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Wien

Polizei suchte mit Foto von YouTube-Star nach Verbrecher

Ein Jugendlicher soll im Dezember ein 16-jähriges Mädchen in Wien-Liesing brutal attackiert und ausgeraubt haben. Außerdem wollte er sie zu sexuellen Handlungen zwingen. Um den Täter auszuforschen, veröffentlichte die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft am Dienstag Fotos. Diese stellten sich bereits wenig später als falsch heraus. Bei dem Jugendlichen auf den Fotos handelte es sich vielmehr um einen YouTuber aus den USA. Nach der Veröffentlichung der Bilder gingen binnen kürzester Zeit dutzende Hinweise diesbezüglich bei der Polizei ein, diese widerrief daraufhin die Lichtbilder.

Die 16-Jährige hatte gegenüber der Polizei angegeben, dass es sich auf den Fotos zu „100 Prozent um den vermeintlichen Täter“ gehandelt habe. „Sie wird jetzt noch mal einvernommen“, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Facebook-Date

Die Jugendliche hatte den späteren Täter auf Facebook kennengelernt, die Kommunikation zwischen den beiden erfolgte ausschließlich über das Soziale Netzwerk. Sie vereinbarten am 23. Dezember ein Treffen im Skaterpark in der Carlbergerergasse. Dort soll der Verdächtige die junge Frau geschlagen, mehrfach gewürgt und ihr das Handy geraubt haben. Außerdem bedrohte er die 16-Jährige mit einem Messer und wollte sie mit geöffneter Hose zu Oralverkehr zwingen. Der Jugendlichen gelang die Flucht, sie blieb unverletzt.

Eine Fahndung nach dem Täter blieb zunächst erfolglos. Mittels einfacher Google-Bildersuche hätten die Ermittler jedoch feststellen können, dass es sich bei den Fotos des vermeintlichen Beschuldigten um den jugendlichen Amerikaner handelte. Das dürften die Polizisten offenbar unterlassen haben. „Nachdem die 16-Jährige ihn eindeutig als Täter identifiziert hat, hat man ihr geglaubt“, konstatierte Keiblinger.

Bushido klagte Polizei

In Deutschland gab es einen ähnlichen Fall mit einem bekannten Rapper. Der Rapper Bushido hatte bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die Polizei wegen mutmaßlicher Verleumdung gestellt, wie der "Spiegel" berichtet hatte. Die Polizei hatte als Phantombild ein Foto von ihm als Vorlage verwendet, weil er dem Täter ähnlich sah.

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