Firmensitz der Meinl Bank in der Wiener Innenstadt
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Digital Life

Prozess gegen mutmaßliche Handy-Erpresser der Meinl-Bank geht weiter

Im Wiener Straflandesgericht ist am Donnerstag der Prozess gegen vier Männer fortgesetzt worden, die im vergangenen Jahr versucht haben sollen, der Meinl-Bank angeblich heikle Daten um 1,5 Millionen Euro zu verkaufen. Man wäre im Besitz von 76 ausgemusterten Firmen-Handys, könne die gelöschten Daten wiederherstellen und werde diese einem Interessenten verkaufen, gaben sie an. Angeklagt ist in dem Prozess, der im November begonnen hatte, versuchter schwerer Betrug und nicht Erpressung, da für den Fall des Nichtbezahlens der geforderten 1,5 Millionen keine Drohung ausgesprochen wurde.

Die ausrangierten Blackberrys der Meinl-Bank hätten eigentlich der Reststoffverwertung zugeführt werden sollen. Von einem dafür zuständigen Unternehmen wurde die Mobiltelefone jedoch ohne SIM-Karten und nach einem Reset um rund 200 Euro weiterverkauft. Der neue Besitzer der Geräte entdeckte, dass es sich um besonders brisanten Elektroschrott handelt, und wollte ihn zu Geld machen. Über einen Bekannten ließ er den Kontakt zu zwei Managern einer Sicherheitsfirma herstellen, die kurz vor Weihnachten 2017 der Bank auftischten, man hätte von dritter Seite einen Auftrag zum "Absaugen" der erfolgreich wiederhergestellten Daten bekommen.

Mensdorff-Pouilly

Der Geschäftsführer der Sicherheitsfirma fotografierte bei zwei Handys die IMEI-Nummer - die Seriennummer - sowie SIM-Karten-Ausbrüche und übermittelte diese dem Bank-Vorstand, um zu veranschaulichen, dass man sich tatsächlich im Besitz der alten Blackberry-Geräte befand. Als Überbringer der Fotos soll der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly fungiert haben, der im staatsanwaltschaftlichen Ermittlungserfahren nicht als Beschuldigter, sondern als Zeuge geführt wurde. Mensdorff-Pouilly arbeitet ebenfalls für die Sicherheitsfirma, wie deren Geschäftsführer am Donnerstag als Zeuge berichtete. Neben dem Geschäftsführer und seinem Mitarbeiter nahmen der zwischengeschaltete Mittelsmann und der letzte Besitzer der Blackberry-Geräte auf der Anklagebank Platz.

Als die Meinl-Bank feststellte, dass es sich tatsächlich um ihre ausrangierten Mobiltelefone handelt, wurde ein Treffen mit den beiden Männern der Sicherheitsfirma in einem Wiener Kaffeehaus vereinbart. "Es sollte ausgelotet werden, ob die Meinl-Bank Interesse hat, die Handys zurückzukaufen", sagte der Geschäftsführer. Dazu habe man sich überlegt, wie viel verlangt werden könne und zog dazu vergleichbare Fälle aus Deutschland und der Schweiz heran. Mit seinem Mitarbeiter vereinbarte er eine Summe von 200.000 Euro, die dann aufgeteilt werden sollte.

Vertagt

"Wichtig war uns, ob die Handys aus redlicher Herkunft stammen", sagte der Sicherheitsunternehmer. "Wenn die Meinl-Bank gesagt hätte 'kein Interesse', dann wäre es erledigt gewesen." Bei dem Treffen - dem "Sondierungsgespräch" - sollte zunächst keine Summe genannt werden. Doch erwähnten die Männer bei dem Gespräch mit den Meinl-Mitarbeitern, dass ein solche Sicherheitslücke für eine Bank einen enormen Schaden bedeuten würde, und dass bereits ein Prozessfinanzierer Interesse an den Handys bekundet habe.

Als der Geschäftsführer am Ende des Gesprächs zum Zahlen ging, eröffnete sein Mitarbeiter plötzlich, dass man für die Blackberrys eine Summe von 1,5 Millionen Euro haben wolle. "Das hat er mir dann gesagt, wie wir das Lokal verlassen haben", sagte sein Chef. Laut erster Polizeiaussage sagte der Geschäftsführer, sein Mitarbeiter habe "hoch gepokert". "Ich hab gesagt: 'Warum machst du das?' Ich war sehr entrüstet", sagte der Angeklagte. Doch bei den Mitarbeitern der Meinl-Bank hatte er die zuvor verlangte Summe nicht mehr zurückgenommen, wie Richter Christian Böhm feststellte. Just in dieser Zeit hatten sich die Männer der Sicherheitsfirma auch ein Datenlesegerät für Handys anschaffen wollen. Die Männer hatten sogar einen Termin bei einem Unternehmen, das diese Geräte vertreibt.

Auch der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma betonte, bei dem Gespräch, wo er für den Kauf der Handys 1,5 Millionen Euro verlangt hat, keine unlauteren Motive gehabt zu haben. "Das ist mir so rausgerutscht", meinte der Beschuldigte. Für ihn hätte der "Data Breach" - das Datenleck - mindestens zehn Millionen Euro verursachen können. Der Prozess wurde zur Befragung weiterer Zeugen auf den 25. Februar vertagt.

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