbrauchbar gemacht werden. Diese Sperre war am Freitag allerdings kein Thema mehr. „Wir haben mit dem Kill Switch eine bessere, einfachere Lösung. Die IMEI-Sperren sind vom Tisch“, sagte Mikl-Leitner auf futurezone-Anfrage. Doch es gibt auch einen einfachen, polizeitaktisch erklärbaren Hintergrund: Wenn eine IMEI-Sperre einmal durchgeführt ist, lasst sich ein Handy nicht mehr orten. Somit könnten etwa keine Diebesbanden, die in bestimmten Bezirken oder Gemeinden aktiv sind, mehr per Ortung ausgeforscht werden.

Damit setzen Innenministerium und Mobilfunker auf eine bereits vorhandene Technologie, die im Sommer 2015 etwa im US-Bundesstaat Kalifornien zur Verpflichtung wird. Dort muss die Fernlöschoption für alle Smartphones zur Verfügung stehen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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