Laser warnt vor Turbulenzen im Flugzeug
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Fast jeder Flugpassagier hat es bereits erlebt, wenn es im Flugzeug ohne Vorwarnung plötzlich wackelt. Für die Maschine sind Turbulenzen zwar in der Regel nicht gefährlich, dafür aber für die Flugzeuginsassen. So kann es dazu kommen, dass Passagiere oder Crewmitglieder stürzen. Es besteht auch die Gefahr, dass schwere Gegenstände durch die Kabine fliegen und so für Verletzungen sorgen.
Boeing setzt nun auf ein neues System, das Turbulenzen voraussagt und es so den Piloten ermöglicht, rechtzeitig darauf zu reagieren. Entwickelt wird es gemeinsam mit der japanischen Luftfahrt- und Weltraumforschungsbehörde JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency), die eine entsprechende Kooperation mit dem US-amerikanischen Flugzeughersteller abgeschlossen haben, wie Wired berichtet.
Laser
Herzstück des Systems ist ein sogenannter Lidar. Ähnlich wie ein Radargerät kann auch ein Lidar Entfernungen und Geschwindigkeiten messen, anstatt Radiowellen kommen jedoch Laserstrahlen zum Einsatz. Jene ermöglichen es, die Luftbeschaffenheit so zu analysieren, dass besonders unerwartet auftretenden Klarluftturbulenz (Clear Air Turbulence, siehe Kasten) erkannt werden. Die notwendige Technik dazu ist in der Nase des Flugzeuges verbaut.
Laut Boeing ist es mit dem System möglich Klarluftturbulenzen in einer Entfernung von 17,5 Kilometer wahrzunehmen, das entspricht einer Flugdauer von in etwa 60 Sekunden. Laut Boeing könnten zu diesem Zeitpunkt mit einem automatisierten akustischen Signal gewarnt werden. „Zum Ausweichen genügen 60 Sekunden nicht“, so Sebastian Feiner, Linienpilot und Vorstandsmitglied der österreichischen Pilotenvereinigung ACA (Austrian Cockpit Association), im Gespräch mit der futurezone.
Es sei aber zumindest genug Zeit, dass sich Passagiere und Flugbegleiter setzen und anschnallen oder zumindest irgendwo festhalten können, wie Feiner erklärt. Das Problem der Klarluftturbulenz ist weit verbreitet und betrifft Maschinen jeglicher Größe, wie Feiner erklärt. „Es kommt regelmäßig vor“, so der Pilot. Zahlen darüber, wie viele Passagiere sich im europäischen Luftraum so verletzen, gibt es nicht.
Aktuelle Situation
Auch, wenn 60 Sekunden nur ein kurzer Zeitraum sind, ist es eine deutliche Verbesserung gegenüber dem aktuellen Situation. Aktuell lassen sich Turbulenzen nur sehr schwierig vorhersagen, man verlässt sich auf Berechnungen und Erfahrungsberichte: „Wir bekommen vor jedem Flug Wetterkarten, wo Turbulenzgebiete eingezeichnet sind“, so Feiner.
Meteorologen berechnen auf Basis des Wetters dann, wo und in welchen Höhen es wackelig werden könnte. Zusätzlich werden Piloten von den Fluglotsen informiert, wenn eine zuvor geflogene Maschine Turbulenzen wahrgenommen hat. Exakte Vorhersagen, wo oder wann es dann an Bord wackelt, sind so nur schwer möglich. „Jede Sekunde, die wir haben, verringert das Risiko für Crew und Passiere“, so Feiner.
Boeing wird das System ab dem nächsten Jahr in der Praxis testen. Die Technologie wird zusammen mit 30 anderen Entwicklungen in einer Langstrecken-Frachtmaschine vom Typ Boeing 777 des Logistikunternehmens FedEx getestet. So will man möglichst praxisnahe Erfahrungen mit der neuen Technik sammeln und entscheiden, ob das System flächendeckend zum Einsatz kommen wird. Bis es in Passagiermaschinen eingebaut wird, dürften also noch zumindest einige Jahre vergehen.
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