© Nienke Klunder

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MQ Wien: Schau zeigt Kunst ohne Gesichter

In Arbeiten von Kreativen wie Marina Abramovic, Thorsten Brinkmann oder Damier Johnson alias Rebel Yuths werden Gesichter nach Herzenslust versteckt, transformiert und maskiert. „Unsere instabile Identität sehnt sich nach einer Rückkehr der Maske, um diese wie in vergangenen Zeiten zum Schutz, zur Tarnung, als Requisit oder bloß zum Vergnügen zu tragen", erklärt Brigitte Felderer zum Konzept der Ausstellung, die sie mit dem Künstler  Bogomir Doringer kuratiert hat. Bereits am Eingang wird der Besucher von einer Skulptur aus sieben Überwachungskameras begrüßt.

Ausgangspunkt 9/11
Ein immer wiederkehrendes Thema  der Schau sind die Anschläge von 9/11. Viele Werke setzen sich auch mit einem  viel diskutierten Kleidungsstück, der Burka, auseinander. Nezaket Ekici, eine deutsche Performancekünstlerin mit türkischen Wurzeln, demonstriert beispielsweise  in einem Videofilm, wie man sich den Ganzkörperschleier  anlegt. Tanja Ostojic hat sich wiederum mit einer Burka in Militärtarnfarben im öffentlichen Raum fotografiert, während Sharam Entekabi die aus England bekannten Nacktwerbekarten von Prostituierten mit Burkas übermalt hat.

Aber auch zur Schau gestellte Sexualität wird thematisiert: Verstörend ist  etwa eine Videoaufnahme, auf der eine „westliche" Frau von einer Kamera missbraucht wird. Andere Nacktbilder erinnern an die Folterbilder aus dem Strafgefangenenlager Guantánamo.

Büroleute im Grünen
Der Niederländer Frank Schallmaier hingegen verwendet für seine Collagen  Schnappschüsse, die er in Online-Partnerbörsen für Homosexuelle findet: Ein wiederkehrendes Motiv sind dort erigierte Penisse, die  nebst größenverdeutlichenden Objekten abgebildet sind. Der deutsche Fotograf Jan Stradtmann wiederum zeigt in der  Serie „Garden of Eden" Businessmänner in London, die  ihre Mittagspause im Grünen verbringen und versuchen, aus der Natur Ruhe und Kraft zu schöpfen.

Gesichtslose Models
Auch auf internationalen Laufstegen kann man derzeit immer wieder beobachten, dass berühmte Modelabels wie beispielsweise Maison Martin Margiela, Viktor & Rolf oder Comme des Garcons die Gesichter ihrer Models hinter schweren Helmen oder glitzernden Masken verschwinden lassen. Bis zur Unkenntlichkeit geschönte und gestraffte Bilder, wie man sie aus diversen Magazinen kennt sucht man im  Rahmen der Ausstellung vergeblich. Insofern üben die Maskierten so auch auf ihre Weise Kritik an unerreichbaren gesellschaftlichen Vorgaben.

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