MUSIK

Kostenloser Musikdownload für einen Tweet

Die Präsenz in Sozialen Netzwerken wird für Musiker, Labels und Veranstalter immer wichtiger. Vom Aufbau einer Fanbase bis zur Suche nach Auftrittsgelegenheiten reichen die Möglichkeiten, die Facebook, MySpace und Twitter mit sich bringen. "Aus der Sicht eines Labels ist es wichtig, konstant interessante und kreative Inhalte zur Verfügung zu stellen", erklärt Tatjana Domany, zuständig für die Promotion beim österreichischen Label G-Stone, im Gespräch mit der FUTUREZONE. Die Aufmerksamkeit der Fans ist dabei die neue "soziale Währung".

Der 2007 von Alexander Ljung und Eric Wahlforss gegründete Musikdienst SoundCloud hat sich mittlerweile als spezialisierte Plattform für die Verbreitung von Musik im Netz etabliert. Vor kurzem veröffentlichten die in Berlin lebenden Schweden eine Open-Source-App, die Musiker und Labelbetreiber auf ihrer Website einbinden können. "Social Download" nennt sich die App, bei der Fans als Gegenstück für einen Tweet oder einen Eintrag auf Facebook einen kostenlosen Download bekommen.

"Grenzen werden verwischt"

Sobald die Nutzer der App einen Status-Update auf Facebook oder einen Eintrag auf Twitter veröffentlicht haben, können sie das vom Künstler oder Label freigegebenene Musikstück kostenlos herunterladen. In einem ersten Test zeigt sich, dass man als Nutzer den für einen Eintrag vorgeschlagenen Text frei editieren kann.

"Aus User-Sicht sind die bereitgestellten Möglichkeiten sicherlich positiv zu bewerten", so Domany von G-Stone. "Allerdings werden dadurch die Grenzen, die zwischen einer Empfehlung und Werbung liegen, verwischt. Wenn künstlerische Inhalte gefallen, teilen die User diese von sich aus mit ihren Freunden und Followern", fügt Domany hinzu.

Bezahlte Aufmerksamkeit

Seitens SoundCloud wird auf diese Art und Weise versucht, die Funktionalitäten der Plattform besser mit Sozialen Netzwerken zu verbinden. Ein ähnliches Konzept hat sich auch der Dienst "Pay With a Tweet" zunutze gemacht. Die Website lässt sich nicht nur von Musikern einsetzen, sondern auch von Autoren, Filmproduzenten, Bloggern und anderen Kreativen, die ein wenig "bezahlte Aufmerksamkeit" gut gebrauchen können.

Doch was bringt diese neue "soziale Währung", die Aufmerksamkeit in Sozialen Netzwerken, den Musikern wirklich? "Wir können derzeit nicht in Zahlen messen, wie weit wir von der Präsenz in Sozialen Netzwerken profitieren, weil uns die Tools dafür fehlen", so Domany.

Keine Erfolgsmessung möglich

Derzeit lasse sich noch nicht feststellen, ob nach einem "Gefällt mir"-Click auf Facebook jemand auf iTunes geht, um sich im Anschluss daran den Song zu kaufen. Beim Verkauf von analogen Tonträgern, Tickets oder anderen Merchandising-Artikeln, die ebenfalls eine "echte monetäre Vergütung" mit sich bringen, sei eine derartige Erfolgsmessung noch schwieriger.

Auch Karl Möstl von Defusion Records steht dem App-Konzept von SoundCloud eher skeptisch gegenüber: "Mir ist zwar der kontrollierte Gratis-Download lieber als ein nicht autorisierter, aber wenn dadurch eine Überflut an Facebook-Postings entsteht, muss man hoffen, dass der Künstler dabei nicht auf der Strecke bleibt."

Gratis-Musik gegen E-Mail-Adresse

Domany von G-Stone warnt außerdem davor, dass eine Omnipräsenz von freier Musik im Netz schnell zu einer "gefühlten Wertlosigkeit" führen könne. Das international anerkannte Label von Kruder und Dorfmeister nutzt Social Media allerdings sehr gezielt für seine Zwecke. Neben den Portalen Facebook, MySpace, Flickr, Twitter, YouTube und Soundcloud setzt das Label allerdings auch auf eigene Microsites zu den einzelnen Veröffentlichungen.

Im Vorjahr veröffentlichte G-Stone anlässlich des 16-jährigen Bestehens des Labels die Jubiläumscompilation kostenlos auf einer G-Stone-Microsite im Netz. Einzige Voraussetzung war die Angabe einer gültigen E-Mail-Adresse. Diese wurde von G-Stone gespeichert und mit Einwilligung des Nutzers in Folge für die Zustellung von Newslettern verwendet. Das altbekannte Newsletter-Konzept scheint aufzugehen: Die Zahl der Zugriffe ist gestiegen.

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(Barbara Wimmer)

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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