Naturfotografie: Die letzten Urwälder der Erde
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Das geläufige Sprichwort „Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen“ trifft auf die Mentalität einiger Menschen zu – bevor sie eine von Markus Mauthes Diashows gesehen haben. Denn danach wissen sie, dass Wald mehr als nur Bäume zu bieten hat. „Ein Wald ist nicht einfach nur ein Haufen Bäume mit etwas Grün dazwischen, sondern ein eigenes Ökosystem und, neben den Ozeanen, der Lebensraum mit der größten Artenvielfalt“, sagt Mauthe.
Die Begeisterung und Spezialisierung für den Lebensraum Wald kristallierte sich bei dem Deutschen vor neun Jahren heraus. In einer Zeitschrift der Umweltschutzorganisation Greenpeace las er, dass bereits 80 Prozent der Urwälder der Erde vernichtet wurden und die Zerstörung durch Rodung rapide voranschreitet. „Vorher habe ich seit über 15 Jahren Landesporträts gemacht. Ich bin dadurch viel herumgekommen und habe auch gesehen, was schiefläuft“, so Mauthe.
Er schlug Greenpeace ein Fotoprojekt vor, um Menschen mit Vorträgen und Fotobänden die Schönheit der Urwälder näher zu bringen und so deren Schutz zu fördern.
Unberührt
Trotz bekannter Umweltsünden, wie die Abholzung des Regenwalds oder das durch Emissionen beschleunigte Waldsterben, ist der Rückgang der Urwälder kaum im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Als Urwald gilt ein Wald, in dem der Mensch noch nie forstwirtschaftlich oder anderweitig eingegriffen hat. „In Mitteleuropa gibt es das fast überhaupt nicht mehr. In Deutschland findet man nur noch Reste, die vielleicht 40 oder 50 Hektar groß sind. Die Natur braucht aber eine gewisse Größe, um ihre Kreisläufe ziehen zu können, weshalb diese Restflecken keine echten Urwälder mehr sind“, so Mauthe.
Auch in Österreich, das fast zur Hälfte mit Wald bedeckt ist, schaut es nicht besser aus. 0,7 Prozent sind laut dem Umweltbundesamt noch in ihrem natürlichen Zustand. Der letzte, echte Urwald Österreichs ist der unter Naturschutz stehende und nicht zugängliche Rothwald mit einer Fläche von 500 Hektar. „Um noch echte Urwälder zu finden, muss man schon weiter reisen“, sagt Mauthe. In Europa findet man noch im Lappland, den nordischen Ländern, in den Karpaten und in Teilen Russlands echte Urwälder.
Herausforderung
Obwohl die Wälder und gelegentlich auch deren tierische Bewohner Mauthes Lieblingsmotive geworden sind, ist es für ihn dennoch die schwerste Form der Naturfotografie. „Ein Urwald ist immer sehr chaotisch. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wie man eine Struktur in das Bild bekommt“, so Mauthe. Sein Tipp: Regen und Wolken. „Die Leute schauen mich seltsam an, wenn ich sage ,Toll, schlechtes Wetter!‘, aber für Waldfotografie ist das der beste Zeitpunkt. Wenn die Sonne scheint, entstehen im Wald zu viele Licht- und Schattensituationen, was das Bild chaotisch wirken lässt.“
Ausrüstung
Da ein Urwald nicht gerade einfach zu begehen ist, wählt Mauthe seine Ausrüstung so, dass er „flexibel und fit“ bleibt. „Ohne ein Stativ geht aber gar nichts“, so Mauthe. Deshalb nutzt er ein leichtes und robustes Karbon-Stativ für seine Nikon D3X. Üblicherweise ist er mit fünf Objektiven, mit Brennweiten von 17 bis 400 mm, unterwegs. Ein Polarisationsfilter ist immer dabei, um die Reflexion aus den Blättern zu entfernen, wodurch das Grün besser zur Geltung kommt.
Obwohl im Portfolio des 42-Jährigen stets gelungene Tieraufnahmen zu sehen sind, schlägt sein Herz für die Flora: „Müsste ich mich für ein Lieblingsmotiv entscheiden, wäre es wohl der Boden der nordischen Wälder. Vor lauter Moosen sieht man dort den Boden nicht mehr. Das gibt es nur im Urwald.“
Vorträge und Workshops
Am Samstag, den 5.11. wird Markus Mauthe auf der Photo+Adventure seine Diashow „Europas Wilde Wälder“ (15–16 Uhr, Eintritt frei) präsentieren. Das gleichnamige Buch zur internationalen Kampagne zum Schutz der Wälder (192 Seiten) ist um etwa 40 Euro erhältlich.
Mauthe wird ebenfalls am 5.11 einen Workshop mit dem Titel „Die Welt im Licht – 10 Wege zur besseren Fotografie“ (9.30–13 Uhr, 45 Euro) abhalten. Der Kurs ist für Anfänger und Fortgeschrittene gedacht. „Der Workshop soll jedem helfen, der sich für Fotografie im Freien interessiert und dabei das natürliche Licht nutzt“, so Mauthe. Obwohl etwa auch der richtige Umgang mit dem Polarisationsfilter beigebracht wird, geht es Mauthe bei dem Kurs weniger um die technischen Hilfsmittel. „Gute Fotografie ist Emotion. Man sollte ein Gefühl dafür entwickeln, wie man ein gutes Bild sieht und wie man es optisch umsetzen kann.“
Die Foto-Messe:
Am 5. und 6. November findet im Messezentrum in Wien die Messe Photo+Adventure statt. Neben neue Produkten aus den Bereichen Fotografie und Outdoor werden kostenlose Vorträge sowie kostenpflichtige Workshops angeboten. Die Messe hat Samstag und Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
www.photoadventure.at
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