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Parlamentarium: Multimedia-Tour durch Europa

Über 100 interaktive Bildschrime und Projektionen, 600 RFID-Chips, 1400 Fotos, zwei 360-Grad-Kinos mit einer Projektionsfläche von jeweils 150 Quadratmetern, 3D-Lichtinstallationen und insgesamt 40 Kilometer Kabel. Für das Parlamentarium, in dem sich ab Freitag Besucher des Europäischen Parlaments in Brüssel  über die EU und den europäischen Parlamentarismus informieren können, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Planung und Umsetzung des Projekts nahmen sechs Jahre in Anspruch. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf 21 Millionen Euro. Nach dem Capitol Hill in Washington ist das Parlamentarium das größte parlamentarische Besucherzentrum der Welt. Jährlich werden 450.000 Besucher erwartet.

Multimedia-Guide aus Wien
An der multimedial aufbereiteten Ausstellung zur Europäischen Union im Parlamentarium arbeiteten Unternehmen aus zahlreichen EU-Mitgliedsstaaten mit. Eines davon ist die Wiener Multimediaagentur Nous, die den interaktiven Museumsguide entwickelte, mit dem sich Besucher durch das Parlamentarium navigieren und mit den Ausstellungsstücken interagieren können.

Für die Wiener Agentur war es das bislang größte Projekt. "Die technischen Anforderungen waren extrem spannend", sagt Nous-Gründer Alexander Stickelberger. Insgesamt 700 Multimedia-Guides des österreichischen Unternehmens stehen für die Besucher in Brüssel bereit. Nous stellt auch das Redaktionssystem, mit dem tausende Dokumente, Fotos und Videos der Ausstellung verwaltet und laufend aktualisiert werden.

23 Sprachen
"Die größte Herausforderung war es, die Inhalte in 23 Sprachen zu präsentieren", sagt Patrick Kastner, der bei Nous für das Projekt verantwortlich ist: "Das würde ohne die multimedialen Guides gar nicht funktionieren." Daneben werden auch Führungen für hör- und sehgeschädigte Personen unterstützt und spezielle Inhalte für Kinder angeboten.

Die Personal Multimedia Guides (PMGs) des Wiener Unternehmens sorgen dafür, dass die Besucher der Ausstellung die umfangreichen Materialien jeweils in ihrer Landessprache abrufen können. Dazu wird bei der Ausgabe der Guides jedem Gerät eine Sprache zugewiesen. Bewegen sich die Besucher durch die Ausstellung werden ihnen die Inhalte der Schau abgestimmt auf ihren Standort präsentiert.

iPod touch mit RFID-Chips
Die Basis für den interaktiven Mutimedia-Guide bildet ein iPod touch, der mit einer schwarzen Plastikverkleidung umhüllt und mit jeweils einem aktiven und passiven Funk-Chip (RFID, Radio Frequency Identification) erweitert wurde. Mithilfe der RFID-Chips werden die Besucher in der auf 2890 Quadratmeter über zwei Stockwerke angelegten Schau lokalisiert. Dabei kommt ein ausgeklügeltes System aus insgesamt 36 Longrange- und 160 Shortrange-RFID-Antennen und 27 WLAN Access-Points zum Einsatz.

Nachdem die Chips über Antennen geortet wurden, aktiviert der Server über WLAN passend zum Standort Informationen auf den Multimedia-Guides oder den interaktiven Installationen. Damit es beim Aufrufen der Dokumente und Audio- und Videodateien zu keinen Verzögerungen kommt, sind sie lokal auf den Geräten gespeichert.  "Sie sind im Bruchteil einer Sekunde da", sagt Kastner. Mit den Guides können Besucher etwa erklärende Texte zu Bildern und Grafiken abrufen, Videos und Audiodateien auf multimedialen Installationen abspielen oder an Abstimmungen zu europapolitischen Themen teilnehmen.

Einsatz in mehr als 50 Museen weltweit
Die Wiener Agentur Nous stattete bereits Führungen durch das Europäischen Parlament mit multimedialen Guides aus. "Das war der erste Test für die neue Technologie", sagt Stickelberger. Bis zu zehn Mitarbeiter des Unternehmens arbeiteten zwei Jahre lang an der Integration des interaktiven Besucherführungssystems in die Ausstellung.

Das Wiener Unternehmen blickt auf langjährige Erfahrung mit Informationssystemen für Museen zurück. Nousguides samt angeschlossenem Redaktionssystem kommen in mehr als 50 Museen und Ausstellungen weltweit zum Einsatz. Die Wiener Kunsthalle und das Technische Museum zählen ebenso zu den Nous-Kunden wie die National Gallery of Victoria im australischen Melbourne und das Museum of Modern Art in San Francisco.

Zweites Standbein App-Entwicklung

Die Erfahrungen mit den multimedialen Guides nutzte das Unternehmen, um sich ein zweites Standbein mit der App-Entwicklung für Smartphones und Tablets zu schaffen. Auch die futurezone-App für iPhone, iPod touch und iPad stammt von Nous. Daneben entwickelte die Agentur etwa auch Anwendungen für "Die Presse", Red Bull oder Mercedes Benz.

Die beiden Geschäftsbereiche würden sich gut ergänzen, meint Nous-Gründer Stickelberger. Bei der App-Entwicklung fließe viel von den Erfahrungen aus dem Kulturbereich ein und umgekehrt:  "Das System im Brüsseler Planetarium ist im wesentlichen auch eine App. Es gibt halt viel Drumherum."

Das Parlamentarium am Gelände des Europäischen Parlaments in Brüssel wird am Freitag eröffnet und kann bei freiem Eintritt sieben Tage die Woche besucht werden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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