Raumfahrt

Raumanzug-Wasserkühlung bekanntes Problem

Der italienische Astronaut Luca Parmitano hatte vor wenigen Tagen bei einem Weltraumspaziergang von der Internationalen Raumstation (ISS) aus massive Probleme und wäre beinahe an auslaufender Kühlflüssigkeit seines Anzugs ertrunken. Die Wasserkühlung in Raumanzügen sei schon länger als Schwachpunkt bekannt, erklärte dazu Gernot Grömer vom Österreichischen Weltraumforum (ÖWF) im Gespräch mit der APA anlässlich einer Pressekonferenz zur im Oktober stattfindenden "World Space Week", deren Aktivitäten heuer von Innsbruck aus koordiniert werden.

"Irgendwann passiert es einfach"
"Ich wusste nicht, ob ich beim nächsten Atemzug Luft oder Flüssigkeit in meinen Lungen haben werde", bloggte Parmitano vergangene Woche von der ISS über den Zwischenfall. "Die Wasserkühlung ist bei Raumanzügen immer schon eine Schwachstelle gewesen, denn irgendwann passiert es einfach, dass irgendwo ein Schlauch nicht gut angesteckt oder entlüftet wird", so Grömer. Im harmlosesten Fall habe der Astronaut dann eine nasse Unterwäsche, im schlimmsten Fall dringt das Wasser durch die Lüftungsschlitze in den Helm ein, haftet mangels Schwerelosigkeit am Kopf des Astronauten und kriecht vom Nacken nach vorne, beschrieb er. So könne das Wasser, wie es Parmitano passierte, auch in die Ohren und die Nase sowie beim Einatmen in die Lungen gelangen.

Partner überlebenswichtig
Der Italiener und sein Kollege Chris Cassidy hätten richtig reagiert und den Weltraumspaziergang sofort abgebrochen, meint Grömer. Da Parmitano bei dem Vorfall die Orientierung verloren hatte, sei es vermutlich lebensrettend für ihn gewesen, dass er nicht alleine außerhalb der ISS arbeitete. "Es ist im Weltraum wie beim Tauchen eine eiserne Regel, dass man nie alleine unterwegs sein darf", so der Experte. Wäre er darauf angewiesen gewesen, dass ihm jemand aus der ISS zu Hilfe kommt, hätte Parmitano wohl zu lange warten müssen. "Bei unserem Raumanzug dauert es zum Beispiel drei Stunden, um ihn anzuziehen", erklärte Grömer.

Kühlung durch Mikropartikel
Beim vom ÖWF für Marsbesuche entwickelten Raumanzug "Aouda.X" funktioniert die Kühlung mittels Mikropartikeln in der Unterwäsche, sagte er. Diese würden ab 36 Grad Celsius schmelzen und so wie beim Schwitzen dem Körper Wärme entziehen. "Man zieht die Unterwäsche an, und es wird einem kalt", beschrieb der Anzugtester Grömer den am eigenen Körper verspürten Effekt.

World Space Week im Oktober
Das Weltraumforum wird bei der vom 4. bis 10. Oktober stattfindenden "World Space Week" die weltweit ablaufenden Aktionen über ein "Mission Control Center (MCC)" in Innsbruck koordinieren, erklärten Grömer und Remco Timmermans von der `World Space Week Association` bei der Pressekonferenz. Die Organisatoren erwarten rund 700 Veranstaltungen, bei denen vor allem Kinder und Jugendliche für die Weltraumforschung begeistert werden sollen. Erstmals könnten die Teilnehmer bei der seit 1999 von den Vereinten Nationen unterstützten Weltraum-Woche nicht nur Vorträge und Präsentationen bewundern, sondern selbst mit Hightech-Ausrüstung "spielen". So würde zum Beispiel eine Schulklasse aus Mosambik via Innsbruck einen Weltraumroboter in Polen steuern können, sagte Grömer.

Mehr zum Thema

  • NASA will Asteroiden einsacken und abschleppen
  • NASA testet Datenübertragung per Laser
  • Mars One: „Chance auf das größte Abenteuer“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare